
Bild 1: Auswahl untersuchter Konsumgüterverpackungen. (Bild: Heubach)
Sie absorbieren die NIR-Strahlen, anstatt sie zu reflektieren. Eine Herausforderung für Rückgewinnungs- und Recyclingbetriebe. Heubach hat die NIR-Identifizierbarkeit schwarzer und eingefärbter Kunststoffe untersucht und zeigt Alternativen auf. Aufgrund ihrer Erschwinglichkeit, leichten Verarbeitbarkeit und Vielseitigkeit sind Polymere in Konsum- und Industriegütern weit verbreitet, und die Kunststoffproduktion ist heute ein bedeutendes Segment der Chemischen Industrie. So hat das Volumen der produzierten Kunststoffe von weniger als 2 Mio. t in 1950 auf jährlich rund 350 Mio. t (Stand 2017) zugenommen – und steigt weiter [1]. Angesichts dieses Wachstums muss jedoch auf die Optionen im Umgang mit „ausgedienten“ Kunststoffanwendungen hingewiesen werden, denn fast alle jemals verarbeiteten Polymere sind in der ein oder anderen Form bis heute noch immer vorhanden [4].
Nach Schätzungen eines Berichts sind aus den 8,3 Mrd. t an produzierten Kunststoffen von 1950 bis 2015 weltweit circa 6,3 Mrd. t Abfall entstanden. Wenngleich etwa 9 % davon recycelt und etwa 12 % verbrannt wurden, lagert die weitaus größte Menge in Deponien oder wurde in die Umwelt „entsorgt“, einschließlich der Ozeane [5]. Unsere moderne Art zu leben wäre ohne Kunststoffe nicht möglich. Es müssen jedoch auch zwingend geeignete Möglichkeiten zur Reduzierung des Rohstoffverbrauchs und zur Altmaterialverwertung sichergestellt werden. Der Schlüssel dazu ist die Optimierung der Polymere für das Recyceln. Derzeit ist das Sortieren der Altkunststoffe beim stofflichen Recycling ein kostenaufwändiger aber entscheidender Schritt, denn den größten Marktwert haben Materialien, die nach Polymertyp und Farbe getrennt sind.
Im industriellen Maßstab einer Materialrückgewinnungsanlage (MRA) werden vermischte Abfälle normalerweise auf Bändern zugeführt. Kunststoff wird dabei nach Identifizierung des jeweiligen Polymertyps separiert, zum Beispiel in PET- oder HDPE-Ströme. Nicht-trennbares Material landet auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen [7]. Um die Menge und Wertschöpfung der Rezyklate zu maximieren, kommt es entscheidend auf die Identifizierbarkeit der Polymertypen an.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
Die Möglichkeiten der NIR-Spektroskopie und ihre Grenzen
Sensortechnologien wie Nahinfrarot- (NIR) Scanner helfen beim Unterscheiden der Polymertypen und werden in MRA häufig eingesetzt. Die NIR-Spektroskopie ermöglicht eine schnelle und zerstörungsfreie Identifizierung der Altkunststoffteile, indem sie die spezifische Reflexion der NIR-Energie misst und mit den Werten einer Datenbank vergleicht. Wirksame NIR-Spektroskopie erfordert dabei jedoch die Reflexion eines gewissen Mindestanteils der NIR-Energie. Das wird zum Problem, wenn Kunststoffteile die NIR-Strahlen absorbieren anstatt sie zu reflektieren, wie beispielsweise aufgrund NIR-absorbierender Farbstoffe. Farbstoffe absorbieren Strahlen im sichtbaren Spektrum des Lichts (380 bis 780 nm), einige jedoch auch im NIR-Bereich (780 bis 2.500 nm).
Ein typisches Beispiel für einen Farbstoff, der sowohl sichtbares als auch NIR-Licht absorbiert, ist Carbon Black (Rußschwarz). Ein mit Carbon Black eingefärbter Kunststoff führt zu Teilen, deren Polymertyp sich mittels NIR-Technologie nicht oder nur mit geringerem Erfolg identifizieren lässt, was die Recycelbarkeit beeinträchtigt [8]. Dies stellt ein besonderes Problem bei Verpackungskunststoffen dar, da sie den größten Anteil der Abfallströme ausmachen und Carbon Black der am weitesten verbreitete Farbstoff zur Formulierung schwarzer oder dunkelfarbiger Kunststoffe ist. Um dieses Umweltproblem aufzugreifen, hat das Shanghai Technical Application & Regional Center (Star) von Heubach, ein Projekt zur Beurteilung der NIR-Identifizierbarkeit schwarzer und eingefärbter Kunststoffe und zur Bestimmung alternativer Farbstoffe mit positiver NIR-Identifizierbarkeit durchgeführt.

