Mit der Einführung einer neuen Waschmaschinen-Generation änderte sich die Produktionsstrategie im polnischen BSH-Werk Łódź grundlegend. Während Spritzgießteile bislang zugekauft wurden, entschied sich das Unternehmen, diese künftig selbst herzustellen. Dafür wurde eine hochmoderne Spritzgießerei aufgebaut, die mit mehreren Großmaschinen der Baureihe MacroPower von Wittmann ausgestattet ist.
„Mit der Entwicklung der neuen Geräte haben wir die aktuellen Kundenwünsche berücksichtigt“, erklärt Dr. Andrzej Pirek, Leiter des Bereichs Manufacturing Engineering am Standort. Die neuen Modelle erreichen die höchste Energieeffizienzklasse A, benötigen weniger Wasser und arbeiten leiser. Diese Entwicklungen spiegeln sowohl die gestiegenen Anforderungen der Verbraucher als auch die internen Ziele zur Nachhaltigkeit wider.
Pirek erläutert weiter: „Die hohe Prozessstabilität und der niedrige Energieverbrauch der Spritzgießmaschinen tragen entscheidend dazu bei, unsere Ziele zu erreichen.“ Die Inhouse-Fertigung ermöglicht es zudem, die Produktionskosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu steigern.
Welche Bauteile werden in der neuen Spritzgießerei gefertigt?
Die neue Spritzgießerei ist auf die Herstellung großformatiger, komplexer Bauteile spezialisiert. Konkret werden hier zwei Gehäusehälften produziert, die später die Waschtrommel der Waschmaschinen umschließen. Diese Bauteile bestehen aus glasfaserverstärktem Polypropylen und weisen ein Schussgewicht von jeweils knapp vier Kilogramm auf.
Für die Produktion sind mehrere Macro Power-Spritzgießmaschinen mit einer Schließkraft von 900 t im Einsatz. Die Linearroboter entnehmen die Bauteile aus den Werkzeugen und stapeln sie auf Paletten. Die komplexen Gehäusehälften enthalten zahlreiche Anschluss- und Montageelemente, was eine präzise Abformung erfordert.
Nach dem Spritzgießprozess werden die Bauteile zunächst in ein RFID-gesteuertes Fifo-Lager überführt, wo sie ihre endgültige Geometrie erreichen. Anschließend gelangen sie in die benachbarte Produktionshalle. Dort werden die beiden Gehäusehälften durch Vibrationsschweißen sicher miteinander verbunden. „Bei der Qualität der Schweißnaht gibt es keine Toleranz. Die Trommel muss zuverlässig dicht sein, damit die Waschmaschine nicht ausläuft“, betont Pirek.
Die Präzision der Maschinen ist hierfür entscheidend. Mit servohydraulischen Bewegungen und hoher Einspritzkonstanz gewährleisten die Macro Power-Maschinen die geforderte Bauteilqualität. „Unsere Ausschussrate liegt unter der ursprünglichen Zielvorgabe“, ergänzt Pirek.
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Wie wurde das Know-how für die neue Technologie aufgebaut?
Die Einführung der Spritzgießerei stellte die Mitarbeiter in Łódź vor neue Herausforderungen, da Spritzgießtechnik bisher nicht zu den Kernkompetenzen des Standorts zählte. Um den Wissenstransfer zu unterstützen, führte Wittmann Battenfeld Polska ein umfangreiches Schulungsprogramm durch.
„Unsere Maschinenbediener, Instandhalter, Sicherheitspersonal und Prozessingenieure wurden umfassend geschult“, berichtet Bogdan Zabrzewski, Geschäftsführer der polnischen Niederlassung von Wittmann. Ziel war es, alle Beteiligten auf die Anforderungen der neuen Technologie vorzubereiten.
Ein weiterer Vorteil war das internationale Produktionsnetzwerk der BSH-Gruppe. Andere Standorte, an denen ähnliche Maschinen bereits im Einsatz sind, konnten wertvolle Erfahrungen beisteuern. „Wir haben eng mit unseren Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern zusammengearbeitet und konnten viel für unsere neue Spritzgießerei lernen“, erklärt Pirek. Dieser Wissensaustausch wird durch das Konzept „Network of Experts“ und die digitale Vernetzung der Standorte gefördert.
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Wie wurde die Automatisierung an die Anforderungen angepasst?
Die Geometrie der Bauteile stellte spezielle Anforderungen an die Automatisierung. Neben der präzisen Abformung im Spritzgießprozess musste auch die Handhabung der Bauteile effizient gestaltet werden.
Die Linearroboter der Wittmann-Maschinen übernehmen mehrere Aufgaben: Sie legen Lagerbuchsen ins Werkzeug ein, entnehmen die fertigen Gehäusehälften und stapeln diese nach einem programmierten Muster auf Paletten. Für das Palettenhandling wurde ein Etagenfördersystem entwickelt, das den Palettenwechsel vollautomatisch durchführt.
Eine Besonderheit ist die Einbindung der Robotersteuerung in die Produktionszelle. Über die Maschinensteuerung wird das Roboterprogramm geladen. Eine RFID-Codierung sorgt dafür, dass der richtige Greifer montiert ist. „Der Erfolg dieses Projekts basiert auf der engen Zusammenarbeit zwischen den Prozessexperten von BSH, den Automatisierungsspezialisten von Wittmann in Nürnberg und unseren Technikern vor Ort“, erläutert Zabrzewski.
Wie gewährleistet BSH die Zuverlässigkeit der Produktion?
In Łódź wird nicht auf Lager produziert. Stillstände in der Spritzgießerei würden daher unmittelbar die gesamte Montagekette beeinträchtigen. Aus diesem Grund ist die Zuverlässigkeit der Maschinen von entscheidender Bedeutung.
„Die Verfügbarkeit der Maschinen ist entscheidend. Sie müssen jederzeit bereit sein“, betont Zabrzewski. Wittmann stellt sicher, dass kritische Ersatzteile jederzeit verfügbar sind. Zudem können die Servicetechniker bei Bedarf schnell vor Ort sein, um Ausfallzeiten zu minimieren.
Warum gilt das Projekt in Łódź als Benchmark?
Das Spritzgießprojekt in Łódź wurde unter 50 Projekten innerhalb der BSH-Gruppe als „Projekt des Jahres 2024“ ausgezeichnet.
„Wir haben hier innerhalb unserer Werksmauern eine komplett neue Fabrik aufgebaut“, berichtet Pirek. Die enge Zusammenarbeit und der offene Austausch zwischen den beteiligten Experten wurden als entscheidende Erfolgsfaktoren genannt. Heute gilt das Werk Łódź als Benchmark für ähnliche Projekte innerhalb der BSH-Gruppe.
Quelle: Wittmann
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