
Vanessa Nuredin (Bild: ITC)
Sie haben den thermischen Abbau von Fluorpolymeren in einer Verbrennungsanlage untersucht. Sind die vorhandenen Bedenken, dass hierbei PFAS-haltige Substanzen in die Umwelt gelangen, gerechtfertigt?
Vanessa Nuredin: In unserer Studie wurde der thermische Abbau der Fluorpolymere in zwei verschiedenen Einstellungen untersucht. Die erste Temperatureinstellung betrug 860 °C, entsprechend den Bedingungen der Hausmüllverbrennung in Europa. Die zweite Einstellung betrug 1.095 °C, wie es beim Verbrennen von gefährlichen Abfällen der Fall ist. In beiden Einstellungen lag die Verweilzeit in der Nachbrennkammer für die Abgase bei zwei Sekunden. Bei beiden Bedingungen konnten wir für die Verbrennung von Fluorpolymeren eine fluorbezogene Abbaurate >99,99 % ermitteln.
Wurden neben der Abluft weitere Reststoffe des Verbrennungsprozesses untersucht?
Nuredin: Ja, es wurden an mehreren Stellen der Pilotanlage verschiedene Reststoffe untersucht, die die Anlage verlassen. In fester Form wurden die Aschen aus der Nachbrennkammer, dem Kessel und dem Gewebefilter beprobt und analysiert. Flüssige Proben wurden aus dem Nassentschlacker und den Rauchgaswäschern entnommen. Somit sind sowohl die flüssigen als auch die festen Reststoffe über den gesamten Verbrennungsprozess untersucht worden. Dabei wurde in der Gewebefilterasche eine Substanz (PFBS) und im Waschwasser eine weitere Substanz (PFOS) oberhalb der Bestimmungsgrenze detektiert. Diese Messungen sind in die fluorbezogene Abbaurate integriert.
Gibt es alternative Entsorgungsmöglichkeiten für fluorpolymerhaltige Abfälle?
Nuredin: Für PTFE und vollfluorierte Abfälle gibt es die Möglichkeit des Recyclings. Für detaillierte Informationen möchte ich interessierte Leser auf die Ausarbeitung der Fluorpolymergruppe von Pro-K verweisen.
PFAScon 2025 in Lüdenscheid erleben

Am 20. Februar 2025 öffnet das Kunststoff-Institut Lüdenscheid seine Türen für einen Fokustag rund um das Thema der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) und der aktuellen Situation in Bezug auf den ECHA-Beschränkungsvorschlag. Die PFAScon 2025 wird als neues interaktives Format vor Ort in Lüdenscheid stattfinden aber auch in eingeschränktem Umfang online angeboten. Die Veranstaltung thematisiert die aktuelle Situation und verspricht eine facettenreiche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des möglichen Verbots auf die Kunststoffproduktion und beteiligte Wirtschaftszweige. Der PLASTVERARBEITER ist hierbei Medienpartner.
Was Sie über PFAS wissen müssen

Fluorpolymere und weitere fluorhaltige Substanzen sollen verboten werden. Eine ihrer herausragenden Eigenschaften – die Beständigkeit – könnte ihr Verbot bedeuten. Für Sie haben wir das Thema PFAS aus verschiedenen Blickwinkeln während der Widerspruchsfrist beleuchtet und halten Sie künftig zu PFAS-Alternativen auf dem Laufenden. Alles, was Sie zum Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.