Bauteile aus Duroplast mit unterschiedlichen Qualitäten

Formteildefekt am linken Bauteil: Unzureichende Nachdruckübertragung im Bereich der Montagehalterung hervorgerufen durch unregelmäßig variierende unverdichtete Fließfrontbereiche, die zu Füllverlaufsunterschieden führen. (Bild: Luca Hoffmannbeck, SKZ)

Das Kunststoff-Zentrum (SKZ) arbeitet gemeinsam mit den Unternehmen RF Plast und Hiltel Formentechnik an einem neuen Verfahren im Duroplast-Spritzgießen, um unverdichtete Fließfrontbereiche zu eliminieren. Im Projekt „Gasgegendruck-Duroplastspritzgießen“ (GGD-DSG) liegt der Fokus auf der Entwicklung neuartiger Werkzeugtechnologien, die die Kavität abdichten und den Prozess durch Gasgegendruck stabilisieren.

Duroplaste bieten aufgrund ihrer thermischen, chemischen und elektrisch isolierenden Eigenschaften vielseitige Einsatzmöglichkeiten, besonders in der E-Mobilität und Elektronik. Allerdings beeinträchtigen materialspezifische Fließphänomene die Qualität und Prozessstabilität. Das Projekt will diese Probleme lösen und eine nachhaltigere Herstellung von Duroplast-Bauteilen ermöglichen.

Wie funktioniert der Ansatz des Gasgegendrucks?

Im Zentrum der Forschung steht die Entwicklung neuartiger Spritzgießwerkzeuge, die eine Evakuierung der Kavität und eine kontrollierte Gasbeladung während des Einspritzprozesses erlauben. Durch einen konstanten Gasgegendruck wird die Fließfront komprimiert gehalten. Dies verhindert unverdichtete Bereiche, verbessert die Bauteilqualität – beispielsweise die Bindenahtfestigkeit – und erhöht die Prozessstabilität durch reproduzierbare Füllverläufe.

Welche Rolle spielt die digitale Entwicklung?

Ein weiterer Bestandteil des Projekts ist die Nutzung von Digital Twins. Diese virtuellen Abbilder der Produktionsprozesse werden in Entwicklungszyklen integriert, um präzisere Vorhersagen zur Bauteilqualität zu ermöglichen. Der sogenannte Sim2Real-Gap, die Abweichung zwischen Simulation und Realität, wird dadurch minimiert. Dies soll die Effizienz von Simulationen in der Produktentwicklung nachhaltig steigern.

Durch die Verbesserungen in Prozessstabilität und Bauteilqualität trägt das Verfahren zur Steigerung der Ressourceneffizienz bei. Dies ist besonders relevant für Branchen wie die Automobilindustrie, Elektronik und Luftfahrt, die auf zuverlässige Hochleistungsmaterialien angewiesen sind.

Wer unterstützt das Projekt?

Das dreijährige Forschungsvorhaben wird im Rahmen des bayerischen Verbundforschungsprogramms (BayVFP) von der bayrischen Landesregierung gefördert. Industriepartner wie Engel Austria (Spritzgießmaschinen), Duresco und Bakelite (Materiallieferanten) sowie Simpatec und Wittmann Battenfeld (Peripheriegeräte) sind assoziiert beteiligt.

Das Projekt GGD-DSG zeigt, wie technologische Innovationen die Herausforderungen der kunststoffverarbeitenden Industrie adressieren und gleichzeitig ökologische wie ökonomische Potenziale erschließen können.

Quelle: SKZ

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