
Im Carbon Cycle Lab wird unter anderem das chemische Recycling von Kunststoffabfällen erforscht und in den Pilotmaßstab überführt. (Bild: Markus Breig, KIT)
Steigende Energiekosten, knappe Rohstoffe und wachsende Abfallmengen machen Recycling zu einer zentralen Herausforderung der Industrie. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat mit dem Carbon Cycle Lab (CC Lab) eine Forschungsplattform geschaffen, die sich der effizienten Wiederverwertung von Kunststoffabfällen widmet. Dabei liegt der Fokus auf chemischem Recycling, das Kunststoffe in ihre chemischen Grundbausteine zerlegt und eine Wiederverwertung ermöglicht, die über das mechanische Recycling hinausgeht.
Die Kunststoffproduktion ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen und lag 2023 bei etwa 414 Mio. t weltweit. Dennoch beträgt die Recyclingquote nur etwa 10 %. Das CC Lab soll dazu beitragen, diese Quote zu erhöhen und bisher nicht recycelbare Abfälle in den Stoffkreislauf zurückzuführen.
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Welche Technologien werden im CCLab entwickelt?
Das Carbon Cycle Lab basiert auf Erkenntnissen des Bioliq-Projekts, bei dem das KIT bereits einen Verwertungsprozess für biogene Reststoffe entwickelt hat. In einer Pilotanlage wurde gezeigt, dass aus Stroh Benzin hergestellt werden kann. Dieses Wissen wird nun auf das chemische Recycling von Kunststoffabfällen übertragen.
Laut Professor Frederik Scheiff vom Engler-Bunte-Institut des KIT gelang es erstmals, Kunststofföle in chemische Rohstoffe umzuwandeln – ein wichtiger Schritt zur industriellen Nutzung dieser Verfahren. Durch chemische Prozesse werden Schadstoffe entfernt und Kunststoffabfälle in neue Ausgangsstoffe für die Produktion von Kunststoffen überführt.

Welche Rolle spielt chemisches Recycling für die Industrie?
Die europäische Gesetzgebung fordert höhere Recyclingquoten: Bis 2035 sollen jährlich zehn Millionen Tonnen Kunststoff zusätzlich recycelt werden. Für Deutschland bedeutet das eine Erhöhung um 2 bis 3 Millionen Jahrestonnen. Chemisches Recycling könnte hier eine Schlüsselrolle spielen, da es Materialien wiederverwertet, die bislang verbrannt oder deponiert werden mussten.
„Wir müssen Kunststoffabfälle als wertvolle Rohstoffquelle betrachten“, betont Professor Dieter Stapf, Leiter des Instituts für Technische Chemie am KIT. Das schone die Umwelt, reduziere Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffen und könne langfristig kosteneffizienter sein.
Wer ist an der Forschung beteiligt?
Das CC Lab ist eine interdisziplinäre Forschungsplattform am KIT, an der mehrere Institute beteiligt sind:
- Institut für Technische Chemie
- Institut für Katalyseforschung und Technologie
- Engler-Bunte-Institut
Zudem arbeitet das KIT mit Industriepartnern zusammen, um die entwickelten Technologien in den industriellen Maßstab zu überführen. Die Plattform wird vom Bund als Teil der Helmholtz-Gemeinschaft gefördert.
Quelle: KIT
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