Verpackungsdeckel

Verpackungslösungen aus Monomaterialien oder Polypropylen bieten Alternativen zu klassischen Verbundkunststoffen. (Bild: Syntegon)

Plastik galt lange als Verpackungsmaterial erster Wahl – und zwar branchenübergreifend. Diese Zeiten neigen sich langsam, aber stetig ihrem Ende zu. Mehrere EU-Länder streben eine signifikante Reduktion von Plastik an. Dabei verfolgen die Nationen je unterschiedliche Ansätze. Frankreich geht besonders rigoros vor: Bis 2040 sollen Einwegverpackungen sukzessive aus dem Leben der Verbraucher verschwinden. Der Stufenplan umfasst die Vermeidung unterschiedlicher plastikbasierter Produkte, vom Einwegbecher bis hin zum Kassenbon.

Frankreich agiert in dieser Hinsicht nicht auf eigene Faust: Länder wie Belgien und Spanien ziehen nach und gehen damit über die EU-Regelung hinaus, nach der bis 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig oder wiederverwendbar sein müssen. In Spanien etwa dürfen seit dem 1. Januar 2023 keine Getränke- oder Lebensmittelbehälter aus Kunststoff mehr gratis verteilt werden, sofern sie für den direkten Verzehr von Lebensmitteln bestimmt sind. Kommen diese Verpackungen nach wie vor zum Einsatz, fällt eine Gebühr für Verbraucher an. Auf diese Weise möchte der Gesetzgeber die Vermarktung dieser Produkte bis 2026 um 50 % und bis 2030 um 70 % reduzieren. Herstellende Unternehmen müssen deshalb europaweit in innovative Technologien investieren, die Mensch und Umwelt schützen und gleichzeitig unterschiedliche Industriezweige wettbewerbsfähig halten.

Eine Welt mit weniger Plastik

2020 kam EU-weit die sogenannte „Plastiksteuer“ hinzu. Sie beinhaltet eine Abgabe von 0,80 Euro pro Kilogramm der im jeweiligen Mitgliedstaat angefallenen, nicht recycelten Verpackungsabfälle aus Kunststoff. Für 2021 heißt das am Beispiel Deutschland, dass rund 1,3 Mrd. Euro Steuergelder an die EU flossen. Die aktuelle Bundesregierung möchte deshalb die Hersteller und Inverkehrbringer von Plastikverpackungen stärker in die Pflicht nehmen: Laut Koalitionsvertrag sollen diese Unternehmen langfristig die EU-Plastiksteuer zahlen.

Aufgrund dieses regulatorischen Drucks orientiert sich die Lebensmittelindustrie zusehends in Richtung alternative Verpackungslösungen, allen voran Papier. Das Material gilt in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur als umweltfreundlicher. Anders als Plastik zersetzt es sich schneller und lässt sich leicht recyceln. Doch gerade bei flüssigen oder viskosen Lebensmitteln macht Papier zwar einen nicht unerheblichen, aber nicht den alleinigen Anteil alternativer Verpackungslösungen aus. Mit Blick auf die Dichtigkeit und den Produktschutz umfassen aktuell am Markt erhältliche Papierverpackungen stets eine Kunststoffbarriere und bilden damit einen Verbundstoff.

Auch diesbezüglich gelten in Deutschland strenge Regeln: Papier als Verpackungsmaterial darf einen Kunststoffanteil von 5 % nicht überschreiten. Damit bleibt es recyclingfähig wie herkömmliches Papier und kann den entsprechenden Wertströmen zugeführt werden, sofern es nicht zu stark verschmutzt ist. Als Alternative zur papierbasierten Verpackung stehen Lebensmittelunternehmen innovative Lösungen aus Monomaterialien zur Verfügung: Aus Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) bestehende Folien, Becher und Platinen bieten denselben Schutz wie klassische Verbundmaterialien – und den Vorteil einer deutlich höheren Recyclingfähigkeit.

Ökologie trifft auf Ökonomie

Damit gibt es für Lebensmittelhersteller genug Stellschrauben für eine ökologische wie auch regularienkonforme Produktion. Die Herausforderung dabei: Den komplexen Stand der gesetzlichen Vorgaben mit den Anforderungen der eigenen Produkte in Einklang bringen – und dabei ökologisch wie wirtschaftlich agieren. Dies geschieht im eigenen wie auch im Interesse der Konsumenten: Neben der Qualität der Lebensmittel und innovativen Rezepturen beeinflussen ökologische Verpackungslösungen und Herstellverfahren die Kaufentscheidung heute maßgeblich. Hersteller müssen deshalb flexibel auf Verpackungsformate und Materialien zurückgreifen können. „So lassen sich Lösungen umsetzen, die den Anforderungen der jeweiligen Produkte und Konsumenten entsprechen, ohne unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsziele außer Acht zu lassen“, betont Ilona Junker, Projektmanagerin Sustainable Solutions bei Syntegon.

