Die Agathon Systemführung Plus

Die Agathon Systemführung Plus (Bild: Agathon)

Ursprünglich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Knopffabrik in Wuppertal gegründet, spezialisierte sich das damalige Unternehmen Stock & Co. zunächst auf Metallwaren wie Hohlnieten, Druckknöpfe und später dann auf Lötfahnen. Dabei musste immer wieder den Zeichen der Zeit Rechnung getragen werden. Zu den weiteren Meilensteinen auf dem Weg zum heutigen Unternehmen gehörte dann die Fertigung von Kunststoffprodukten wie beispielsweise Filmspulen oder Diarahmen. Mit den Produktionserfahrungen aus beiden Materialbereichen war die Richtung des in Wuppertal sitzenden Unternehmens Stocko Contact vorgegeben: Elektrotechnik. Ende der 1990er-Jahre entstand, beliefert Stocko Contact heute aus fünf Werken in Deutschland, Frankreich, Tschechien und China Kunden vorwiegend der Hausgerätetechnik, Heizungstechnik, Industrie und Automotive in aller Welt mit elektromechanischen Bauelementen und Steckverbinderlösungen.

Die Elektrotechnik im Fokus

Steckverbindersysteme mit Schneidklemm-, Crimp- oder Lötanschluss gehören heute zu den Spezialitäten des Stanz- und Spritzgießers am Fertigungsstandort in Hellenthal. Auf 4.250 m2 Produktionsfläche fertigt das Unternehmen dort mit insgesamt 80 Spritzgießmaschinen und einem Gesamtbestand von gut 350 Werkzeugen täglich rund 2,7 Mio. Einzelteile von 0,1 bis 16 g Artikelgewicht. Jeden Tag werden knapp 6 t Rohmaterial, meist PA, PC, PBT und POM, verstärkt und unverstärkt verarbeitet. Die metallischen Kontakte werden bei Stocko Contact selbst gestanzt und entweder in der Endmontage zusammengefügt oder als Einlegeteile umspritzt.

Gerade im Bereich von spezifischen Produkten, sprich nicht standardisierten Applikationen, wie Artikelvarianten mit anwenderspezifischer, individueller Codierung ist Stocko Contact marktführend. Als das Schweizer Unternehmen Agathon, in Person von Stefan Reich, Vertriebsingenieur für Deutschland West, auf die Wuppertaler zukam und ein neues Produkt vorstellte, rannte man bei Stocko Contact offene Türen ein – auch bei Oliver Müller, Leiter Werkzeugservice bei Stocko Contact.

Stefan Reich (links) und Oliver Müller verbindet nicht nur die die Agathon Systemführung Plus, die hier im Hintergrund in einer Spritzgussmaschine auch praxisnah demonstriert wird. Die beiden Unternehmen, Agathon und Stocko Contact, pflegen auch eine enge Partnerschaft.
Stefan Reich (links) und Oliver Müller verbindet nicht nur die die Agathon Systemführung Plus, die hier im Hintergrund in einer Spritzgussmaschine auch praxisnah demonstriert wird. Die beiden Unternehmen, Agathon und Stocko Contact, pflegen auch eine enge Partnerschaft. (Bild: Agathon)

Aus zwei mach eins

Traditionelle Führungs- und Zentrierkonzepte bestehen in der Regel aus zwei separaten Systemen. Dabei übernehmen die Führungsbolzen die Grobausrichtung des Werkzeugs während der Montage. Die Feinausrichtung auf den letzten Millimetern des Schließwegs wird meist durch Flachzentrierungen sichergestellt. Das Führen und Zentrieren in einem übernimmt nun die neue Agathon Systemführung Plus. Für die notwendige Präzision sind vorgespannte Rollenführungen vorhanden. Ruckgleiten und Ruckeln bei den Werkzeugbewegungen werden ausgeschlossen.

„Unsere neue Systemführung Plus ist besonders einfach in der Handhabung“, betont Reich. „Sie ist wartungsarm, nahezu verschleißfrei, dadurch besonders langlebig und trotz Rollenführung nicht gepaart.“ Gerade diese Profilrollen sorgen aber für eine spielfreie Führung, die über die gesamte Lebensdauer eine Präzision auf gleichbleibend hohem Niveau sicherstellt. So bleibt die Artikelqualität über einen längeren Zeitraum hoch, da die Belastung der Formeinsätze geringer ist, was beides auch erhebliche Kostenvorteile mit sich bringt. Zusätzlich werden die Stillstandszeiten der Spritzgießmaschinen reduziert.

