In Galvaniken sind Netzmittel als oberflächenaktive Substanzen für die gleichmäßige und effiziente Beschichtung sowie die Vermeidung von Aerosolen unverzichtbar. Eine besondere Klasse der Netzmittel stellen hier die PFAS-Tenside dar, da sie sich durch ihre große Stabilität auch in stark oxidierenden Medien, wie den Chromsäure enthaltenden Elektrolyten, auszeichnen. Diese werden im Prozess der Kunststoffgalvanisierung bei der Konditionierung der Kunststoffe für den Beschichtungsprozess sowie zum Teil bei der Endbeschichtung eingesetzt. Fluorierte Tenside sind dabei fast vollständig ersetzt worden. Während die modernen Verchromungsprozesse ohne fluorierte oder teilfluorierte Netzmittel auskommen, gibt es beim Konditionieren der Kunststoffe für den Beschichtungsprozess kritische Geometrien oder Basiswerkstoffe, bei denen fluorfreie Benetzungsmittel trotz verbesserter Anlagentechnologie nicht die benötigten Eigenschaften haben, um eine fehlerfreie Produktion zu gewährleisten. Hier müssen weiterhin Netzmittel auf Basis teilfluorierter Alkylsulfonsäuren, die auch zu der Stoffgruppe der PFAS gehören, verwendet werden. Durch anlagentechnische Verbesserungen wurde der Einsatz der Netzmittel bereits deutlich minimiert, er kann jedoch noch nicht komplett vermieden werden. Gleichzeitig sind bereits sehr erfolgreiche Maßnahmen umgesetzt worden, die die ohnehin sehr geringen und kaum noch messbaren Rückstände im Abwasser um 80 bis 90 Prozent reduzieren.
Die neuen chromfreien Beizsysteme, die sich gerade in der Erprobung befinden, können nach derzeitigem Kenntnisstand ohne PFAS-Netzmittel auskommen. Der Anteil dieser Netzmittel wird also in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen und in spätestens sieben Jahren komplett ersetzt sein. Das bedeutet für diesen Übergangszeitraum, dass für die Herstellung hochwertiger metallisierter Bauteile aus Kunststoff der Einsatz von PFAS-Tensiden noch unverzichtbar ist. Ein Verbot dieser Chemikalien kann zu negativen Beeinträchtigungen des Arbeitsschutzes der Beschäftigten aufgrund freiwerdender Aerosole führen, was zwingend weiter auszuschließen ist. Gleichzeitig wäre ein Anstieg der fehlerhaften Produktion die Folge und damit eine Ressourcenverschwendung und Kostensteigerung für die Produktion, was die Wettbewerbsfähigkeit der POP-Galvaniken in Europa weiter schwächen würde.
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Was das für die Materialversorgung der Anlagen bedeutet
Fluorierte Kohlenstoffverbindungen bilden die Ausgangsbasis für viele Werkstoffe, die im Chemiebehälter- und Rohleitungsbereich eingesetzt werden. Die Werkstoffe selbst sind nicht gefährlich und auch weiterhin nicht verboten. Ein Verbot der Vorläufersubstanzen des Herstellungsprozesses würde die Herstellung der Werkstoffe in nicht EU-Regionen verdrängen und den Anlagen- und Behälterbau von Importen abhängig machen. Wir haben diese Auswirkungen leider selbst schon stark zu spüren bekommen.
Quelle: FGK
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