Produktschutz als zentrale Anforderung

Um diese Balance zu ermöglichen, komme es für Lebensmittelhersteller darauf an zu analysieren, welche Verpackungsbedürfnisse bei welchem Produkt im Vordergrund stünden, so Junker weiter. Dabei spielen ökologische und Qualitätsaspekte gleichermaßen eine Rolle – gerade in der Lebensmittelbranche. Hier stehen hygienische Überlegungen oft an erster Stelle: Molkerei- und Feinkostprodukte wie etwa Joghurt, Sauerrahm, Aufstriche, Feinkostsalate, Dips und Soßen sind häufig auf eine ununterbrochene Kühlkette angewiesen.

Zum Schutz dieser Produkte erfolgt ihre Abfüllung deshalb meist unter Clean- oder Ultra-Clean Bedingungen. Die strengen Hygienevorgaben bei der Abfüllung von Baby- und Trinknahrung hingegen verlangen eine aseptische Verarbeitung mit noch höheren Entkeimungsraten. Auf diese Weise bleiben die Produkte auch ohne Kühlung oder zusätzliche Additive lange haltbar und beugen Produktverlusten vor.

„Produzierende Unternehmen stehen stets vor der Herausforderung, in Anlagen zu investieren, die die richtigen Hygieneanforderungen für die jeweiligen Produkte erfüllen – zusätzlich zu den ohnehin hohen Erwartungen, die hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieser Produkte bestehen“, sagt Ilona Junker. In diesem Zusammenhang verfolgt Syntegon einen ganzheitlichen Ansatz, der Verpackungen und Anlagentechnik gleichermaßen umfasst. So berät Syntegon Lebensmittelhersteller nicht nur bei der Umstellung auf Papier oder Monomaterialien. Das Unternehmen bietet darüber hinaus ein Anlageportfolio für alle Hygieneklassen an. „Auf diese Weise sorgen wir für langfristig nachhaltige wie sichere Produkte – und damit eine zukunftssichere Herstellung.“

Um Ökologie und Ökonomie, soziale Bedürfnisse und Produktschutz gleichermaßen zu berücksichtigen, stehen flexible und effiziente Lösungen bei Lebensmittelherstellern wie Technologieanbietern deshalb hoch im Kurs: Die Anlagen müssen in der Lage sein, verschiedene Produkte und Verpackungsmaterialien sicher zu verarbeiten – bei gleichzeitig energieeffizientem Betrieb. Doch was heißt das genau?

Eine Frage der Perspektive

Ein Blick auf die Verarbeitung flüssiger Lebensmittel schafft Klarheit: Unterschiedliche Hygieneklassen beispielsweise wirken sich unterschiedlich auf die Energiebilanz bei Herstellung und Lagerung aus. Bei der Lagerung von Lebensmitteln, die unter Clean-Bedingungen hergestellt werden, fällt im Vergleich zur kühlkettenlosen aseptischen Herstellung mehr Energie an. Der Grund: Becher oder andere Verpackungen werden im Clean-Verfahren nicht vorab sterilisiert. Die verpackten Lebensmittel haben dadurch eine kürzere Haltbarkeit und sind auf eine lückenlose Kühlkette angewiesen. Bei der aseptischen und der Ultra-Clean-Abfüllung hingegen lassen sich die verpackten Produkte aufgrund der vorherigen Entkeimung der Verpackungen ohne zusätzliche Kühlung lagern.

„Durch unser Portfolio bieten wir Herstellern die nötige Flexibilität, um ihre Produkte gemäß ihrer jeweiligen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsziele zu verarbeiten“, sagt Junker. Während eine Vorabsterilisierung für Unternehmen A sinnvoll und auch umsetzbar sein mag, entscheidet sich Unternehmen B wegen der Produkteigenschaften oder Budgetbegrenzungen möglicherweise für die Clean-Abfüllung – etwa dann, wenn es ohnehin überwiegend Produkte mit kurzer Haltbarkeit im Portfolio hat. Die Frage, welche Lösung nachhaltiger ist, lässt sich nur fallweise beantworten: „Jede Verpackung beziehungsweise jedes Produkt hat einen individuellen CO2-Abdruck. Diesen vorab zu kennen, kann Unternehmen dabei helfen, die passende Maschine zu finden und dadurch die eigenen Maßnahmen im Rahmen der Nachhaltigkeit gezielter zu steuern“, so Junker weiter.
In dieser Hinsicht positioniert sich Syntegon mit einem spezifischen Beratungsangebot, das dem ganzheitlichen Ansatz des Unternehmens gerecht wird. Mit einem vom TÜV Rheinland zertifizierten, softwarebasierten Ansatz erhalten Unternehmen der Pharma- und Lebensmittelindustrie künftig volle Transparenz über den CO2-Fußabdruck der Maschinen des eigenen Portfolios: Die von Syntegon entwickelte und auf Anfrage durchführbare Berechnung erfasst Parameter wie Strom, Druckluft, Medien und Packstoffe. Verpackungs- und Prozessanlagen lassen sich mit der flexiblen Methodik gleichermaßen untersuchen. Diese setzt die genannten Parameter gezielt in Relation zu den jeweils verursachten CO2-Emissionen, um Verbräuche ganzheitlich und kundenspezifisch zu ermitteln.