Welche Kunststofftypen wurden genau analysiert?

Spritzgegossene Plättchen aus sechs Polymertypen – PET, HDPE, PVC, LDPE, PP und PS – wurden mit einem Perkin Elmer Lambda 750 NIR-Spektrometer analysiert. Das Gerät stellt die Reflexion im NIR-Bereich zwischen 1.000 und 2.200 nm fest, in dem auch die meiste polymerspezifische Reflexion auftritt. Die NIR Identifizierbarkeit eines Kunststoffs basiert auf der Tatsache, dass jeder Polymertyp eine eigene chemische Struktur aufweist, die einen eindeutigen, charakteristischen NIR-spektralen „Fingerabdruck“ ergibt. Darüber hinaus wurde die polymertypische Identifizierbarkeit der Spritzgusschips mit einem Thermo Scientific Micro Phazir PC Analysator überprüft, der einen sehr hohen Korrelationskoeffizienten von bis zu 0,99 nachweisen kann. Dieser Handscanner für Kunststoffe arbeitet ebenfalls mit NIR-Technologie (1.500 bis 2.400 nm), um den Polymertyp zu bestimmen, und liefert das Ergebnis direkt auf sein Display, wie zum Beispiel „PE“ oder „nicht identifiziert“, mit einem Korrelationskoeffizienten von 0 bis 1. Der Schwellwert für eine präzise Messung ist >0.9.
Die Auswertung der spritzgegossenen Plättchen mit chromatischen Pigmenten, die das Licht nicht im gesamten NIR-Bereich absorbieren, ergab, dass die prozentuale NIR-Reflexion zwar von der Farbe abhängt, während die eindeutigen Merkmale des jeweiligen Polymers in der Kurve jedoch erkennbar bleiben. Bild 2 zeigt unter anderem die Reflexionskurve für PV Fast Orange H2GL. Der Kunststoffchip bleibt identifizierbar, und ein recyclinggerechtes Sortieren ist möglich. Dies wurde auch mit dem Micro Phazir PC Scanner bestätigt, der die eingefärbten Plättchen mit einem sehr hohen Korrelationskoeffizienten von 0,99 korrekt als Polypropylen (PP) erkannte. Die Auswertung der spritzgegossenen Plättchen mit NIR-absorbierendem Carbon Black ergab, dass dieses Pigment den größten Anteil der NIR-Energie absorbiert, was zu einer Reflexionskurve führt, die alle spektralen Fingerprintmerkmale zur Bestimmung des Polymertyps verloren hat, siehe Bild 2. Das spezifische Polymer ist folglich nicht erkennbar, und ein recyclinggerechtes Sortieren ist auf dieser Basis unmöglich. Dies wurde auch durch den Micro Phazir Scanner bestätigt, der den Polymertyp ebenfalls nicht identifizieren konnte.
Welche Verpackungen aus welchen Kunststoffen betrachtet wurden
Um eine praxisnahe Bestätigung der Unterscheidbarkeit von Kunststoffartikeln nach Polymertypen zu erhalten, wurden insgesamt 88 schwarze, weiße und farbige Konsumgüterverpackungsteile aus häufig verwendeten Kunststoffen in Supermärkten beschafft, darunter Flaschen und andere Behälter, Schalen, Deckel und Verschlusskappen. Typischerweise ist der Polymertyp (wie „HDPE“) und/oder der Recyclingcode („2“ für HDPE) in die Gegenstände eingeformt, sodass sich die Testergebnisse verifizieren lassen. Es wurde festgestellt, dass 41 schwarze, als HDPE, PP, PET und PS gekennzeichnete Teile keine klar unterscheidbaren Merkmale in ihrer NIR-Reflexionskurve aufwiesen. Auch mit dem Micro Phazir war es nicht möglich, den jeweiligen Polymertyp zu ermitteln. Nur bei einem Objekt, einer schwarze PET-Shampoo-Flasche, konnte das Polymer mit einem hohen Korrelationskoeffizienten eindeutig identifiziert werden.
Weitere 46 eingefärbte, graue und weiße Kunststoffartikel zeigten eindeutige Merkmale im NIR-Spektrum, um sie nach ihrem jeweiligen Polymertyp zu differenzieren. Dies deckt sich mit den in Tabelle I zusammengefassten Ergebnissen der vorausgegangenen Laborprüfungen. Chromatische Farben stellen für die Identifizierung des Polymertyps und somit für das Recyceln kein Hindernis dar. Bei der Mehrzahl der schwarzen Kunststoffartikel, die typischen Konsumgüterverpackungen entsprechen, war der Polymertyp hingegen nicht identifizierbar, was ihrem Recyceln im Wege steht. Es ist anzunehmen, dass all diese Teile Carbon Black als Farbstoff enthielten. Carbon Black oder Pigment Black 7 ist ein effektiver schwarzer Farbstoff mit hoher Farbstärke und Dunkelheit. Die eine, identifizierbare schwarze Shampoo-Flasche war vermutlich nicht mit Carbon Black eingefärbt.

