Wir arbeiten für eine Welt, in der der Einsatz von recyceltem Plastik für die Herstellung neuer Produkte Normalität ist“, erklärt Holy Poly-Geschäftsführerin Joanna Bialek. „Das Ziel sind hochwertige Produkte, die zu 100 % recycelt sind und zu 100 % recyclingfähig.“ Im Fokus stehen B2C-Markenhersteller, die höherwertige Konsumprodukte aus Kunststoff vertreiben. Ihnen will Holy Poly dabei helfen, Produkte und Prozesse dem unterentwickelten Recyclingmarkt anzupassen. Erste Projekte mit Mattel und Innocent wurden bereits realisiert. Geschäftsführer Fridolin Pflüger kommentiert: „Der Lebensstandard der Weltgesellschaft basiert auf industrieller Massenproduktion. Dahinter stehen Hersteller, die Fertigungen in Auftrag geben. Das machen sie produktweise. Deshalb setzen wir unsere Vision auch Produkt für Produkt um.”
Von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft
Damit bekennt sich Holy Poly ausdrücklich zum Einsatz von Kunststoff, sieht aber im Fall des Einwegplastikverbots ein wichtiges Signal im Sinne einer Notbremse. „Die alten Regeln, an die sich die Kunststoffindustrie seit Jahrzehnten gewöhnt hat, gelten nicht mehr“, so Pflüger. Angesichts der Komplexität der Probleme seien auch vermeintlich simple Lösungen wie Bioplastik eher der Versuch, an Linearwirtschaft und Einwegprinzip festzuhalten. „Doch es hilft nicht, einige Regeln zu ändern oder ein paar Verbote auszusprechen. Die Kunststoffbranche muss ein ganz anderes Spiel spielen. Und das heißt Kreislaufwirtschaft. Nur damit ist in dieser Dekade der Schwenk zur Nachhaltigkeit zu schaffen“, zeigt sich der Geschäftsführer überzeugt.
Stoffliches Recycling lautet die Zauberformel, mit der Verpackungsabfall reduziert werden soll. Doch was für Verbraucher vor allem eine Veränderung von Gewohnheiten bedeutet, zieht für die Hersteller eine radikale Umstellung von Materialien, Produktionsequipment, Prozessen, Verfahren und nicht zuletzt der Wertschöpfungskette nach sich. Einen Schritt, den viele Firmen bislang scheuten oder nur halbherzig gingen, da er zusätzliche Kosten verursacht. Hier setzt Holy Poly an: Mit verschiedenen Service-Paketen wird Unternehmen die Brücke auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft gebaut. Dazu zählen Beratung, Design und Engineering, aber auch Umsetzung, Produktentwicklung, Storytelling und Marketing.
So funktioniert Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen
Hintergrund ist die Tatsache, dass das Design vieler Produkte nicht für Verwertbarkeit ausgelegt ist. Verschiedene Kunststoffe sind auf eine Weise verbaut, dass sie sich nur schlecht für eine Wiederverwertung voneinander und von anderen Materialien trennen lassen. Zwar gibt es für Verpackungsdesign eine sogenannte „Zentrale Stelle“, die Empfehlungen für deren Gestaltung gibt und diese auch bewertet. Für den Großteil der übrigen Kunststoffprodukte muss jedoch jeder Hersteller selbst ein Gefühl dafür entwickeln. Hierbei findet gerade ein Bewusstseinswandel statt und dabei will Holy Poly seinen Beitrag leisten.
Produkte optimieren für den Kreislauf
Möglichkeiten der Verbesserung stecken in der Gestaltung der Produkte selbst, die zwar in Bezug auf Funktionalität und Marketinggesichtspunkte optimiert sind, jedoch nicht dahingehend, dass sie gut verwertet beziehungsweise in den Produktkreislauf zurückgeführt werden können. „Wir sollten uns also auf die Änderung der Produktgestaltung konzentrieren und nicht nur versuchen, auf der Entsorgungsseite alles richtig zu machen“, erklärt der Geschäftsführer. Darüber hinaus sei das lokale Recycling aus Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit eine zielführende Maßnahme. Eine umfassende Erfassung über Systeme wie der Verpackungssammlung in Deutschland und eine hochwertige Nutzung dieser sekundären Ressourcen könne einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz leisten.
Um Kunststoffrecycling mengenmäßig weiter zu fördern, plädiert Holy Poly für die Einführung einer Quote, also für einen Mindesteinsatz von 30 % recycelter Kunststoffe. Wo es technisch und wirtschaftlich möglich ist, sollte eine gesetzliche Regelung zum Einsatz von Rezyklat anstatt von Primärmaterial verpflichten. In einem zweiten Schritt sollten die Kosten für Primärmaterial erhöht werden. Denn die Kosten sind bei der Produktion nur deshalb so gering, weil die damit verbundenen Umweltauswirkungen nicht eingepreist werden müssen.