Ein Frachter vor einer Bohrinsel

Die angespannte Rohstofflage spüren nun auch vermehrt die BRIC-Staaten. Eine Umfrage des VDMA gibt nun weitere Einblicke in die Geschäftslage der Maschinenbauunternehmen vor Ort. (Bild: Fotimmz - Fotolia)

Maschinenbauunternehmen aus den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China bewerten die angespannte Rohstofflage an den Weltmärkten als zunehmendes Hemmnis für ihre Geschäftsaktivitäten. Das zumindest, geht aus einer aktuellen VDMA-Umfrage hervor, bei dem der Verband insgesamt 515 seiner Mitglieder im Zeitraum vom 18. Oktober bis 3. November 2021 befragte. So würden neben fehlenden Vorleistungen vor allem längere Lieferzeiten und Probleme in der Logistikkette den Produktionsablauf erschweren. Die überwiegende Mehrheit der befragten VDMA-Mitglieder erwarten in diesem Markt für das Gesamtjahr 2021 ein Umsatzplus im zweistelligen Bereich. Basierend auf einer teils schwachen Vorjahresbasis. (Wie sich die Lage in Sachen Rohstoffmangel und Lieferketten allgemein entwickelt, können Sie auch in unserem stets aktualisierten Ticker-Beitrag nachlesen)

China nicht der erhoffte Impulsgeber

Den Daten des VDMA nach, haben sich in China die Wachstumsraten im Maschinenbau im dritten Quartal 2021 wieder auf einen einstelligen Prozentsatz eingependelt, was dem Vorkrisenniveau entspricht. Kurzfristig erwarten die befragten Tochterunternehmen in China keine großen Wachstumsimpulse: So gehen 49 % davon aus, dass die Auftragseingänge in den nächsten drei Monaten stagnieren. Gut jeder Fünfte (18 %) erwartet sogar Rückgänge der Bestellungen.

Doch wie sieht das Geschäft in den jeweiligen Teilbranchen aus? Auch hier hat der VDMA Daten: Die Unternehmen aus der Baumaschinenbranche und der Fluidtechnik bewerten demnach die Situation deutlich schlechter als der Maschinenbaudurchschnitt. Hersteller von Maschinen für die Prozessindustrie und Automatisierungstechnik bewerten die Lage deutlich positiver.

Unterschiedliche Einflüsse in China befeuern die Marktentwicklung

"Die Lage im chinesischen Immobiliensektor ist deutlich angespannt. Die Baubeginne von Wohnungen waren im dritten Quartal um circa 17 Prozent abgesackt. Das trifft die Hersteller von Baumaschinen und deren Zulieferer wie die Fluidtechnik spürbar", sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. "Auf der anderen Seite investieren Unternehmen in China aus der Prozessindustrie wie die Chemie und Petrochemie, Pharmazie sowie Gasverarbeitung kräftig. Davon profitieren Hersteller von Industriearmaturen, Verfahrenstechnik und Pumpen." Der Mangel an Vorprodukten, in Verbindung mit den teilweise unvorhersehbaren Stromabschaltungen in der Industrie und den Corona-Restriktionen, stellt Unternehmen vor Ort vermehrt vor Herausforderungen. 29 % der Unternehmen würden diese als zunehmend hemmenden Faktor bezeichnen. (Auch die Industrie hierzulande beklagt einen hohen Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten, wie aus einer aktuellen Umfrage des Ifo Instituts zu entnehmen ist).

In Russland macht das Arbeitsvisum Probleme

Russische VDMA-Mitgliedsunternehmen bewerten ihre Geschäftssituation deutlich positiver. Ein Drittel der befragten Maschinenbauunternehmen vor Ort erwarten laut VDMA-Zahlen in den nächsten drei Monaten steigende Auftragseingänge, lediglich 6 % würden mit sinkenden Auftragseingängen rechnen. Statt "local-content"-Vorgaben oder Wirtschaftslage hemmen insbesondere die Corona-Restriktionen das Geschäftsgebahren. Große Probleme bereitet weiterhin das in Russland verpflichtend vorgeschriebene Arbeitsvisum für Monteure (54 % aller befragten Unternehmen).

Unternehmen in Indien deutlich zuversichtlich gestimmt

Anders sieht die Lage in Indien aus. Hier geben die vom VDMA befragten Unternehmen an, mit besonderer Zuversicht auf die nächsten Monate zu blicken. Positiv gestimmt sei man hier insbesondere in Sachen Kapazitätsauslastung und der allgemeinen Geschäftslage. Alles in allem die zweitbesten, bisher gemessenen Ergebnisse. Nur im Frühjahr 2018 waren die Ergebnisse noch besser.

Drei von vier Unternehmen gehen von weiter steigenden Auftragseingängen aus. Lediglich 3 % erwarten in den nächsten drei Monaten rückläufige Eingänge. "Das erfreuliche Geschäftsumfeld in Indien zeigt sich ebenfalls in den Maschinenexporten aus Deutschland nach Indien. Sie konnten im Zeitraum Januar bis August um mehr als 30 Prozent zulegen. Allerdings verzeichnete Indien vor einem Jahr mit einem Minus von knapp 29 Prozent auch die größten Rückgänge der betrachteten BRIC-Staaten. Bis zum Erreichen des Vorkrisenniveaus ist also noch Luft nach oben", sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. (Wie sich die Produktionserwartungen deutscher Unternehmen jüngst entwickelt haben haben, können Sie hier nachlesen).

 

Wie entwickelt sich der Markt in Brasilien?

Brasilien ist einer der wichtigsten Absatzmärkte und Produktionsstandort für den Maschinenbau in Lateinamerika. Hier bewerten 52 % der Unternehmen die Geschäftslage als gut. Lediglich 2 % stufen diese als schlecht ein. 48 % erwarten in den nächsten drei Monaten steigende Auftragseingänge, 17 % gehen von Auftragseinbußen aus. Größte Hemmnis für die Geschäftsentwicklung ist auch hier die Knappheit von Rohstoffen und Vorprodukten. Die große Mehrheit der Unternehmen würden dennoch überwiegend positiv auf die Geschäftslage blicken. Daran ändert auch die politische Unsicherheit, ausgelöst durch die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2022, und die hohe Inflation von geschätzt rund 8 % für 2021 wenig, so der VDMA. Die Mehrheit der VDMA-Mitglieder erwartet für 2022 ein Wachstum im zweistelligen Bereich.

Quelle: VDMA

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