Warum es alternative schwarze Farbstoffe zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft braucht
Um die Recycelbarkeit schwarzer Kunststoffe zu fördern, braucht es alternative schwarze Farbstoffe. Heubach hat nach entsprechenden Lösungen geforscht und zur schwarzen Einfärbung einer Vielzahl von Polymeren – einschließlich der in Verpackungsanwendungen am häufigsten eingesetzten – unter anderem die Produkte der Marken Graphtol Black CLN, Solvaperm Black PCR und Polysynthren Black H entwickelt. Die Auswertung spritzgegossener Chips mit diesen alternativen Farbstoffen ergab, dass die eindeutigen Merkmale der Polymere in den Kurven erkennbar bleiben (Bild 2, Graphtol Black CLN). Auch mit dem Micro Phazir Scanner ließen sich die Polymere klar identifizieren, siehe Tabelle II. Das menschliche Auge ist nicht empfindlich genug für Licht im NIR-Bereich, daher sind wir auf Geräte wie NIR-Spektrophotometer und den Micro Phazir angewiesen, um NIR-Reflexion zu messen und erhaltenenDaten auszuwerten.
Die technische Weiterentwicklung von Hyperspektralkameras ermöglicht eine immer schnellere und höherauflösende Bildgebung im NIR-Bereich. Mit Hilfe des We Optics Spectra Eye 2D Spek-tradiometers kann das menschliche Auge indirekt erkennen, wie Gegenstände bei einer spezifischen NIR-Wellenlänge aussehen. Die obere Reihe in Bild 3 zeigt drei sichtbar schwarz eingefärbte Chips. In der unteren Reihe aber ist der mit Carbon Black eingefärbte Kunststoff auch im NIR-Bild noch schwarz. Das weist auf eine hohe NIR-Absorption oder eine sehr geringe NIR-Reflexion hin. Die mit Graphtol Black CLN und Solvaperm Black PCR eingefärbten Kunststoffe sind in der unteren Reihe weiß, was für einen hohen Anteil an reflektiertem NIR-Licht spricht. Derartige NIR-Bilder sind eine weitere Möglichkeit, um zu dokumentieren, dass sich schwarz oder dunkel eingefärbte Kunststoffe herstellen lassen, die mittels NIR-Spektroskopie identifiziert und recycelt werden können.
Danksagung
Der Autor bedankt sich bei der Clariant Geschäftseinheit Pigments – A Heubach Company, bei Thermo Fisher Scientific und bei We Optics sowie deren Teams für ihre freundliche Kooperation.
Literatur
1. Statista - Production of plastics worldwide from 1950 to 2017.
2. Plastics – The Facts 2017, PlasticsEurope publication.
3. Planet or Plastic?, June 2018 issue of National Geographic.
4. Greenpeace publication by Diego Gonzaga • 6 January 2017.
5. Production, use, and fate of all plastics ever made, Roland Geyer1,
Science Advances 19 Jul 2017.
6. Ocean Conservancy, https://oceanconservancy.org.
7. Understanding Plastics Recycling, 2017, Carl Hanser Verlag.
8. Recyclability of black packaging, Zero Waste Scotland.
9. Development of NIR detectable black plastic Packaging, WRAP 2011.
Quelle: Clariant
Bildergalerie: Welche Alternativen zum mechanischen Kunststoffrecycling gibt es?

