Schrottteile aus einem Auto

Post-Consumer-Materialien aus Automobilien sollen als Rohstoff für Neufahrzeuge dienen. (Bild: Audi)

Schrottauto auf der Hebebühne
Mit dem Zugriff auf Sekundärmaterialien aus Altfahrzeugen will man die Versorgungssicherheit der eigenen Produktion sicherstellen. (Bild: Audi)

Bislang werden nur wenige der für die Fertigung von Neufahrzeugen verbauten Materialien aus Altfahrzeugen gewonnen. So endet beispielsweise Stahl nach dem Altfahrzeugrecyclingprozess meist als Baustahl. Das will Audi ändern und Sekundärmaterialien, die aus Altfahrzeugen stammen, erneut in eine automobile Produktion zurückführen. Ein Downcycling der Materialien soll dabei verhindert werden.

„Das Projekt Material Loop unterstreicht unsere ambitionierte Vision, ein höchst effizientes Kreislaufwirtschaftskonzept für Altfahrzeuge zu betreiben“, sagt Audi-Chef Markus Duesmann. Das Ziel sei es, so Duesmann, so viele Materialien wie möglich auf einem hohen Qualitätsniveau zurückzugewinnen, um sie für die Produktion von Neufahrzeugen erneut verwenden zu können. „Das spart wertvolle Primärmaterialien und kann den ökologischen Fußabdruck der Produkte reduzieren.“ Gleichzeitig soll der direkte Zugriff auf Sekundärmaterialien perspektivisch zu einer verbesserten Versorgungssicherheit beitragen, wie es heißt. „Die Rohstoffe müssten nicht erst neu gewonnen werden“, so der Audi-Chef.

Kurz und kompakt:

  • Audi sammelt Erkenntnisse, um perspektivisch Materialkreisläufe für Wertstoffe wie Stahl, Aluminium, Kunststoff oder Glas zu schließen.
  • Markus Duesmann: „Unser Ziel ist es, so viele Materialien wie möglich auf einem hohen Qualitätsniveau zurückzugewinnen.“

  • Erste Projekterfolge: Der wiederverwertete Stahl soll in bis zu 15.000 Türinnenteilen für den Audi A4 eingesetzt werden.

Welche Ziele verfolgt Audi mit "Material Loop"?

Ein Mann mit schwarzem Material in den Händen
Glas, Aluminium und auch Kunststoffe können für neue Fahrzeuge wiederverwertet werden. (Bild: Audi)

100 Fahrzeuge, darunter auch ehemalige Erprobungsfahrzeuge, wurden für das Kooperationsprojekt im Oktober 2022 demontiert. Durch die gezielte Demontage von einzelnen Komponenten ließen sich bereits hochwertige Sekundärmaterialien wie größere Kunststoffbauteile für das weitere Recycling sichern. Nach der Demontage wurden die verbliebenen Fahrzeugkarossen geschreddert und gemeinsam mit den beteiligten Partnerunternehmen in verschiedene Materialgruppen wie Stahl, Aluminium und Kunststoff separiert.

Mit dem Ziel, den Wiedereinsatz für die Produktion von Neufahrzeugen zu prüfen, definierte und pilotiert der Ingolstädter Autobauer gemeinsam mit den Projektpartnern aus der Recyclingbranche, der eigenen Lieferkette und der Wissenschaft den weiteren Recyclingprozess. „Im Projekt fokussieren wir uns auf Kreisläufe innerhalb unserer Industrie, um unsere Produkte und die Materialien, die darin verarbeitet worden sind, so lange wie möglich nutzen zu können. Unsere Vision ist, uns künftig bei dem Einsatz von Sekundärmaterialien weniger aus anderen Branchen bedienen zu müssen“, erklärt Johanna Klewitz, Leiterin Nachhaltigkeit in der Lieferkette.

