ein 3D-Drucker stellt ein Bauteil aus Mikroalgen her

Als „Biofabriken“ zur Gewinnung von nachhaltigen Materialien für den 3D-Laserdruck eignen sich insbesondere Mikroalgen. (Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Die mikroalgenbasierten Materialien könnten künftig auch als Grundlage für Implantate oder Gerüste für die 3D-Zellkultur dienen. Für das Forscherteam verantwortlich zeichnet sich Prof. Dr. Eva Blasco, Wissenschaftlerin am Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials (IMSEAM) der Universität Heidelberg.

Was ist der 3D-Laserdruck?

Unter den Verfahren der additiven Fertigung bietet der 3D-Laserdruck mit Zwei-Photonen-Polymerisation besondere Vorteile für die Herstellung von Strukturen im Mikro- und Nanobereich. Aufgrund der hohen Auflösung kommt er unter anderem in der Optik und Photonik, der Mikrofluidik oder der Biomedizin zum Einsatz. Dabei wird ein fokussierter Laserstrahl auf einen flüssigen, photoreaktiven Lack, eine sogenannte „Tinte“, gerichtet. Im Fokus aktiviert das Laserlicht spezielle, als Photoinitiatoren bekannte Moleküle und löst eine chemische Reaktion aus, die zu einer lokalen Verfestigung der Tinte führt.

Schema, was aus Mikroalgen gefertigt werden kann
Mit dem neuen Tintensystem auf Basis der Mikroalgen Odontella aurita und Tetraselmis striata können komplexe 3D-Mikrostrukturen mit hoher Qualität und Präzision hergestellt werden. (Bild: Clara Vazquez-Martel)

Aus was bestehen die eingesetzten Tinten?

Als Tinten für dieses höchst präzise Verfahren des 3D-Laserdrucks werden bislang hauptsächlich Polymere auf petrochemischer Basis verwendet. Sie tragen jedoch zur Erschöpfung der fossilen Brennstoffe sowie zur Emission von Treibhausgasen bei und können darüber hinaus toxische Bestandteile enthalten, wie Prof. Blasco hervorhebt. Mikroalgen eignen sich besonders gut als „Biofabriken“ für die Gewinnung von nachhaltigen Materialien für das dreidimensionale Drucken, weil sie schnell wachsen, im Zuge der Kultivierung sogar Kohlendioxid binden und darüber hinaus biokompatibel sind. „Trotz ihrer Vorteile sind Mikroalgen als Rohstoffe für den lichtbasierten 3D-Druck kaum in Betracht gezogen worden“, so die Wissenschaftlerin, die mit ihrer Gruppe an der Schnittstelle von makromolekularer Chemie, Materialwissenschaften und 3D-Nanofabrikation forscht.

Welche Mikroalgen wurden verwendet?

Dem Forschungsteam gelang es nun erstmals, aus Mikroalgen biokompatible Materialien für den hochauflösenden 3D-Laserdruck zu gewinnen. Dazu wählten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Kieselalge Odontella aurita und der Grünalge Tetraselmis striata zwei Arten aus, die besonders viele Fette in Form von Triglyzeriden enthalten. Die Wissenschaftler extrahierten die Triglyzeride und funktionalisierten sie mit Acrylaten, um eine schnelle Aushärtung bei Lichteinstrahlung zu ermöglichen. Dabei erwiesen sich die in den Mikroalgen vorhandenen photoaktiven grünen Farbstoffe als geeignete Photoinitiatoren. Sie starten unter Einfall von Licht die chemische Reaktion, durch die sich die Tinte zu einer dreidimensionalen Struktur verfestigt. „Damit vermeiden wir den Einsatz von potentiell toxischen Zusatzstoffen wie Photoinitiatoren, die in herkömmlichen Tinten verwendet werden“, erklärt Erstautorin Clara Vazquez-Martel, Doktorandin in der Forschungsgruppe von Eva Blasco am IMSEAM.

Mit dem neuen Tintensystem konnten die Wissenschaftler verschiedene 3D-Mikrostrukturen mit hoher Präzision und komplexen Merkmalen wie überhängenden Dächern oder Hohlräumen herstellen. Anhand von Versuchen mit Zellkulturen untersuchten die Forscherinnen und Forscher auch die Biokompatibilität der mikroalgenbasierten Tinten. Dazu fertigten sie dreidimensionale Mikrogerüste, auf denen die Zellen für etwa 24 h kultiviert wurden. Ihren Beobachtungen zufolge lag die Überlebensrate bei nahezu 100 %. „Unsere Ergebnisse eröffnen nicht nur neue Möglichkeiten für einen nachhaltigeren 3D-Druck mit Licht, sondern auch für lebenswissenschaftliche Anwendungen – von dreidimensionalen Zellkulturen bis hin zu biokompatiblen Implantaten“, sagt Prof. Blasco.

Die Forschungsarbeiten waren eingebunden in das Exzellenzcluster „3D Matter Made to Order“, das gemeinsam von der Universität Heidelberg und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) getragen wird. Daran beteiligt waren neben den Heidelberger Wissenschaftlerinnen auch Forscherinnen und Forscher des KIT sowie der Banco Español de Algas an der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC, Spanien). Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Carl-Zeiss-Stiftung, der Fonds der Chemischen Industrie und die Europäische Union im Rahmen des European Territorial Cooperation Program haben die Arbeiten gefördert. Die Forschungsergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Advanced Materials“ veröffentlicht.

Quelle: Uni Heidelberg

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