Mikroplastik ist heute bereits in nahezu allen Umweltbereichen zu finden, sei es in Gewässern, in Böden oder im menschenlichen Körper. Obwohl das genaue Ausmaß sowie die gesundheitlichen und ökologischen Folgen noch nicht vollständig erforscht sind, steht fest, dass Mikroplastik, einmal freigesetzt, nicht mehr oder nur schwer aus der Umwelt entfernt werden kann. Daher ist es entscheidend, den Eintrag von Mikroplastik bereits an der Quelle zu vermeiden oder zumindest stark zu reduzieren.
Die Initiative natürliche Kreislaufwirtschaft e.V. (Inak) setzt sich aktiv für den Einsatz biologisch abbaubarer und kompostierbarer Materialien in sinnvollen Anwendungsbereichen ein. Vor allem bei Kunststoffanwendungen, die nicht für das Recycling infrage kommen, entweder weil sie für den Verbleib in der Natur bestimmt sind (zum Beispiel in Land- und Forstwirtschaft oder Garten- und Landschaftsbau), über Abrieb in die Umwelt eingetragen werden oder über andere Stoffströme wie Kompost in die Natur gelangen, können biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien einen wichtigen Beitrag leisten, um Mikroplastik zu vermeiden und natürliche Ressourcen im organischen Kreislauf zu halten.
Innovatives Produktdesign und Anforderungen an den biologischen Abbau
Kunststoffe sind aus unserem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen zu finden, um Ressourcen zu schützen und Abfall zu vermeiden. Dazu gehört auch, ergebnisoffen zu prüfen, bei welchen Anwendungen herkömmliche Kunststoffe durch biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien ersetzt werden sollten, um Mikroplastik zu vermeiden. Vor allem Produkte, die gemeinsam mit dem Bioabfall entsorgt werden oder in der Natur verbleiben (sollen), müssen so designt werden, dass sie in der entsprechenden Umgebung (Bioabfallbehandlung oder im Boden) vollständig abbauen und so in den biologischen Kreislauf zurückkehren können.
Alles zum Thema Biokunststoffe
Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft müssen verschiedenste Rädchen ineinander greifen. Doch wie schaffen wir es, die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft umzusetzen? Biokunststoffe sind ein wichtiger Hebel um diesem Ziel näher zu kommen. Doch was wird unter einem Biokunststoff eigentlich verstanden? Wo werden diese bereits eingesetzt? Und ist "Bio" wirklich gleich "Bio"? Wir geben die Antworten. Alles, was Sie zu dem Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.
Umweltoffene Kunststoffanwendungen in der Land- und Forstwirtschaft
Die Biosinn-Studie des Nova-Instituts in Hürth (2021, gefördert durch das BMEL) untersuchte das Potenzial sinnvoller Anwendungsbereiche für biologisch abbaubare Materialien und identifizierte eine Reihe von Anwendungen, darunter Mulchfolien, Bindegarne, Wuchshüllen, Pflanzenbefestigungsclips, Folien für die kontrollierte Freisetzung von Dünger sowie Borsten für Kehrmaschinen und vieles mehr.
Im Bereich der Forstwirtschaft führen vor allem Schutzprodukte wie Wuchshüllen, Manchetten oder Verbissschutzkappen aufgrund von Witterungseinflüssen und Abrieb unvermeidbar zu Mikroplastikeinträgen, da sie über lange Zeiträume hinweg im Einsatz bleiben und die Rückführung ins Recycling nahezu unmöglich ist – entweder weil zu kleinteilig, unauffindbar oder nicht sammelbar. Für ein nachhaltiges Forstmanagement sollten Alternativen vorgeschrieben werden, die biologisch abbaubar sind. Viele solcher Alternativen sind bereits auf dem Markt erhältlich.
