Werkzeug für die Herstellung von Prüfkörpern.

Werkzeug für die Herstellung von Prüfkörpern. (Bild: SKZ)

Mann mit Haarkranz, Brille, weißem Hemd und schwarzen Jackett.
Robert Held ist Gruppenleiter Bildung Spritzgießen und Additive Fertigung am SKZ. (Bild: SKZ)

Die letzten Jahre waren für den deutschen Formenbau permanent herausfordernd. Erst Corona, dann Lieferkettenproblematik, Ukraine-Krieg, Mangel an qualifizierten Mitarbeitern und zuletzt steckte noch ein Frachter fest und hat große Teile der Logistik durcheinandergewirbelt. Fast hätte ich noch die allgemeine Unsicherheit in der Politik und die Zurückhaltung der Konsumenten vergessen. Wo bleiben da noch Kapazitäten oder Unternehmergeist, um Trends im Werkzeugbau zu setzen? Der wohl bekannteste Trend ist die Industrie 4.0-Welle. Seit einigen Jahren hält die Digitalisierung Einzug in die deutschen Betriebe. Werkzeuge und Produktionsanlagen werden zunehmend mit Sensoren und Überwachungssystemen ausgerüstet. Auch werden zwischenzeitlich Maschinen mit Assistenzsystemen ausgestattet, um Produktionsprozesse zu kontrollieren. So werden Unmengen an Daten generiert, die nach aktuellem Stand noch nicht routiniert verdichtet und ausgewertet werden. In der Vergangenheit haben Hackerangriffe bei großen Unternehmen gezeigt, dass hier noch einige Hausaufgaben zu erledigen sind, um den Spagat zwischen Datenaustausch und Datensicherheit zu konsolidieren. Wo sind die Grenzen zwischen Datengebrauch und Datenmissbrauch oder zwischen offenem Datenaustausch und Datensicherheit? Ein Trend, der noch seine Grenzen sucht.

Zitat

Reichlich Energie und Strategie sind nötig, bis sich Trends dauerhaft etablieren.

Wird der Wettbewerber zum Kooperationspartner?

Kooperationen von einstigen Marktbegleitern oder Wettbewerbern werden häufig als möglicher Rettungsring für den Formenbau diskutiert. Es ist richtig, dass durch ein gemeinsames Bearbeiten größerer Projekte die einzelnen Partner spezialisierte Arbeiten effizienter erledigen können. Betrachtet man die Situation aber im größeren Radius, dann wird offensichtlich, dass das Auftragsvolumen durch gemeinsames Bearbeiten nicht steigt. Die gleiche Menge an Arbeit wird auf mehr Köpfe aufgeteilt und durch eine größere Organisation verwaltet. Hier muss noch viel Strategie und Energie investiert werden, um als Trend zu gelten. Als einen weiteren Trend könnte man vermutlich immer noch den Einzug der additiven Fertigung in den Spritzguss-Werkzeugbau bezeichnen. Mittlerweile erweitern 3D-gedruckte Heißkanaldüsen oder Verteilerbalken die Möglichkeiten im Werkzeugbau. Bei manchen Werkzeugen wird untersucht, wie durch den 3D-Druck die Stahlmenge zielgerichteter eingesetzt werden kann. Es ist nicht immer notwendig, eine komplette Platte in einem Werkzeug zu verbauen, wenn auch durch gezielten Materialeinsatz nur an hoch belasteten Bereichen die entsprechende Stabilität benötigt wird. Die Vorteile an Energie- und Materialeinsatz sind offensichtlich. Kritisch ist hierbei, dass die eingesparten Material- oder Prozesskosten die höheren Fertigungskosten dieser Teile nur zu einem Teil wieder wettmachen. Es zeigt aber, dass der 3D-Druck schon längst als interessante Fertigungstechnologie für Einzelstücke mit einem sehr breiten Anwendungsspektrum im Formenbau etabliert ist. Ob sich diese Techniken wirtschaftlich durchsetzen werden, ist ungewiss. Kein eigentlicher Trend, aber eine Selbstverständlichkeit ist die Tatsache, dass die Anforderungen an Formenbauer derzeit immer häufiger in Richtung Systemlieferant abdriften. Von den Kunden werden Beratungsleistungen in der Artikel- und Werkzeugkonstruktion sowie in der Prozessführung erwartet. Hier liegen vermutlich große Potenziale, um Kunden von den eigenen Kompetenzen zu überzeugen und hoffentlich langfristig zu binden. Während der oben bereits erwähnten Lieferkettenproblematik wurden einige Sourcing-Entscheidungen neu gedacht und manchmal auch der Vorteil kurzer Wege und einfacher Kommunikation wieder entdeckt. Die Zukunft wird zeigen, ob daraus ein Trend oder gar eine Strategie für den deutschen Werkzeugbau werden kann.

Quelle: SKZ

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