Neben dem mechanischen Recycling von Kunststoffen gibt es auch zahlreiche ergänzende Verfahren. (Bild: Visual Generation - stock.adobe.com)

Was steckt hinter enzymatischem Recycling?Beim enzymatische Recycling kombiniert das französischen Unternehmens Carbios, Clermont-Limagne, Enzymologie und Kunststoffverarbeitung. Das Verfahren zielt auf das Zersetzen von Kunststoffen durch Enzyme ab, sodass Kunststoffabfälle unendlich oft recycelt werden können. Forscher des Unternehmens haben auf einer Mülldeponie zahlreiche Mikroorganismen untersucht und Enzyme entdeckt, die Enzyme zum Abbau von PET entwickelt haben. Die Technologie arbeitet mit relativ milden Reaktionsbedingungen hinsichtlich Druck und Temperatur. Im September 2021 soll eine Demonstrationsanlage in Betrieb gehen. (Bild: alterfalter - fotolia)

Was bietet das neuartige Closed-Loop Recycling von polyethylenartigen Materialien für Vorteile?Chemiker der Universität Konstanz um Prof. Dr. Stefan Mecking haben ein energiesparendes Verfahren für das chemische Recycling von polyethylenartigen Kunststoffen entwickelt. Die Technologie verwendet die „Sollbruchstellen“ auf molekularer Ebene, um die Polymerketten des Polyethylens aufzutrennen und in ihre molekularen Grundbausteine zu zerlegen. Die kristalline Struktur sowie die Materialeigenschaften bleiben unbeeinflusst. Die Forscher sehen diese Klasse von Kunststoffen als gut geeignet für den 3D-Druck. Das neue Verfahren arbeitet bei lediglich rund 120 °C, ist deutlich energiesparender als etablierte Methoden und besitzt eine Rückgewinnungsquote von rund 96 % des Ausgangsstoffes. Die Versuche wurden an Polyethylen auf Pflanzenölbasis durchgeführt. Die Chemiker zeigten auch das chemische Recycling von Gemischen aus anderen typischen Kunststoffabfällen. Die Eigenschaften der hier gewonnenen Materialien sind denen der Ausgangsmaterialien ebenbürtig. Die Forschungsergebnisse wurden am 17. Februar 2021 im Wissenschaftsjournal Nature veröffentlicht. (Bild: AG Mecking, Universität Konstanz)

Was ist Chemcycling?BASF, Ludwigshafen, hat das Chemcycling-Projekt ins Leben gerufen, um mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette im industriellen Maßstab hochwertige Produkte aus chemisch recycelten Kunststoffabfällen herzustellen. In dem thermomechanischen Prozess der Pyrolyse werden Kunststoffabfälle in Pyrolyseöl umgewandelt. Dieses wird bei der BASF ins Produktionsnetzwerk eingespeist und dadurch fossile Rohstoffe eingespart. Die hergestellten Produkte besitzen genau die gleichen Eigenschaften wie Erzeugnisse aus fossilen Rohstoffen. (Bild: BASF)

Was ist die iCycle-Plattform?Das Fraunhofer Umsicht, Sulzbach-Rosenberg, arbeitet ebenfalls mit der Pyrolyseverfahren. Die Forscher haben für den Betrieb der Anlage neuartige Wärmetauschertechnologien entwickelt, die eine hohe Energieeffizienz sowie eine sehr gute Wärmeübertragung auf das eingebrachte Material ermöglichen. Der Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten liegt auf problematischen, stark verunreinigten oder schadstoffbelasteten Kunststoffen und schwer recyclierbaren Verbundmaterialien sowie dem Aufbereiten und Reinigen von Pyrolyseölen. Anlagen sind im Demonstrationsmaßstab verfügbar. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

Was ist der Upcycling-Prozess?Die 3M Tochter Dyneon, Burgkirchen, bezeichnet den Pyrolyseprozess von Fluorpolymeren als Upcycling-Prozess und gewinnt jährlich aus bis zu 500 t Fluorpolymerabfällen neuen Kunststoff. (Bild: 3M)

Was ist das OMV Reoil Projekt?OMV, Schwechat, widmet sich im Projekt Reoil ebenfalls dem chemischen Recycling von Kunststoffen. In der Pilotanlage der Raffinerie in Österreich werden die Kunststoffabfälle zu synthetischem Rohöl recycelt, indem sie verdampft und durch chemische Prozesse wieder zu kleineren Ketten zusammengeführt werden. An diesem Industriestandort, der einer der größten Kunststoff-Produktionsstandorte Europas ist, sitzt Borealis, die mit petrochemischen Rohstoffen beliefert wird. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam das chemische Recycling von Post-Consumer-Kunststoffen voranbringen. Die Verarbeitungskapazität der Pilotanlage liegt bei 100 kg/h was 100 l synthetischem Rohöl entspricht. Dieses wird im Sinne der Kreislaufwirtschaft entweder zu Rohmaterial für die Kunststoffindustrie oder zu Kraftstoff weiterverarbeitet. (Bild: OMV)