Das Wuppertaler Unternehmen Stocko Contact hat sich auf komplexe Steckverbindergehäuse wie diese spezialisiert.
Das Wuppertaler Unternehmen Stocko Contact hat sich auf komplexe Steckverbindergehäuse wie diese spezialisiert. (Bild: Agathon)

In allen Richtungen zentriert

Ein Aspekt des Systems, der Müller besonders gefällt ist, dass die kombinierte Führung und Zentrierung im Gegensatz zu Flachzentrierungen rundum in allen Richtungen zentriert. „Sobald die Führung eintaucht und eine Vorspannung erzeugt, wird bereits eine sehr hohe Tragfähigkeit der Führung erreicht, was bei konventionellen Gleitbuchsen mit separaten Flachzentrierungen nicht der Fall ist“, verrät Reich.

Die vorbereitenden Arbeiten an der Stammform sind weniger umfangreich, da keine Taschen für Flach- oder anderen separate Feinzentrierungen mehr eingebracht werden müssen. „Ein weiterer Vorteil, der sich daraus ergibt, ist“, ergänzt Reich, „dass auf einer Platte gegebenenfalls mehr Kavitäten untergebracht werden können, da bis zu 30 Prozent mehr Fläche zur Verfügung steht. Alternativ kann das Werkzeug bei gleichbleibender Anzahl Kavitäten kleiner gebaut werden und auf einer günstigeren Spritzgießmaschine zum Einsatz kommen.“

Auch bestehende Werkzeuge umrüsten

Mit der Agathon Systemführung Plus steht also nicht nur eine „Zwei-in-Eins“-Lösung zur Verfügung, die eine konventionelle Kombination aus Führungssäulen und Flachzentrierungen ersetzt. Sie bietet darüber hinaus weitere Vorteile. So lassen sich auch existierende Werkzeuge umrüsten, wie Reich hervorhebt. Vier Durchmesservarianten decken größtenteils den Bedarf am Markt ab, da die jeweils benötigte Länge durch individuelles Platzieren der sogenannten Ringbride auf mehrere Plattendicken angepasst werden kann. Die Ringbriden werden durch einen hitzebeständigen O-Ring (bis 220 °C) sicher fixiert.

Für den ersten Einsatz der Agathon Systemführung Plus hat Müller ein bestehendes Werkzeug mit einem konventionellen Führungs- und Zentrierkonzept ausgewählt, bei dem es in der Vergangenheit häufiger zu Problemen mit dem Fressen der Flachzentrierungen gekommen ist. Ein Grund liegt vermutlich in der etwas höheren Werkzeugtemperatur von 140 °C. „Innerhalb der ersten 2,5 Millionen Schuss haben wir die Flachzentrierungen insgesamt viermal getauscht,“ berichtet Müller. Das entspricht einer Anzahl von 625.000 Schuss bis zum Wechsel. „Die Anzahl der Vorteile überwiegt ganz klar,“ bestätigt Müller. „Wenn man die Produktion mit dem umgerüsteten Werkzeug analysiert, was die Gratbildung an Spritzlingen oder das Fressen von Zentriereinsätzen betrifft, so gibt es diese Probleme jetzt nicht mehr.“

Nach den ersten paar Wochen im vollen Produktionseinsatz ist Müller davon überzeugt, dass die Systemführung Plus von Agathon als künftige Standardlösung in die Lastenhefte neuer Werkzeuge Einzug halten wird. „Ob wir existierende Werkzeuge nachrüsten, müssen wir mal sehen,“ ergänzt er. „Wenn die von Agathon zugesagten Standzeiten erreicht werden, müssen wir uns auch um eine Ersatzteilhaltung keine Gedanken mehr machen. Nach Erreichen der garantierten Schusszahlen ist das Werkzeug dann allgemein in einem Zustand, dass wir es ohnehin nicht mehr weiter betreiben würden.“ Reich seinerseits lobt Müller und Stocko Contact für die enge Partnerschaft in den Geschäftsbeziehungen, die er schon in der Zeit bei seinem früheren Arbeitgeber schätzen gelernt hat. „Herr Müller und seine Kollegen haben immer ein offenes Ohr für Neues, probieren gerne Innovationen aus und geben uns ein detailliertes Feedback, was uns natürlich auch bei der Weiterentwicklung hilft“, erklärt Reich.

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Agathon AG – Global tätiger Hersteller von Laser- und Schleifmaschinen zur Fertigung von Wendeschneidplatten sowie von Führungselementen für den Werkzeug- und Formenbau

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