Am 19. Februar, nur wenige Tage vor seinem 77. Geburtstag, verstarb Paul Eberhard Schall, Gründer der P. E. Schall GmbH & Co. KG im baden-württembergischen Frickenhausen am Rande der Schwäbischen Alb. Unter seiner Regie entstand ab dem Jahr 1962 sukzessive die Schall Firmengruppe. Diese umfasst heute unter anderem das private Messeunternehmen P.E. Schall GmbH & Co.KG, die Messe Sinsheim GmbH in Sinsheim und die Pescha Media-Agentur.
Paul Eberhard Schall wurde 1939 als Sohn einer schwäbischen Unternehmerfamilie in Stuttgart geboren. Nach der Lehre zum Mechaniker fing er im elterlichen Betrieb an, der Maschinen für die Papier verarbeitende Industrie herstellte. Mit 23 Jahren macht er sich selbstständig und gründet seine erste Firma, die Paul Schall jun. Grafische Maschinen. Später verlegt sich Schall auf die Veranstaltung von Fachausstellungen. Mitte der 1980er Jahre initiiert er die Control, Fachmesse für Qualitätssicherung und Messtechnik. Auch die Fakuma wurde in ihrer mehr als 30-jährigen Geschichte zum herausragenden Branchentreffpunkt mit weltweiter Bedeutung. Im Jahr 1989 gründet Schall die Messe Sinsheim GmbH, wo viele der Ausstellungen stattfinden.
Zum Portfolio des Unternehmens zählen heute neben der Control große Branchenforen wie die Motek, Internationale Fachmesse für Produktions- und Montageautomatisierung, und die Blechexpo, Internationale Fachmesse für Blechbearbeitung, alle drei Messen finden am Standort Stuttgart statt. Ebenfalls fest etabliert und weltbekannt sind auch die Fakuma, Internationale Fachmesse für Kunststoffverarbeitung am Standort Friedrichshafen und die Optatec, Internationale Fachmesse für optische Technologien, Komponenten und Systeme im Messegelände Frankfurt.
Technische Fachmessen sah Paul E. Schall immer als Mittler zwischen Forschung und spezifischer Anwendung sowie zwischen Angebot und konkretem Bedarf. Noch vor wenigen Monaten formulierte der rührige Entrepreneur gegenüber dem Hüthig Verlag sein Erfolgsrezept: „Wir sind in Schlüsselnischen tätig und konzentrieren uns strikt auf das Kernthema plus unerlässlicher Peripherie. Damit erfüllen wir offensichtlich die Erwartungshaltung des Marktes und nehmen mit den Fachveranstaltungen Control, Motek, Fakuma und Blechexpo den Status von Europa- und Welt-Leitmessen ein.“
Als Meilensteine der Unternehmensentwicklung bezeichnete Paul Eberhard Schall die Gründung der Messe Motek: „Mit der Motek haben wir von ganz klein bis zur heutigen Welt-Leitmesse den Markt für die Produktions- und Montageautomatisierung buchstäblich aufgemacht. Selbiges gilt für die Control mit dem Thema Qualitätssicherung, wobei wir hier behaupten dürfen, einen ganz neuen Markt eröffnet zu haben. Früher war Qualitätssicherung ein notwendiges, teures Übel, heute gilt QS als zentrales Wertschöpfungs-Element.“
Der Unternehmer von der schwäbischen Alb nahm auch nie ein Blatt vor den Mund und formulierte direkt, was er dachte. So platzierte er vor Kurzem noch einen seiner Bonmots zum Thema Industrie 4.0: „Anstatt auf die Vorstellung von Industrie 4.0-Lösungen setzen wir auf die Präsentation praxisrelevanter Process Lines in speziellen Application Roads; zumal hier die Industrie 4.0-Aspekte schon längst berücksichtigt sind.
Paul. E. Schall hätte es sich schon längst als Privatier gut gehen lassen. Auch eine schwere Krankheit hinderte ihn nicht daran, mit tatkräftiger und liebevoller Unterstützung seiner Ehefrau Bettina, weiter aktiv und innovativ am Messegeschäft im Messegeschäft teilzunehmen. Dafür hatte er auch eine plausible Begründung, wie auf der Website der Firmengruppe zu lesen ist. Zitat: „Messen machen war für mich nie nur eine Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Messen machen süchtig – und ich kann mir auch heute nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“
Für den Hüthig Verlag in Heidelberg und den verlag moderne industrie in Landsberg war Paul E. Schall immer ein hochgeschätzter Gesprächs- und Geschäftspartner. Die beiden Verlage mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden Paul Eberhard Schall ein ehrendes Andenken bewahren.
(Rainer Simon)