Auch in der Landwirtschaft kommen viele verschiedene Kunststoffprodukte zum Einsatz. Mulchfolien werden beispielswiese im Obst- und Gemüseanbau genutzt, um den Ertrag und die Qualität der Kulturen zu steigern, um Unkraut zu bekämpfen und gleichzeitig die Bodentemperatur und -feuchtigkeit zu erhöhen. Jedoch lassen sich vor allem dünnere Folien oft nur schwer vom Feld entfernen, zerfallen und verbleiben in der Umwelt. Biologisch abbaubare Mulchfolien hingegen sind speziell für die Anwendung auf dem Boden und den biologischen Abbau im Boden konzipiert. Seit mehr als 20 Jahren werden biologisch abbaubare Mulchfolien bereits auf landwirtschaftlichen Böden eingesetzt, und ihr agronomisches Verhalten und ihre Lebensdauer wurden eingehend untersucht. Biologisch abbaubare Mulchfolien, die nach EN 17033 zertifiziert sind, werden auf ihre biologische Abbaubarkeit im Boden geprüft und müssen umfangreiche Ökotoxizitätstests bestehen.
Auch für andere landwirtschaftliche Kunststoffprodukte sind bereits biologisch abbaubare Alternativen verfügbar, zum Beispiel Töpfe und Düngemittel aber auch Hilfsmittel wie Rankhilfen, Schnüre und Clips. Diese helfen dabei, dass kein persistentes Mikroplastik in den Ernteresten zurückbliebt und diese bedenkenlos kompostiert werden können und nicht teuer als Restmüll entsorgt werden müssen. Besonders im Weinbau ist die Entfernung und Sammlung von Clips, Netzen, Bindematerial und Pheromondispensern nahezu unmöglich und entsprechend sind in Weinbergsböden sehr hohe Konzentrationen an Mikroplastik nachgewiesen worden.
Hier besteht also dringender Handlungsbedarf von Seiten der Politik und Industrie, biologisch abbaubare Alternativen vorzuschreiben, um Einträge von persistentem Mikroplastik in die Umwelt zu reduzieren. Zudem sollten Verbraucherinnen und Verbraucher über die kritischen Produkte sowie am Markt verfügbare Alternativen aufgeklärt werden. Eine klare und einheitliche Produktkennzeichnung ist dabei unerlässlich, um eine ordnungsgemäße Anwendung und Entsorgung zu unterstützen und um Fehlwürfe und Missverständnisse zu vermeiden.
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Kompostierbare Kunststoffanwendungen
In Deutschland sind gemäß Bioabfallverordnung zertifiziert, industriell kompostierbare Bioabfall-Sammelbeutel für die Bioabfallsammlung erlaubt, denn sie tragen nachweislich dazu bei, mehr Lebensmittelabfälle in den Haushalten getrennt und sauber zu sammeln und reduzieren gleichzeitig die Verunreinigung des Bioabfalls mit herkömmlichen, nicht-abbaubaren Kunststoffen. Die künftige EU-Verpackungsverordnung sieht zudem vor, dass weitere Anwendungen, einschließlich Aufkleber für Obst- und Gemüse, Teebeutel und Kaffeepads zukünftig verpflichtend kompostierbar sein müssen, um den Eintrag von Mikroplastik in die Böden über den Kompost zu reduzieren. EU-Mitgliedsstaaten können zudem weitere Anwendungen verpflichtend kompostierbar machen, zum Beispiel sehr leichte Kunststofftragetaschen sogenannte Obst- und Gemüsebeutel, wie es in den EU-Ländern Italien, Österreich, und Spanien schon seit Langem erfolgreiche Praxis ist. Die Inak setzt sich dafür ein, dass auch in Deutschland alle sehr leichten Kunststofftragetaschen verpflichtend industriell kompostierbar sein müssen, um Sicherheit für Verbraucher und Entsorger zu schaffen, dass die Beutel, die in die Bioabfallsammlung gelangen, auch tatsächlich kompostieren.
Mikroplastik ist ein Querschnittsthema, das viele Lebensbereiche betrifft, aber noch viel bewusster in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden muss. Am besten fangen wir da an, wo es gute Alternativen gibt. In der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau und der Bioabfallsammlung kann das gelingen, in dem man auf biologisch abbaubare Materialien setzt. Zielgerichtete Anforderungen an den biologischen Abbau bestimmter Anwendungen, klare Kennzeichnungsvorschriften und eine umfassende Aufklärung sind essenzielle Schritte zur Reduzierung von Mikroplastikeinträgen an der Quelle.
Quelle: Inak
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