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Siegerpokal für den Werkzeugbau des Jahres 2020. (Bild: Fraunhofer IPT)

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Freuen sich über die beiden Auszeichnungen (hintere Reihe von links nach rechts): Christian Lürken (Fraunhofer IPT), Christoph Ebbecke (WLZ der RWTH Aachen), Alexander Wiens, Cord Speckmeier, Andreas Weiß, Jörg Krumrei (alle Harting Applied Technologies). Vordere Reihe von links nach rechts: Reiner Hußmann, Geschäftsführer Dr. Volker Franke, Thomas Heimann (alle Harting Applied Technologies). (Bild: Harting)

Nachdem den Veranstaltern in diesem Jahr schon früh klar war, dass das Aachener Kolloquium »Werkzeugbau mit Zukunft« coronabedingt als Präsenzveranstaltung ausfallen musste und durch einen Digitalen Werkzeugbautag ersetzt wurde, waren auch neue Lösungen für den jährlichen Wettbewerb »Excellence in Production« gefragt. Ungewiss war, ob sich im Krisenjahr 2020 überhaupt genügend Unternehmen finden würden, die Zeit und Kapazitäten für eine Teilnahme am bekannten Branchenwettbewerb aufbringen würden.

Doch am Ende nahmen nicht nur mehr als 200 Unternehmen die Herausforderung an – in einem wie gewohnt hochkarätigen Teilnehmerfeld konnte sich schließlich die Harting Applied Technologies als Gesamtsieger des Wettbewerbs und damit als »Werkzeugbau des Jahres 2020« behaupten. Nach mehreren Jahren, in denen das Unternehmen die Jury bereits regelmäßig in der Kategorie »Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitenden« überzeugen konnte, hat der Gesamtsieg in dieser unruhigen Zeit für alle Beteiligten eine ganz besondere Bedeutung.

Auch die Preisverleihung fand nicht wie sonst üblich vor großem Publikum im Krönungssaal des Aachener Rathauses statt, sondern im virtuellen Raum im Rahmen eines Livestreams. Die Finalisten waren live zugeschaltet, die Laudatio auf den Gesamtsieger hielt traditionsgemäß Vorjahressieger Michael Stepper, Geschäftsführer der Fritz Stepper GmbH & Co. KG.

Kompetenzzentrum für komplexe Spritzgieß- und Druckgießwerkzeuge

Ausschlaggebend bei Harting war für die Jury die klar definierte Strategie für jeden Geschäftsbereich, die Roadmaps mit definierten Handlungsfeldern und Zielen einschloss, sowie das besonders hohe Bewusstsein für Vision und Strategie innerhalb der Belegschaft. Die hohe Maschinenauslastung in allen Fertigungstechnologien durch umfangreiche Automatisierung, leistungsfähige Maschinen und innovative Lösungen fiel ebenso positiv ins Gewicht. Das Unternehmen verfügt über eine vollständige Systemlandschaft mit hoher Datendurchgängigkeit und setzt auf eine Farbsystematik, die Informationen über Toleranzen, Technologien und Flächencharakteristik vermittelt. Harting Applied Technologies ist eine eigenständige Gesellschaft innerhalb der Harting Technologiegruppe mit Sitz in Espelkamp. Sie entwickelt, konstruiert und fertigt in zwei unabhängigen Teilbereichen Spritzgieß- und Druckgießwerkzeuge für Aluminium und Zink sowie Montagesysteme und Sondermaschinen.

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Siegerpokal für den Werkzeugbau des Jahres 2020. (Bild: Fraunhofer IPT)

Im Werkzeugbau fertigt das Unternehmen mit 49 Mitarbeitenden hochpräzise und produktive Werkzeuge in Ein- und Mehrkomponententechnik. Die Bandbreite der Produkte reicht von relativ großvolumigen Gehäusebauteilen für Steckverbinder aus Kunststoff und Aluminium bis hin zu Mikrospritzgießteilen mit Schussgewichten unterhalb von einem Gramm und Strukturgrößen unter 100 Mikrometern mit höchsten Ansprüchen an die Oberflächengüte. Zusätzlich zur Herstellung der Spritzgießwerkzeuge ist die Entwicklung zugehöriger Spritzgießprozesse für die Herstellung von Metall-Kunststoff-Verbundbauteilen ein Schwerpunkt des Unternehmens. Die Prozesskette im Werkzeugbaubetrieb bei Harting umfasst eine eigene Vorentwicklung für neue Fertigungsverfahren und -konzepte sowie eine umfassende und frühzeitige Beratung der Kunden. Die Herstellung von Werkzeugen umfasst Engineering, Konstruktion, Fertigung und Montage in einem umfangreich ausgestatteten Technikum.

Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen ermittelten gemeinsam mit einer fachkundigen Jury die besten Werkzeug- und Formenbaubetriebe in vier Kategorien auf der Grundlage eines ausführlichen Vergleichs und besuchten diese während der Sommermonate vor Ort.

Kategorie „Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende“

Neben dem Gesamtsieg gewann Harting auch die Auszeichnung in der Kategorie „Interner Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende“. Als weitere Finalisten dieser Kategorie zeichnete die Jury außerdem die Jehle AG – Werkzeug- und Formenbau aus Etzgen, Schweiz, und die Firma Roto Frank Austria aus Kalsdorf, Österreich, mit einer Urkunde aus.

