Recycelte Rohstoffe in Behältern in Reihe aufgestellt

Im süddeutschen Kuppenheim recycelt Mercedes künftig Batterien: Durch die Prozessgestaltung der Hydrometallurgie mit Rückgewinnungsquoten von mehr als 96 Prozent soll eine holistische Kreislaufwirtschaft von Batteriematerialien ermöglicht werden. (Bild: Mercedes-Benz)

In Kuppenheim hat der Automobilhersteller Mercedes-Benz den Grundstein für ein nachhaltiges Batterierecycling gelegt. Für die erste Stufe der Anlage - die mechanische Zerlegung - soll bereits ab Ende dieses Jahres die Inbetriebnahme starten. Vorbehaltlich der vielversprechenden Gespräche mit der öffentlichen Hand wird die Pilotfabrik nur wenige Monate später durch die Hydrometallurgie komplettiert. Die Integration dieses Verfahrens in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik ist aktuell einzigartig in Europa, wie der Hersteller erklärt.

Insgesamt investiert das Unternehmen einen zweistelligen Millionenbetrag in den Aufbau der bilanziell CO2-neutral betriebenen Anlage, die im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Diese Investition ist Teil der nachhaltigen Geschäftsstrategie des Herstellern hin zu „Electric Only“. Über den Bau der Anlage berichteten wir bereits im Frühjahr 2022, wie Sie hier nachlesen können. Erst vor wenigen Wochen verkündete das Unternehmen außerdem seine Pläne, die Produktion der Fahrzeugflotte komplett klimaneutral umzusetzen.

Computergeneriertes Fabrikgebäude
So soll der Recyclingkomplex für Batterien in Kuppenheim einmal aussehen. (Bild: Mercedes-Benz)

Was genau wird recycelt und in welchem Umfang?

Recyclingquote von Batterien erklärt
Der Hersteller plant mit einer Rückgewinnungsquote von mehr als 96 % der. Möglich macht es die Prozessgestaltung der Hydrometallurgie. (Bild: Mercedes-Benz)

Die Mercedes-Benz Batterie-Recycling-Fabrik in Kuppenheim deckt künftig alle Schritte von der Zerlegung auf Modullevel, über das Zerkleinern und Trocknen bis hin zur Aufbereitung der Materialströme in Batteriequalität ab. Durch die Prozessgestaltung der Hydrometallurgie mit Rückgewinnungsquoten von mehr als 96 % können Batteriematerialien im Kreis geführt werden. Der Automobilhersteller kooperiert dazu mit Technologiepartner Primobius. Im Rahmen des übergeordneten wissenschaftlichen Forschungsprojektes wird zudem die gesamte Prozesskette des Batterierecyclings betrachtet: von der Entwicklung von Logistikkonzepten, über das nachhaltige Recycling der wertvollen Rohstoffe bis hin zur Reintegration von Rezyklat in die Herstellung neuer Batterien.  

Die Pilotanlage soll eine Jahreskapazität von 2.500 t umfassen. Die zurückgewonnenen Materialien werden in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt und fließen so in die Produktion von mehr als 50.000 Batteriemodulen für neue vollelektrische Mercedes-Benz Modelle ein. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse der Pilotfabrik könnte mittel- bis langfristig eine Skalierung der Produktionsvolumina erfolgen.

Die wichtigsten Fakten zur Batterierecyclinganlage

Kreislauf von Batterien
So will Mercedes automobile Batterien im Kreislauf führen. (Bild: Mercedes-Benz)
  • Standort: Mercedes-Benz Werk Kuppenheim
  • Fläche: 7.000 m²#
  • Inbetriebnahme mechanische Zerlegung: Dezember 2023
  • Jahreskapazität: 2.500 t
  • Batterien: Lithium-Ionen-Batterien aus (Plug-in-)Hybrid und Elektrofahrzeugen
  • Herkunft der Batterien: Versuchsfahrzeuge, Anlaufbatterien, ggf. Feldrückläufer
  • Technologie: Mechanisch-hydrometallurgischer Prozess
  • Rückgewinnungsquote: > 96 %
  • Zurückgewonnenes Material: Rezyklat in Batteriequalität (Kobalt, Nickel, Lithium und künftig auch Graphit)
  • Technologiepartner: Primobius
  • Wissenschaftliche Partner: Karlsruher Institut für Technologie Technische Universität Clausthal; Technische Universität Berlin

Grundsteinlegung als erster Meilenstein

Baufeld neben einem Industriekomplex
Hier rollen künftig die Bagger: im süddeutschen Kuppenheim. (Bild: Mercedes-Benz)

An der symbolischen Grundsteinlegung nahmen teil: Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, verantwortlich für Produktion & Supply Chain Management sowie Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender des Gemeinschaftsbetriebs Gaggenau, zu dem das Werk Kuppenheim gehört. Mercedes-Benz begrüßte zudem Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und weitere Ehrengäste zu der Grundsteinlegung.

„Dieser Grundstein symbolisiert den entscheidenden Schritt zur Schließung des Wertstoffkreislaufs von Batterien von Mercedes-Benz. Mit einer Recyclingquote von mehr als 96 Prozent entsteht hier in Kuppenheim sinnbildlich eine ‚Mine von morgen‘. Der innovative Technologieansatz ermöglicht es uns, die wertvollen Rohstoffe in neue Mercedes-EQ Fahrzeuge einfließen zu lassen“, erklärt Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management

Thekla Walker MdL, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, betonte die Wichtigkeit dieses neuen Recyclingkomplexes, insbesondere hinsichtlich der begrenzten Verfügbarkeit stark nachgefragter Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel. Rohstoffe, die bislang zumeist auch aus dem Ausland kamen und deren Abhängigkeit weiter gesenkt werde.

Quelle: Mercedes-Benz

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Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

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