Markus Hanetseder, Vice President Product Management bei Engel

Markus Hanetseder, Vice President Product Management bei Engel, ging auf der Thema Energieeffizienz ein. (Bild: Redaktion)

Dr. Stefan Engleder, CEO der Engel-Gruppe
Dr. Stefan Engleder, CEO der Engel-Gruppe, bei der Vorstellung der aktuellen wirtschaftlichen Tage. (Bild: Redaktion)

Zum Einstand gab Dr. Stefan Engleder, CEO der Engel-Gruppe, einen kurzen Überblick zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens. Und konnte positives berichten: Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 um 36 % auf fast 1,5 Mrd. Euro – und erreichte damit fast das Niveau des Rekordjahres 2018/19.

27 % der Erlöse erwirtschaftete das Unternehmen in Amerika, 21 % in Asien und 50 % in Europa. Hier stach vor allem Italien hervor, getrieben durch ein staatliches Förderprogramm zur Digitalisierung der dortigen Industrie. „Der Auftragsstand ist sehr gut. Wir sind bis in den Spätherbst ausgelastet“, erklärt Engleder.

Doch auch dies gehört zur Wahrheit: „Die aktuelle Inflation führt zu geringeren Margen, die hohen Rohstoffpreise werden voraussichtlich bleiben und gleichzeitig steigen die Personalkosten,“ ergänzte Engleder die Über- und Aussicht zur Wirtschaftslage.

Dr. Gerhard Dimmler, CTO der Engel Gruppe
Dr. Gerhard Dimmler, CTO der Engel Gruppe, präsentierte die Highlights der K 2022. (Bild: Redaktion)

Die drei Säulen auf dem Engel-Stand der K 2022

Gerhard Dimmler, CTO der Engel-Gruppe, ging im Anschluss auf die Schwerpunkte ein, die Engel auf der K 2022 bespielen will: „In diesem Jahr haben wir insgesamt drei Highlights, die wir den Besuchern präsentieren werden: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Energieeffizienz.“ Beim Schwerpunkt Energieeffizienz war es Dimmler wichtig zu betonen, dass die eingesetzte Antriebstechnik hier hier nur ein Aspekt sei. Und vor allem eine Entscheidung, die, getrieben durch den Anwendungsfall, zu Beginn vom Kunden getroffen und dann nur schwer (wirtschaftlich) durch eine Nachrüstung zu ändern sei. Immer möglich sei es hingegen, digitale Lösungen zu integrieren. „Diese können wir nutzen, um die Potenziale zu heben,“ so Dimmler weiter.

Wichtig ist an der Stelle vielleicht festzuhalten, dass Engel das Thema Digitalisierung bereits seit 10 Jahren vorantreibt. Nun sei aber der Punkt erreicht, die Entwicklungen zu skalieren, wie Dimmler es ausdrückt. Seinen Kunden will Engel immer ein möglichst passendes Angebot aus den zur Verfügung stehenden Lösungen maßschneidern, statt einfach alles anzubieten. Auf Wunsch können sich Anwender auch für einen begrenzten Zeitraum die Assistenzsysteme der IQ-Reihe als Testversion vollumfänglich freischalten lassen, um deren Vorteile ganz praktisch zu testen, bevor sie diese dauerhaft und dann kostenpflichtig einsetzen. Und auch wenn Engel seine digitalen Services grundsätzlich nicht verschenkt – Engleder sieht in ihnen mehr einen Enabler für den Verkauf von Maschinen, weniger ein eigenständiges Geschäftsmodell.

Beim Thema Kreislaufwirtschaft, das Engel wie auch die gesamte Branche aktuell beschäftigt, sieht Dimmler noch das eine oder andere Fragezeichen: Nicht jedes Unternehmen wird hier alles anbieten können – wie sieht hier also künftig die Rolle von Engel aus? Auf welche Lösungen werden beispielsweise die großen OEMs setzen? Wie lässt sich Prozessstabilität sicherstellen? „Kreislaufwirtschaft funktioniert nur über die Schnittstellen heraus – sie ist keine rein technische Frage,“ argumentiert Dimmler.

Konkret zeigen will Engel auf der K unter anderem eine Spritzgießmaschine der E-Speed-Baureihe mit einem neu entwickelten Spritzaggregat, die Dünnwandverpackungen mit einer Wandstärke von 0,32 mm aus PET mit 30 % Rezyklatanteil herstellt. Die Dünnwandbehälter entstehen dabei in nur einem Verarbeitungsschritt direkt aus rPET. Bislang konnte PET im Spritzguss nur zu dickwandigen Teilen, wie Flaschen-Preforms verarbeitet werden. Die endgültige Verpackungsform wurde in einem zweiten Prozessschritt – beispielsweise durch Blasformen – erzielt. Die 30 % Rezyklat sind dabei kein Zufall: Bis 2025 sollen dies gemäß European Plastics Pact alle Kunststoffverpackungen erzielen – und dabei natürlich zu 100 % recyclingfähig sein.

