Gut Gestartet, doch dann kam Corona: so könnte man das Jahr 2020 für die Deutsche Klebstoffindustrie zusammenfassen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie traf die Branche dann im März 2020 mit voller Wucht.
Die verschiedenen Schlüsselmarktsektoren waren dabei unterschiedlich stark betroffen. Zum Jahresende hin erholten sich die Märkte zwar deutlich, über alle Schlüsselmärkte betrachtet musste man 2020 jedoch einen Umsatzrückgang von 4,5 % verzeichnen. „Unsere Branche ist – verglichen mit anderen Industriebereichen – im Corona-Jahr 2020 mit einem blauen Auge davongekommen“, bilanziert Dr. Boris Tasche, Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Klebstoffe (IVK).
Das sind die Zahlen für die Klebstoffproduktion 2020
Allein mit Klebstoffen konnte man demnach im vergangenen Jahr einen Inlandsumsatz von knapp 2 Mrd. Euro erwirtschaften. Zusammen mit Dichtstoffen, zementären Bauklebstoffen und Klebebändern beläuft sich der Umsatz auf gut 4 Mrd. Euro. Darüber hinaus wird von Auslandsgesellschaften deutscher Klebstoffunternehmen ein Umsatzwert von 9 Mrd. Euro erzielt.
So entwickelten sich die Schlüsselmärkte in 2020
Die Bereiche Holz, Papier/Verpackungen und Möbel sowie DIY zählten 2020 zu den wichtigsten Absatzmärkten für Klebstoffe. Hier machte sich der sogenannte Cocooning-Effekt positiv bemerkbar. Durch Lockdowns, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen waren Verbraucher gezwungen, mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen und vermehrt Anschaffungen via Online-Bestellung oder auch Post-/Paketzustellungen zu tätigen. Die daraus resultierende Renovierungswelle ließ Baumärkte und Online-Möbelhandel hohe Umsatzzahlen vermelden. Auch Verpackungsklebstoffe für den Online-Handel-Versand entwickelten sich entsprechend positiv. Ebenfalls gut entwickelt haben sich die Bereiche Elektronik und Bau. Der Bausektor profitierte von geöffneten Baustellen auch während der Lockdowns.
Rohstoffkrise, Lieferketten und Produktionsausfälle als Herausforderung
Für das Jahr 2021 rechnet die deutsche Klebstoffindustrie mit einem deutlich positiven Wachstumstrend. Allerdings beeinflusst auch hier die weiterhin angespannte Rohstofflage an den Weltmärkten die Branche. „Wir befinden uns inmitten einer historischen, nie da gewesenen Rohstoffsituation“, betont Dr. Christoph Riemer, Vorsitzender des Arbeitskreises Rohstoffe des IVK. Die Lieferkettensituation ist weiterhin sehr volatil und unvorhersehbar. Was sich auch in absehbarer Zukunft nicht ändern wird.
Zeitgleich zur Wiederbelebung der globalen Wirtschaft Anfang 2021 kam es zu massiven Produktionsausfällen durch Anlagestillstände, weiteren Unterbrechungen in der Lieferkette und mehr. Nicht nur Force-Majeure-Fälle von europäischen und US-amerikanischen Chemieherstellern, auch die Havarie der „Ever Given“ im Suez-Kanal und die weiterhin angespannte Lage an den Welthäfen in Sachen Containerumschlag, insbesondere in China, machen der Industrie weiterhin zu schaffen. Die Folge sind stark ansteigenden Preise, nicht nur im Rohstoffbereich, auch bei den Frachtkosten. Viele Unternehmen bauen deshalb ihre Lagerkapazitäten deutlich aus und kauften auf Vorrat. „Die Lieferkettenstrukturen sind grundsätzlich intakt. Mit einer schnellen Rückkehr zur Normalität ist aber kurzfristig nicht zu rechnen, da z. B. auch Rohstoffkapazitäten in China wegen stärkerer Kontrolle von Energieaufwand und CO2-Erzeugung zeitweise reduziert werden und diese Reduktionen wiederum in den globalen Märkten fehlen“, erklärt Dr. Christoph Riemer.
Klebstoffindustrie zuversichtlich für 2021
Trotz eingeschränkter Produktionsmöglichkeiten durch Engpässe bei Klebstoffrohstoffen und Spezialchemie als auch durch Störungen der internationalen Lieferketten und den damit einhergehenden signifikanten Kostensteigerungen bleibt die Klebstoffbranche zuversichtlich. „Das Positive ist: Die Märkte ziehen an und Klebstoffe sind gefragt. Unsere Branche bleibt in der zweiten Jahreshälfte 2021 durch die große Nachfrage unserer Kunden zuversichtlich“, sagt Dr. Vera Haye, Hauptgeschäftsführerin des IVK.
Quelle: Industrieverband Klebstoffe
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