Flexibilität durch Modularität

Herstellende Unternehmen profitieren in diesem Zusammenhang zudem von modernen Anlagen, die sich flexibel erweitern lassen und so eine zukunftsfähige Produktion ermöglichen. Modulare Systeme lassen sich effizient und anwendungsspezifisch anpassen – etwa, wenn aufgrund veränderter Regularien Papier statt Plastik verarbeitet oder höhere Energieeinsparungen erzielt werden sollen. Das modulare Konzept der LFS von Syntegon bietet einen solchen Vorteil. Die Maschine lässt sich mit bis zu drei servogesteuerten Dosiersystemen ausstatten. Unterschiedliche Produktviskositäten kann die Anlage so mit hoher Präzision und geringem Produktverlust abfüllen und dabei je nach Ausführung 7.000 bis über 20.000 Becher pro Stunde abfüllen. Für Produktwechsel müssen Bediener die Düsen der Dosierstationen mit wenigen Handgriffen austauschen. Die Zwischenspülung und Reinigung des Doseurs erfolgt vollautomatisch über einen mobilen Reinigungsbalken.

„Mit unserem modularen Ansatz bieten wir all jenen Unternehmen eine Option, die aufgrund volatiler Marktbedingungen bislang vor Investitionen zurückschrecken. Da sich unsere Anlagen jederzeit um- oder nachrüsten lassen, bieten sie gerade in Zeiten von zunehmendem Effizienzdruck und hoher Nachhaltigkeitsstandards eine ideale Produktionsgrundlage“, hebt Junker hervor. Auch Bestandsmaschinen lassen sich dank unterschiedlicher Nachrüstoptionen so anpassen, dass sie den veränderten Anforderungen an eine nachhaltige wie qualitätsorientierte Produktion gerecht werden – etwa mit speziellen Formschultern für Papierverpackungen.

Herstellende Unternehmen bleiben dadurch zukunftsfähig und flexibel in der Wahl der Verpackungs-
materialien. Je nach Marktanforderungen und aktuellen gesetzlichen Anforderungen lassen sich mit modularen Anlagen Papier, PP oder PET-Monomaterialien verarbeiten. „Diese Wahlmöglichkeit verschafft Unternehmen zusätzlichen Spielraum, um produktspezifisch auf aktuelle Trends zu reagieren, ohne sich von vornherein auf eine Lösung festlegen zu müssen. Diese Dynamik ist entscheidend, um im aktuellen Produktionsumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben“, betont Junker.

Mit der Fülle an Optionen lässt Syntegon herstellende Unternehmen nicht allein: „Nachhaltigkeit und Produktionseffizienz denken wir ganzheitlich, weshalb wir Unternehmen technologisch wie beratend zur Seite stehen.“ Neben der CO2-Analyse umfasst die Unterstützung von Syntegon deshalb auch eine Trendberatung zur aktuellen Gesetzeslage. „Syntegon erhebt für sich den Anspruch, laufend über neue Gesetze sowie weltweite Nachhaltigkeitstrends informiert zu sein und Kunden entsprechend zu beraten – gerade mit Blick auf die passende Maschinenlösung“, so Junker. Welche Vorgaben kommen in welchen Ländern auf die Lebensmittelbranche zu? Wie müssen Hersteller ihre Anlagen anpassen, um dabei wettbewerbsfähig zu bleiben? Antworten auf diese Fragen liefern Experten von Syntegon. „Entscheider in herstellenden Unternehmen nehmen diese Beratungsangebote in Anspruch und lassen sich von uns in diesem Prozess unterstützen.“

Ambitionierte Ziele

Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung bezieht Syntegon sich als Anlagenhersteller selbst in die Nachhaltigkeitsrechnung mit ein: So hat sich das Unternehmen für die kommenden Jahre ehrgeizige Ziele gesteckt: Bis 2025 möchte das Unternehmen seine CO2-Emissionen weltweit um 25 %, bis 2030 sogar um
50 % senken. Neben CO2-Berechnungen für die eigenen Anlagen und damit verbundenen Optimierungspotenzialen setzt das Unternehmen dazu auch auf fachliche Kooperationen: Mit Packstofflieferanten und Hochschulen arbeitet Syntegon laufend daran, nachhaltiges Handeln und effiziente Produktion in Einklang zu bringen – für sich selbst wie auch für Kunden.

Abfüllanlage
Das Abfüllen flüssiger und viskoser Lebensmittel in unterschiedlichen Hygieneklassen bietet Herstellern den nötigen unternehmerischen Spielraum. (Bild: Syntegon)

Literatur

https://www.cec-zev.eu/de/themen/umwelt/anti-wegwerf-gesetz-in-frankreich/
https://www.ahk.es/newsroom/news/news-details/plastiksteuer-spanien-inhalt-des-konkreten-gesetzesentwurfs-und-dessen-herausforderungen
https://www.rigk.de/wissenswert/news/europaeische-verpackungsrichtlinie-erfordert-ein-konzertiertes-handeln
https://www.calpino.com/spaniens-regierung-beschliesst-die-gruene-revolution-abfalltrennung-und-recycling-werden-pflicht-plastikverbot-kommt/

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