PET hat den Vorteil, dass es bereits einen geschlossenen Recyclingkreislauf gibt und ist bislang der einzige Verpackungskunststoff, der als Recyclingmaterial im industriellen Maßstab wieder zu Lebensmittelverpackungen verarbeitet werden kann.

Mit der Entwicklung wollen Engel und die Projektpartner Alpla, Brink und IPB Printing einen Weg aufzeigen, mit dem außer Flaschen auch weitere Verpackungsprodukte nicht länger downgecycelt werden müssen, sondern tatsächlich re- oder sogar upgecyclelt werden können. Das Einsatzspektrum von PET und rPET würde dadurch deutlich erweitert.Neben dem Bottle-to-Bottle-Kreislauf ist somit auch die Etablierung eines Bottle-to-Cup- oder sogar Cup-to-Bottle-Recyclings denkbar.

Zwei Stufen für ein erweitertes Einsatzspektrum

Mit einem weiteren Verfahren will es Engel ermöglichen, Kunststoffabfälle direkt nach dem Vermahlen als Flakes im Spritzguss zu verarbeiten. Da die Granulierung als separater Prozessschritt entfällt, steigert dies die Energie- und Kosteneffizienz im Kunststoffrecycling. Um Flakes im Spritzguss verarbeiten zu können, teilt der Zwei-Stufen-Prozess das Plastifizieren und das Einspritzen in zwei voneinander unabhängige, aufeinander abgestimmte Prozessschritte auf. In der ersten Stufe wird das Rohmaterial, beispielsweise Kunststoffflakes, die aus einer Post-Consumer- oder Post-Industrial-Sammlung stammen, aufgeschmolzen.

Die Schmelze wird an eine zweite Schnecke übergeben, um sie in die Kavität einzuspritzen. Je nach Material und Anwendung lassen sich zwischen Plastifizier- und Einspritzaggregat ein Schmelzefilter und eine Entgasungseinheit in den Prozess integrieren. Damit werden auch aus verunreinigten Kunststoffabfällen hochwertige Produkte erhalten.

Ein Fokus des neuen Verfahrens liegt auf großvolumigen Formteilen, die bereits heute vielfach aus Recyclingmaterialien hergestellt werden, wie Paletten, Transportboxen und Müll-containern. Die integrierte Entgasung erweitert das Einsatzspektrum auf Anwendungen in der Packaging- und Automobilindustrie.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Energieeffizienz für Kunststoffverarbeiter

Auch das Thema Energieeffizienz will Engel auf der K umfassend darstellen. Denn nicht nur ermöglicht dies nachhaltigere Prozesse, sondern ist in Europa, das bereits vor dem Ukraine-Krieg in vielen Ländern überdurchschnittlich hohe Energiepreise hatte, mittlerweile quasi Lebensnotwenig geworden, wie CTO Dimmler es auf den Punkt bringt. Ziel von Engel ist es, seinen Kunden energieeffiziente Gesamtlösungen in Form von Paketen anzubieten. Mit diesen lassen sich laut dem Spritzgussmaschinen-Hersteller im besten Fall Energieeinsparungen von bis zu 67 % erzielen.

Konkret wurden von Engel drei sogenannte Effizienzfaktoren identifiziert, auf die sich das Unternehmen konzentriert: Der erste ist die Spritzgussmaschine selbst, vor allem die eingesetzte Antriebstechnik. Hier betrachten die Spezialisten von Engel gemeinsam mit dem Anwender die jeweiligen Anforderungen und geben auf dieser Basis eine Empfehlung, die das beste Verhältnis aus Energieverbrauch und abrufbarer Leistung darstellt.

Präsentation IQ Process Optimization
Was beispielsweise IQ Process Optimization in der Praxis bringt, wurde live an einer Spritzgussmaschine präsentiert. (Bild: Redaktion)

Der zweite Faktor ist die Temperierung. Denn mit rund 40 % stellt die Werkzeugtemperierung den größten Verbraucher jeder Maschine dar – und damit auch den größten einzelnen Stellhebel für Effizienzsteigerungen. Hier setzt Engel mit der Überwachung des Temperierwassers an, also von Durchfluss, Druck, Temperatur und Temperaturdifferenz. Außerdem ist es beispielsweise möglich, die Drehzahl der Temperierwasserpumpe dynamisch anzupassen, indem das hauseigene Temperiergerät direkt in die Steuerung der Spritzgussmaschine integriert wird.

Last but not least sind es intelligente Assistenzsysteme, die den Anwender dabei unterstützen, das volle Effizienzpotenzial seiner Maschine auszureizen. IQ Flow beispielsweise wurde speziell für die Optimierung von Temperierprozessen entwickelt und ist fixer Bestandteil aller Effizienzpakete von Engel.

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