Innenraum des vollelektrischen VW ID. Buzz

Im Innenraum des ID. Buzz kommt an zahlreichen Stellen recyceltes Meeresplastik aus alten PET-Flaschen (konkret 63 Stück á 0,5 l) zum Einsatz. (Bild: Volkswagen)

Mit dem Ziel, den ökologischen Fußabdruck weiter zu verkleinern, erforscht VW verschiedene vielversprechende Ansätze und setzt diese in der Serienproduktion um. Ein Fokus liegt dabei auf tierfreien und recycelten Materialien in der Innenausstattung.

Leder gehört zu den klassischen Materialien für Fahrzeuginnenräume: Es kommt in der Regel als Sitzbezug, auf Lenkrädern, Armauflagen oder Zierverkleidungen zum Einsatz. Gleichzeitig steht es als tierisches Produkt sowie aufgrund diverser Abfallprodukte in der Herstellung in der Kritik. In seinen Elektromodellen will VW deswegen als Alternativen möglichst nur tierfreie Materialien im Innenraum verwenden.

Woraus besteht das alternative Leder?

Eine Frau arbeitet im Labor
Dr. Martina Gottschling, Forscherin der Volkswagen Group Innovation, betreibt Grundlagenforschung für Lederersatzstoffe der nächsten Generation. (Bild: Volkswagen)

Die bewährte und bislang oft einzige Alternative war Kunstleder, das zu einem großen Teil auf mineralölhaltigen Kunststoffen wie Polyurethan oder PVC basiert. Das Team für Biomaterialien der Volkswagen Group Innovation hatte die Idee zum sogenannten Kaffeeleder.

Doch was verbirgt sich dahinter? Bei der Röstung der Bohnen fällt als Reststoff die sogenannte Silberhaut an, die ursprünglich die Kaffeebohne umschließt. Die Silberhäutchen eignen sich hervorragend als Füllstoff für Kunstleder. Der Stoff fällt bereits trocken und in einer für die Weiterverarbeitung sehr günstigen Form an.In Prototypen könnte das tierfreie Kunstleder mit seinem hohen Anteil biologischer Materialien schon bald auf Autositzen und Armlehnen Verwendung finden.

„Das Potenzial ist groß und es kann einer der nächsten Schritte sein, um den ökologischen Fußabdruck unserer ID. Elektroflotte weiter zu optimieren“, sagt Dr. Martina Gottschling, Forscherin der Volkswagen Group Innovation.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

In welchem Modell setzt VW bereits nachhaltigere Materialien ein?

Innenraum eines Automobils
Beim ID. Buzz bestehen beispielsweise die Sitzbezüge aus Seaqual-Garn, das zu 10 % aus gesammeltem Meeresmüll und zu 90 % aus recyceltem PES-Garn hergestellt wird. (Bild: Volkswagen)

Im Innenraum des ID. Buzz setzt VW bereits vielfältige alternative Materialien ein, die nun schrittweise in den übrigen Modellen der ID. Familie Einzug halten werden. So kommen im Innenraum des neuen „Bulli“ an zahlreichen Stellen Materialien aus Meeres-Plastik beziehungsweise alten PET-Flaschen (konkret 63 Stück à 500 ml) zum Einsatz. Ein Sitzbezug besteht in der sogenannten Oberware aus Seaqual-Garn, das zu 10 % aus gesammeltem Meeresmüll und zu 90 % aus recyceltem PES-Garn hergestellt wird. Das spart in der Herstellung im Vergleich zu herkömmlichen Oberflächenmaterialien 32 % CO2-Emissionen. In Sitzbezügen mit Artvelours Eco beträgt der Recycling-Anteil 71 %.

Zudem bestehen die Oberflächen des Dachhimmels und des Bodenteppichs im ID. Buzz komplett aus recyceltem Polyester. Auch in der Dämmschicht des Teppichs stecken recycelte Kunststoffe. Das Gleiche gilt für Bauteile wie die Unterbodenverkleidung und die Radhausschalen.

Darüber hinaus verwendet der Automobilhersteller für Zierteile an den Türen, der Instrumententafel und der Lenkradspange des ID. Buzz kein Chrom mehr. Als Ersatz dient ein Flüssiglack in Chromoptik, dessen Bindemittel biobasiert ist.

Wo Volkswagen Naturwerkstoffe einsetzt

In der Open Hybrid Lab Factory (OHLF) am Wolfsburger Stadtrand wird unter anderem an alternativen Stoffen für den Fahrzeugbau geforscht. Um dabei auch die Umweltbilanz von Elektroautos zu verbessern, wird das Thema Kreislaufwirtschaft immer wichtiger – dazu zählt etwa, Kunststoffe aus Recycling-Material zu entwickeln und Naturwerkstoffe in biologischen Kreisläufen einzusetzen.

„Wir wollen Prozesse, Werkstoffe und Bauteile so gestalten, dass sie die Kreislaufwirtschaft substanziell verbessern. Dazu planen wir, neue Kunststoffe aus Recycling-Material zu entwickeln. Wir wollen Demontageprozesse automatisieren, um Werkstoffe wirtschaftlich sortenrein zu trennen, und wir setzen auf Naturwerkstoffe in biologischen Kreisläufen“, sagt Dr. Marko Gernuks vertritt Volkswagen im Vorstand der OHLF.

Ein Ansatz, in dem die unternehmenseigenen Forscher großes Potenzial sehen, sind wachsende Biomaterialien. Dabei geht es um mehr als nur Industriepflanzen wie Raps oder Nadelholz – denn diese innovativen Stoffe lassen sich auch im Labor erzeugen. Geforscht wird derzeit beispielsweise an reiner Zellulose, die sich in natürlicher Form in pflanzlichen Zellwänden findet, beispielsweise in Holz. Im Labor können Bakterien sie in reiner Form erzeugen. Das Naturpolymer ist sehr stabil und beständig; es eignet sich außerdem gut für Recycling-Prozesse beim Auto und kann kompostiert werden.

So könnten etwa Sitzbezüge in Autos von Volkswagen künftig aus Zellulose bestehen, die im Labor produziert wurde. Bereits jetzt ist es möglich, die reine Zellulose in gewünschten Formaten zu züchten.

Eine Hand greift nach einer Folie auf beleuchtetem Untergrund.
Volkswagen forscht intensiv zu alternativen Materialien für mehr Nachhaltigkeit in der Produktpalette. (Bild: Volkswagen)

Welche Anforderungen müssen die neue Werkstoffe erfüllen?

Mit diesen und anderen Ansätzen verfolgt VW auf seinem „way to Zero“ das Ziel, der wachsenden Nachfrage nach tierfreien Alternativen im Auto-Innenraum nachzukommen – und die Ökobilanz von Elektroautos Schritt für Schritt weiter zu verbessern. Bis 2050 strebt der Hersteller die bilanzielle CO2-Neutralität an.

Das Unternehmen stellt hohe Anforderungen an die Haltbarkeit von Komponenten und Bauteilen. Insgesamt führt die Werkstoffentwicklung rund 40 Tests an neuen Werkstoffen durch, bevor sie eine Serienfreigabe nach Volkswagen Spezifikationen erhalten.

Quelle: Volkswagen

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