Neben der technischen Machbarkeit der Materialrückführung in die Lieferkette steht auch die Verbesserung der Recyclingfähigkeit neuer Fahrzeuggenerationen im Fokus des Unternehmens. Das Projekt ist Teil der Kreislaufwirtschaftsstrategie des Autobauers und liefert wertvolle Erkenntnisse zur Umsetzung einer Circular Economy in der Praxis.

„Im Kern geht es bei Circular Economy um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Im Fokus stehen dabei Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und eben auch die Recyclingfähigkeit unserer Produkte“, erklärt Dennis Meinen, Experte Circular Economy bei Audi.

Recyclingmaterial für die Audi A4-Produktion

Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende April. Trotzdem konnte Audi bereits wertvolle Erkenntnisse in der Praxis anwenden: Erste Materialien führen die Projektbeteiligten bereits in die automobile Produktion zurück. So lässt sich ein Großteil des im Projekt recycelten Stahls für die Produktion neuer Modelle nutzen. In einem ersten Versuch wurden sechs Stahlcoils mit einem Material Loop-Sekundäranteil von etwa 12 % hergestellt, die den Qualitätsanforderungen der Ingolstädter entsprechen und sich deshalb auch für anspruchsvollste Strukturteile nutzen lassen. Bis zu 15.000 Türinnenteile für den Audi A4 will man im Presswerk Ingolstadt herstellen. Untersuchungen im Rahmen des Projekts zeigten demnach, dass der Anteil des aus Fahrzeugen recycelten Stahls am Coil künftig sogar noch weiter erhöht werden könnte.

Um die Recyclingfähigkeit neuer Fahrzeuggenerationen zu optimieren, spielt auch das „Design for Circularity“ neben einer Verbesserung der Sortiertechnologie eine entscheidende Rolle. Dabei sollen Bauteile und deren Komponenten hinsichtlich der Materialauswahl, der Materialzusammensetzung und der Modularität so gestaltet werden, dass sie am Lebensende der Fahrzeuge im Verwertungsprozess sortenrein getrennt werden können. Als weiteres Ergebnis des Pilotprojekts hat man in Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern einen Leitfaden für die eigenen Lieferanten entwickelt, der erläutert, nach welchen Prämissen sich Kunststoffbauteile so gestalten lassen, dass sich die Wiederverwertung in der Automobilproduktion weiter steigern lässt.

Autos auf dem Schrottplatz
Ein Großteil des im Projekt recycelten Stahls lässt sich für die Produktion neuer Modelle nutzen. (Bild: Audi)

Diese Unternehmen partizipieren an dem Projekt

Projektpartner Material Loop
(Bild: Audi)

Mit diesen Projekten treibt Audi die Kreislaufwirtschaft voran

Grüne Kunststoffflakes in einem Sack
Audi will den Einsatz von Recyclingmaterialien in der eigenen Fahrzeugflotte in den kommenden Jahren sukzessive erhöhen. (Bild: Audi)

Der Hersteller von Automobilen will den Anteil an eingesetzten Rezyklaten in der eigenen Flotte in den nächsten Jahren beständig erhöhen. Ziel ist es, Materialkreisläufe für den automobilen Einsatz überall dort zu etablieren, wo es technisch möglich sowie wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist.

In diesem Zusammenhang sammelt Audi bereits seit dem Frühjahr 2022 im Rahmen eines Pilotprojekts Erfahrungen in der Wiederaufbereitung von automobilem Altglas. Nicht mehr reparierbare Autoscheiben werden mittels eines innovativen Recyclingprozesses zunächst zerkleinert und sortiert. Das so gewonnene Glasgranulat wird eingeschmolzen und zu neuem Flachglas für die Automobilindustrie verarbeitet und bereits in der Produktion des Q4 E-Tron eingesetzt.

Ein weiteres Projekt ist Plastic Loop: Darin hat Audi gemeinsam mit dem Kunststoffhersteller Lyondell Basell einen Prozess etabliert, bei dem erstmals chemisches Recycling für gemischte automobile Kunststoffabfälle in der Serienproduktion des Audi Q8 E-Tron angewandt wird.

Quelle: Audi

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

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