So werden hohe Steifigkeits- und Festigkeitswerte erzielt, die deutlich über jenen von kurzfaserverstärkten Thermoplasten liegen. Doch die Langfasertechnologie bietet noch weit mehr. Die thermischen Eigenschaften der Werkstoffe zeigen bei tiefen oder hohen Temperaturen eine markant bessere Performance. Die polyamidspezifischen Eigenschaften wie Chemikalienbeständigkeit oder Oberflächenqualität werden dabei nicht beeinträchtigt. Dadurch können Bauteile realisiert werden, die hohen thermomechanischen Belastungen standhalten und gleichzeitig eine sehr gute Oberflächenqualität aufweisen müssen. Zusätzlich reduzieren die langen Fasern das Kriechen und erhöhen die Dimensionsstabilität. Diese Eigenschaften zeigen sich exemplarisch beim Gehäuse des Volvo-Heckklappenantriebs der Firma Oechsler, die das Bauteil aus Grivory GVL-5H von EMS-Grivory, Domat/Ems, Schweiz, fertigt. Wechselnde Temperaturen und Feuchtigkeitsgrade machen dem teilaromatischen Polyamid nichts aus, schnelle Belastungsspitzen werden durch die Langfaserverstärkung aufgefangen. Auch zeigt das Produkt praktisch kein Kriechen oder Nachgeben unter Dauerbelastung. Mittlerweile hat das Unternehmen sein Sortiment an langfaserverstärkten Polyamiden auf fünf Produktfamilien ausgedehnt: Grivory HT, Grivory GV, Grilamid L, Grilamid TR und Grilon TS. Diese Werkstoffe lassen sich auf handelsüblichen Spritzgießmaschinen verarbeiten und ermöglichen feine Bauteilstrukturen, die mit duroplastischen Kohlefasergeweben nicht darstellbar sind.
Roh- und Zusatzstoffe
Werkstoffe mit Allrounder-Qualitäten
Langfaserverstärkte Thermoplaste sind vor allem für den anspruchsvollen Metallersatz geeignet, denn trotz geringem Gewicht verfügen sie über metallähnliche Festigkeiten. Der Grund hierfür sind die langen Fasern, die im fertigen Bauteil ein Faserskelett bilden, das die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes steigert.