Kunststoff beschäftigt derzeit die Gesellschaft, Wirtschaft und Politik wie selten zuvor. Die aktuellen Diskussionen um Marine Littering, die Beurteilung von Kunststoffen in Produkten sowie die neue Kunststoffstrategie der EU-Kommision waren für das Kunststoffland NRW Anlass genug die Themen mit der Veranstaltung Kunststoff neu denken näher zu beleuchten.
„Wie kann man die enormen Vorteile des Werkstoffs Kunststoff weiter nutzen und zugleich verantwortungsbewusst und nachhaltig agieren?“, mit dieser Frage eröffnete Reinhard Hoffmann, Vorsitzender Kunststoffland NRW die Veranstaltung und gab damit zugleich den roten Faden vor.
Drei Sichtweisen um Kunststoff neu zu denken
Dr. Achim Ilzhöfer, Covestro Deutschland, Leverkusen, plädierte aus Sicht des Kunststofferzeugers dafür, Abfallgesetze und stoffrechtliche Regularien zu harmonisieren und zu vereinfachen. Beim Rückführen technischer Kunststoffe müssten Industrie und Politik zusammen handeln. Denn es gilt Innovationszyklen von 15 bis 30 Jahren sowie auch alternative Rohstoffoptionen, wie zum Beispiel CO2 und Pflanzen als Alternativen zu knappen fossilen Ressourcen wie Erdöl, zu bedenken. Weiterhin sollte Deutschland seine Vorreiterrolle beim Recycling behalten.
„Kunststoff ist und bleibt Werkstoff der Zukunft“, betonte Torsten Ratzmann, CEO Pöppelmann Holding, Lohne. Der Kunststoffverarbeiter stellte dar, dass das Thema Elektromobilität ohne Kunststoff undenkbar sei. Die Marktnachfrage nach Verpackungen steigt weiter, insbesondere die nach kleinen Verpackungseinheiten. Ratzmann appelierte eindringlich das Image des Kunststoffs ernst zu nehmen. Die Branche dürfe es nicht zulassen in Verruf zugeraten, gerade auch in Hinblick auf die Fachkräftesicherung und -gewinnung.
Um die Frage „Wie lässt sich Kunststoff wieder positiver besetzen beim Verbraucher?“ drehte sich der Vortrag von Dr. Ina-Maria Becker, Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland, Köln. Sie verwies auf Flustix, ein Nachhaltigkeitslabel, das Produkte und Verpackungen auf deren Plastikgehalt prüft und kennzeichnet. Denn die Nachfrage nach nachhaltig gestalteten Verpackungen werde seitens Hersteller und Verbraucher weiter steigen. Design-4-Recycling (D4R) muss bereits beim Entwickeln berücksichtigt werden.
Kunststoff neu denken geht nur disziplinübergreifend
Um die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft zu nutzen, müssten alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette stärker als bisher miteinander verknüpft werden, so Helmut Schmitz, Duales System Holding, Köln. Weiterhin sei es wichtig, alternative Rohstoffquellen in den Blick und die Produzenten in die Verantwortung zu nehmen, die EU-Kunststoffsteuer sei in der Debatte eine Scheinlösung.
Vielfältige Chancen bestätigte auch Sarah Herms von Tchibo, Hamburg, denn Rezyklate und Biokunststoffe würden von Kundenseite grundsätzlich positiv gesehen. Wichtig sei, die Vorteile zu kommunizieren ohne den Kunden zu überfordern. Die Themen Qualität, Verfügbarkeit sowie die Komplexität in der nachhaltigen Umsetzung und Kommunikation von Biokunststoffen sieht sie als herausfordernd an.
Auch Gerold Breuer, EREMA Group, Ansfelden, Österreich, führte in seinem Vortrag zum Thema Recycling 4.0 und Digitalisierung in der Kreislaufwirtschaft den Anwesenden anschaulich vor Augen, dass die Aufgaben innerhalb der Kreislaufwirtschaft, wie recyclinggerechtes Produktdesign, innerbetriebliches Recycling oder ein gezielt geplanter Rezyklateeinsatz, nur gemeinsam und disziplinübergreifend zu lösen sein werden. (sf)
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