Kategorie „Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende“

Der Sieg in der Kategorie »Interner Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende“ geht in diesem Jahr an die Firma Fischer Werkzeug- und Formenbau aus Horb am Neckar. Zu den besonderen Stärken des internen Werkzeugbaus bei Fischer zählte die Jury den systematischen Methodeneinsatz zur Ableitung strategischer Ziele und Maßnahmen sowie die gute Segmentierung des Maschinenparks mit durchgängiger Installation von Shopfloorboards für Kennzahlen, Ziele und allgemeine Informationen für Mitarbeitende. Auch die umfangreiche Nutzung von Automatisierungslösungen und die gute Maschinenausstattung mit hoher technologischer Leistungsfähigkeit beeindruckten die Juroren. Der Fischer Werkzeug- und Formenbau ist Bestandteil der Unternehmensgruppe Fischer, die weltweit bekannte Befestigungssysteme herstellt. Der Fischer Werkzeug- und Formenbau fertigt hochpräzise Multikavitäten- und Multikomponentenwerkzeuge für interne und externe Kunden. In Verbindung mit der eigenen Automatisierungstechnik bietet der Fischer Werkzeug- und Formenbau auch Werkzeugkomplettlösungen und Services wie Instandhaltung, Instandsetzung und Produktionsbetreuung der Werkzeuge. Als weiterer Teilnehmer stand in diesem Jahr Gerresheimer Regensburg mit im Finale.

Kategorie „Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende“

Bester Externer Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende wurde die Firma Schülken Form aus dem thüringischen Waltershausen bei Gotha. Schülken Form überzeugte die Jury besonders durch seine konsequente Positionierung als internationaler Full-Service-Dienstleister mit einem breiten vor- und nachgelagertem Dienstleistungsspektrum für sogenannte Turn-Key-Solutions. Das Unternehmen setzt auf eine papierarme Fertigung, indem durchgängig Viewer-Arbeitsplätze und Industrie-4.0-Lösungen, beispielsweise in Gestalt von Augmented-Reality-Brillen, zum Einsatz kommen. Die Jury lobte in diesem Zusammenhang auch das hohe Qualifikationsniveau der Mitarbeitenden und die hohe Anzahl der Schulungstage pro Mitarbeitende in allen Unternehmensbereichen. Schülken Form fertigt komplexe und anspruchsvolle Spritzgießformen am Standort Schwarzhausen in Deutschland und seit 2016 auch am Standort Kazan in Russland. Ein Team von 30 Mitarbeitenden konzentriert sich auf die Auslegung und Fertigung der Formen, in erster Linie für die Herstellung von Verpackungen, Verschlüssen und Medizinprodukten. Der Fokus liegt auf hochfachigen Schnellläuferwerkzeugen sowie Mehrkomponentenformen. Ein After-Sales-Service für die Formen und eine schnelle Ersatzteillieferung weltweit werden gewährleistet.
Weitere Finalisten in dieser Kategorie waren die Unternehmen BBG aus Mindelheim im Unterallgäu und Hanns Engl Werkzeugbau aus Bozen in Südtirol.

Kategorie „Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende“

Gewinner in der Kategorie »Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende« ist die Fischer GmbH aus Geringswalde in Sachsen. Die Jury beeindruckte bei Fischer besonders die Kooperation mit Universitäten, die nicht nur zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Werkzeuge herangezogen wird, sondern dem Unternehmen auch dabei hilft, neue Geschäftsfelder zu erschließen und eine hohe Branchendiversität zu erzielen. Das Unternehmen nutzt ein selbst entwickeltes, anforderungsgerechtes Kalkulationssystem mit einer analytischen und hochgradig standardisierten Kalkulationssystematik. Außerdem fiel auch der hohe Grad an Standardisierung der Werkzeuge positiv ins Gewicht, der durch den Einsatz parametrisch aufgebauter Konstruktionen und Standardvorlagen erreicht wird. Fischer fertigt mit mehr als 70 Angestellten im Dreischichtbetrieb Werkzeuge für Stanz- und Spritzgießverfahren. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Folgeverbund- und Transferwerkzeuge, Spritzgießwerkzeuge für den Ein- oder Mehrkomponenten-Spritzguss, Zinkdruckgießwerkzeuge, Sonderanlagen und Vorrichtungen für die Automobil-, Elektro- und Metallindustrie. Der Fokus liegt auf Folgeverbundwerkzeugen mittlerer Größe.

Als weiterer Finalist in der Kategorie „Externer Werkzeugbau über 50 Mitarbeitende wurde die EMO – Orodjarna d.o.o aus Celje in Slowenien ausgezeichnet.

Neue Chance im nächsten Jahr

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In diesem Jahr wurde die Preisverleihung an den Werkzeugbau des Jahres per Livestream übertragen. (Bild: Fraunhofer IPT)

Auch im kommenden Jahr werden sich die besten Werkzugbau- und Formenbaubetriebe wieder untereinander messen. Interessenten können sich schon jetzt unter www.excellence-in-production.de detailliert über den Wettbewerb informieren und ab dem 1. Dezember 2020 registrieren. Alle Teilnehmenden des Wettbewerbs erhalten eine individuelle Auswertung über Ihre Stärken und Verbesserungspotenziale.

Nach der Anmeldung füllen alle Teilnehmenden zunächst nur den ersten Teil des Fragebogens mit einer geringen Anzahl zentraler Fragen aus und erhalten auf dieser Basis eine erste Kennzahlenauswertung. In der zweiten Wettbewerbsphase sind dann detailliertere Fragen zu beantworten. Unter allen Teilnehmenden der zweiten Phase werden außerdem zwei zusätzliche Vor-Ort-Besuche der Aachener Werkzeugbau-Experten verlost.

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