Die Menge an Plastikabfällen, die wir täglich produzieren, ist eines der großen Probleme unserer Zeit. Weltweit fallen jährlich nahezu 80 Mio. Tonnen Kunststoffverpackungsmüll an. Davon werden aktuell nur circa 10 Prozent der eingesetzten Ressourcen durch Recycling wiedergewonnen. 90 Prozent davon werden verbrannt, deponiert oder gelangen unkontrolliert in die Umwelt.
Die Notwendigkeit einer Kreislaufwirtschaft des Kunststoffs war nie höher. Mit dem innovativen Newcycling-Verfahren legt das Merseburger Unternehmen einen wichtigen Grundstein, um das Ziel nach mehr Nachhaltigkeit und einer höheren Recyclingquote in der Kunststoffindustrie zu erreichen.
Entgasung des Lösemittels ist wichtig
Beim Newcycling am APK-Standort in Merseburg werden PA/PE-Mehrschichtfolienabfälle zunächst mechanisch vorbehandelt: Sie werden unter anderem geschreddert und klassiert. Danach erfolgt im Lösemittelbad die Auflösung und damit Verflüssigung der PE-Schicht, was zum Trennen der Polymere beziehungsweise der Polymerschichten führt. Das nicht gelöste PA wird anschließend durch konventionelle Fest-Flüssig-Trenntechnologien von gelöstem PE getrennt und die Polymere werden in separaten Stoffströmen weiterverarbeitet.
Das PA wird einem ZSK-Doppelschneckenextruder von Coperion zugeführt. Dort durchläuft es unterschiedliche Verfahrenszonen und wird mit sehr hoher Dispergierleistung und intensiver Entgasung zu einer hochwertigen PA-Schmelze verarbeitet und anschließend zu erstklassigen PA-Rezyklaten granuliert.
Nach einer Voreindampfung wird das PE zusammen mit dem Lösemittel ebenfalls einem ZSK-Doppelschneckenextruder zugeführt. Dort erfolgt die exakt auf diese Anwendung abgestimmte, intensive Entgasung der Flüssigkeit, die auch bei schwankenden Verhältnissen von PE und Lösemittel erstklassige Ergebnisse liefert. Das Lösemittel wird komplett verflüchtigt und in einem geschlossenen Kreislauf wieder dem Prozess zugeführt. Zurück bleibt PE in Form einer homogenen, hochwertigen Schmelze, die anschließend granuliert wird. Auch das PE-Rezyklat besitzt eine neuwarenähnliche Qualität.
Newcycling-Rezyklate (Mersalen und Mersamid) weisen durchschnittlich 66 Prozent weniger Emissionen auf als Neuware der jeweiligen Kunststoffe. „Der sehr hohe Reinheitsgrad von unseren Rezyklaten wurde in mehreren Gutachten bestätigt. Beispielsweise eignet sich Mersalen (PE) für eine große Bandbreite von Anwendungen wie Kosmetikverpackungen“, erläutert Klaus Wohnig, CEO der APK. Jochen Burger, Process Engineer bei Coperion ergänzt: „Wir sehen im innovativen Newcycling-Prozess von APK einen sehr wichtigen Schritt auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft der Kunststoffindustrie.“ (sf)