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Covestro-Forscher Sebastian Scherf bei einem Laborversuch zum chemischen Recycling von Polyurethan-Matratzenschaum. (Bild: Covestro)

Jede Matratze enthält im Durchschnitt 15 bis 20 kg Schaum. Als Novum im Vergleich zu anderen chemischen Recycling-Ansätzen ermöglicht das Covestro-Chemolyse-Verfahren die Rückgewinnung der beiden PU-Hauptkomponenten. Neben dem Polyol kann nun auch das Vorprodukt der anderen Komponente – des Isocyanats – recycelt werden. Seit Kurzem betreibt Covestro am Standort Leverkusen auch eine Pilotanlage für das Weichschaum-Recycling, um die bisher erzielten positiven Laborergebnisse zu verifizieren sowie Produkte und Anwendungen im kleinen Industriemaßstab zu entwickeln.

„Unser Ziel ist es, chemische Recyclingprozesse für Post-Consumer-Weichschaumstoffe zu industrialisieren, um letztlich beide Rohstoffe aus dem Recycling von Matratzenschaum zu vermarkten“, erklärt Karin Clauberg, Venture Manager Flexible Foam Chemolysis bei Covestro. „Wir wollen ein hochreines, hochwertiges Recycling-Polyol liefern, das die Kundenspezifikationen erfüllt, und ein recyceltes Toluol-Diamin (TDA), das sich für die Weiterverarbeitung zu Toluol-Diisocyanat (TDI) eignet.“ TDI wird zusammen mit dem Polyol für die Herstellung von Weichschaumstoffen verwendet. Die erste Phase soll sich auf die Prozessentwicklung zum Polyol-Recycling konzentrieren, gefolgt von der ab Sommer dieses Jahres geplanten Rückgewinnung von TDA.

Mit diesem Projekt zum chemischen Recycling von PU-Matratzenschaum ist das Unternehmen nach eigenen Angaben dem Ziel eines Recyclingkreislaufs einen bedeutenden Schritt näher gekommen. „Das Projekt ist Teil eines langfristigen strategischen Programms, um Covestro vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten und eine treibende Kraft in der Wertschöpfung zu sein“, sagt Dr. Klaus Schäfer, Chief Technology Officer des Unternehmens. „Die Entwicklung dieser innovativen Recyclingtechnologie und die Investition in die Pilotanlage sind weitere Meilensteine, um Materialkreisläufe zu schließen. Damit wollen wir fossile Ressourcen in der Produktion ersetzen, den CO2-Fußabdruck unserer Materialien reduzieren und Lösungen für den Umgang mit Kunststoffabfällen schaffen. Zugleich gelingt uns so der Nachweis, dass Polyurethane recycelbar sind.“

Neue Sortierlösung

Darüber hinaus hat Covestro in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Recticel und Redwave – einem Geschäftsbereich der Wolfgang Binder GmbH – und als Teil des PURe Smart Forschungsprojekts eine intelligente Sortierlösung entwickelt, um die verschiedenen PU-Schaumstoffe aus Post-Consumer-Matratzen effizient zu trennen. Die Software nutzt Machine-Learning-Algorithmen für eine korrekte Erkennung der verschiedenen Schaumstofftypen und ermöglicht so einen sauberen Materialeingang für den anschließenden Recyclingprozess. Diese Entwicklung ist ein weiterer Baustein der Digitalisierungsstrategie mit den damit verbundenen neuen Möglichkeiten für die gesamte Chemie- und Kunststoff-Wertschöpfungskette.

Mitgestaltung eines Kreislauf-Ökosystems

Covestro nutzt internationale Kooperationen, um den künftigen Wertschöpfungskreislauf für Polyurethan-Weichschaumstoffe mit seiner Recyclingtechnologie mitzugestalten. Dazu setzt der Konzern auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette. Unter anderem geht es darum, neue Geschäftsmöglichkeiten für Covestro, aber auch für seine Kunden und die Partner der gesamten Lieferkette zu schaffen, damit diese auch ihren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren können. Die verstärkte Nutzung von gebrauchten Materialien trägt laut Covestro ferner dazu bei, die gesellschaftliche Herausforderung des nachhaltigen Umgangs mit solchen Abfällen zu lösen und die Ziele der Europäischen Union für Kreislaufwirtschaft, Klima- und Umweltschutz zu erreichen.

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Unternehmen

COVESTRO AG

Kaiser-Wilhelm-Allee 60
51373 Leverkusen
Germany