Die Kunststoffindustrie, bestehend aus Kunststofferzeugern, Kunststoffverarbeitern und Kunststoffmaschinenbauern, hat einen Anteil von rund 6 % an der deutschen Industrieproduktion. Laut aktuellem BVSE-Marktbericht (Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.) hatten 2019 rund 421.000 Menschen einen Arbeitsplatz in etwa 3.500 Unternehmen der Kunststoffindustrie mit einem Umsatzvolumen von 97 Milliarden Euro. Im Verlaufe des Jahres 2020 waren die Marktkennzahlen rückläufig. Vor allem der Recyclingmarkt, Basis für eine gelingende Kreislaufwirtschaft schlechthin, ist spürbar eingebrochen.
„Die Verwerfungen in den Märkten haben deutlich gemacht, dass sich die Preisbildung von Neuware und Recycling unterscheiden“, gibt Dr. Thomas Probst, Referent Fachverband Kunststoffrecycling beim BVSE, zu bedenken. „Neuware ist letztlich an den Rohölpreis gebunden, der zurzeit konkurrenzlos billig ist. Recyclingkunststoffe bilden aber die gesamte Kette des Recyclings ab – das sind Sammeln, Sortieren, Aufbereiten und Verwerten. Bis Anfang 2019 waren die Kosten des Recyclings in etwa den Kosten von Neuware ebenbürtig. Durch Preisverfälle in den Rohölnotierungen, die coronabedingt zusätzlichen Auftrieb erhalten haben, hat sich die Schere zwischen Neuware und Recyclaten immer weiter geöffnet. Kunststoffrecycler leiden zudem darunter, dass überwiegend ungenügende Sortierqualitäten angeboten werden; obendrein verschlechtern sich die angebotenen Sortierqualitäten weiter. Somit steigt der notwendige Aufwand, um marktgängige Rezyclate herzustellen.
Kreislaufwirtschaft muss konsequent ausgebaut werden
Die Kunststoffhersteller und die Kunststoffverarbeiter leiden unter anhaltenden Verwerfungen – dies sind insbesondere Absatzprobleme, Kunststoffbashing und Littering. Diese Aspekte sind alle miteinander verknüpft. „Die Corona-Pandemie hat die Situation noch verschlimmert. Aber eine Krise birgt auch die Möglichkeit zur Neuorientierung, weiß Thomas Probst: „Der Umbau der Kunststoffindustrie zu mehr Nachhaltigkeit hat begonnen.“ Das Kunststoffrecycling sei ein positiver Aspekt, der weltweit Chancen und Märkte generiere und der aktiv zu kommunizieren sei, so sein Plädoyer.
Für die Zukunft: Digitalisierung, Recycling und D4R
Der nächste Trend, den Thomas Probst identifiziert, ist „Design for Recycling“ – kurz D4R: Zunehmend sind im Verpackungsbereich unlösliche Verbundstoffe zu sehen, beispielsweise Label und Verpackungen, die miteinander in den Verkehr gebracht werden. Etwa wird bei Hohlkörpern der Papieranteil heiß auf den Kunststoff aufgezogen, und diese Papierfasern sind dann Bestandteil der Regranulate. Hier greift D4R als positiver Trend: D4R ist eine wichtige Stellschraube dafür, die Vorgaben der Recycler zu berücksichtigen.
Unterdessen haben viele Unternehmen ihre Produktionskonzepte hinsichtlich Automatisierung, Digitalisierung, Vernetzung und Effizienz konkretisiert und vorangebracht. Daher wird die Fakuma 2021 als herausragendes Fachmesseereignis mit zukunftsweisenden Fragestellungen und nachhaltigen Lösungsansätzen besonders erwartet. Bis dahin beweist sich die Fakuma-Virtuell als nützliches Instrument, um den fachlichen Austausch rund um Materialen, Maschinen, Peripherie, Prozesse, Simulation, Verfahren, Technologien und Tools in der Kunststoffbe- und -verarbeitung up to date zu halten. Aber der Wert des persönlichen Kontakts zwischen Anbietern und Anwendern bleibt unerreicht.
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