„Testen statt präsentieren“ ist das Motto im Technikum
Zu den technologischen Wachstumstreibern in Deutschland zählen nach Ansicht von Engel unter anderem der Composite-Leichtbau, die Prozessintegration und Industrie 4.0. Diese tragen dazu bei, dass die Fertigungsprozesse komplexer werden, was eine immer intensivere Zusammenarbeit zwischen Maschinenherstellern und den Kunststoffverarbeitern erfordert „Wir sind nicht nur Ausrüster, sondern werden zunehmend zum Partner für die kontinuierliche Prozessoptimierung über den gesamten Lebenszyklus der Spritzgießmaschinen und Fertigungszellen“, verdeutlicht Vitz. „Unser Ziel war es deshalb, den immer schnelleren aktuellen und zukünftigen Technologiewandel hier in der neuen Niederlassung noch besser vermitteln zu können.“
Dazu hat das Unternehmen das Technikum und den Trainingsbereich für Kunden sowie Auszubildende um 25 Prozent vergrößert und inhaltlich neu ausgerichtet. Im Technikum zeigt Engel jetzt permanent aktuelle Maschinen, Roboter und Technologien und stellt sie für Kundenversuche zur Verfügung. Das schließt auch Großmaschinen mit Schließkräften bis 7.000 kN ein. „Besonders wichtig ist uns, dass das Technikum kein Ausstellungsraum ist, sondern dass wir hier ein interaktives Technologiezentrum schaffen“, sagt Vitz.
Industrie 4.0 und Leichtbau im Fokus des Technikums
Neben wechselnden Exponaten sind zwei Themen fester Bestandteil des neuen interaktiven Technologiezentrums: inject 4.0 und Leichtbau. Unter dem Begriff Inject 4.0 bündelt Engel seine Aktivitäten, die mit Industrie 4.0 verbunden sind. „Industrie 4.0 bedeutet keine vollständige Digitalisierung und Automatisierung“, stellt Vietz klar. Stattdessen gehe es darum, die Prozesse effizienter zu gestalten. Dieses Ziel verfolgt Engel beispielsweise mit den Assistenzsystemen IQ Weight Control und IQ Clamp Control. Deren Wirkungsweise demonstrierte das Unternehmen während der Eröffnung in Hannover mithilfe einer sich selbst optimierenden Spritzgießmaschine. Alle Maschinen im Technikum sind zudem so miteinander vernetzt, dass auch ein automatisches Lastmanagement möglich ist, um teure Energiespitzen zu vermeiden.
Im Leichtbau ist der Maschinenhersteller schon heute mit den großen Automobilbauer aktiv, die ihre Werke zum Teil in unmittelbarer Nähe zu Hannover haben. So hat Engel zum Beispiel die Open Hybrid Lab-Factory, den Leichtbau-Campus der TU Braunschweig, der unter anderem von Volkswagen initiiert wurde, mit einer V-Duo-Spritzgießmaschine für die Leichtbauforschung ausgerüstet.
JEC World 2017: Leichtbau in Paris
Seminarangebot bezieht Quereinsteiger mit ein
Auch das Schulungszentrum hat Engel modernisiert und erweitert. Mittels Videokonferenz können nun Experten aus allen Regionen der Erde live zugeschaltet werden. Maschinenbedienungs- und Prozessoptimierungskurse gehören ebenso wie Workshops und Seminare zu aktuellen Themen zum regelmäßigen Angebot. Neu ist, dass Engel Hannover bestimmte Angebote noch zielgruppenspezifischer ausrichtet. „Die Teilnehmerstruktur wird immer heterogener“, beobachtet Vitz. „Wir haben es einerseits mit sehr erfahrenen Experten zu tun, die sich auf dem Laufenden halten wollen. Und andererseits kommen immer mehr Quereinsteiger in die Kunststoffindustrie, denen wir Technologiewissen vermitteln. Diese ganz unterschiedlichen Personengruppen wollen wir mit jeweils maßgeschneiderten Angeboten abholen.“ Dazu gehören Grundlagenseminare für Umschüler sowie die neuen Seminare zu Werkzeugtemperierung und Zykluszeitverkürzung. Dabei sind jeweils auch praktische Versuche inbegriffen.