Was ist der Creasolv-Prozess?Das Fraunhofer IVV, Freising, hat den dreistufigen Creasolv-Prozess entwickelt. Die Wahl des geeigneten Lösemittels bestimmt, welches Polymer aus dem geschredderten Kunststoffabfall gelöst und wiederverwertet werden soll. Um eine hohe Reinheit zu erzielen, wird die erhaltene Lösung weiter aufgereinigt. Im dritten Schritt wird der isolierte Kunststoff ausgefällt und beispielsweise zu Granulat verarbeitet. In Reinheit und Qualität entspricht der zurückgewonnene Kunststoff Neuware. Dies ist wichtig für eine reale Kreislaufwirtschaft. Eine industrielle Pilotanlage ist in Betrieb. (Bild: Fraunhofer IVV)

Was steckt hinter dem ResolVe-Verfahren?Das ResolVe-Verfahren (chemisches Recycling von Polystyrol) wird von Ineos Styrolution, Frankfurt, Neue Materialien Bayreuth, Bayreuth, dem Institut für Aufbereitung und Recycling (I.A.R.) und dem Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) an der RWTH Aachen, Aachen, in einem vom BMBF geförderten Projekt entwickelt. In dem Projekt dienen Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack als Ausgangsware. Über Reinigungs-, Sortier- und Zerkleinerungsprozesse werden daraus sortenreine Polystyrol-Flakes gewonnen. In einem Doppelschneckenextruder erfolgt daraufhin die thermische Degradation des Polystyrols in ein Kondensat aus Monomeren und Oligomeren sowie flüchtige Spaltprodukte. Nach fraktionierender Destillation der Styrolmonomere aus dem Kondensat wurden diese zum Herstellen von neuem PS wiedereingesetzt. (Bild: IKV)

Was ist die Thermal Anaerobic Conversion-Technologie?Plastic Energy, London, Großbritannien, verwendet die patentierte Thermal Anaerobic Conversion (TAC)-Technologie zum Umwandeln von Altkunststoffen. Unter Ausschluss von Sauerstoff werden LDPE, HDPE, PS und PP erhitzt, geschmolzen bis die Polymermoleküle zu einem reichhaltigen gesättigten Kohlenwasserstoffdampf zerfallen. Die kondensierbaren Gase werden in Kohlenwasserstoffprodukte umgewandelt, während die nicht kondensierbaren Gase separat gesammelt und verbrannt werden. Der entstehende Kohlenwasserstoffdampf wird nach Molekulargewichten in Rohdiesel, Leichtöl und synthetische Gaskomponenten getrennt. Naphta und Diesel werden gelagert und an die petrochemische Industrie verkauft, die sie wieder in neuen Kunststoff umwandelt. Zum Beispiel führt Sabic das Pyrolyseöl seiner Produktionskette zu und stellt daraus unter anderem PP-Produkte für sein Trucircle-Sortiment her. Das hergestellte PP-Polymer ist unter dem International Sustainability and Carbon Certification (ISCC PLUS) Schema, welches einen Massenbilanzansatz verwendet, zertifiziert und bestätigt. (Bild: Greiner)

Was ist Newcycling? APK, Merseburg, hat die lösemittelbasierte Newcycling-Technologie entwickelt, mit der aus zerkleinerten, gemischten Kunststoffabfällen und Mehrschichtverpackungen sortenreine Kunststoffe herausgelöst werden. Auch hier werden die Polymerketten sortenrein gelöst und nach Wiedergewinnung des Lösemittels granuliert. Die Eigenschaften der gewonnenen Kunststoffe sind ähnlich Neuware. Die vorindustrielle Pilotanlage wurde in eine Industrieanlage hochskaliert, die pro Jahr circa 8.000 t Newcycling-Rezyklat herstellen kann. (Bild: APK)

Was steckt hinter der Catalytischen Tribochemischen Conversion?Carboliq, Remscheid, ein Tochterunternehmen von Recenso, Remscheid, hat die Catalytische Tribochemische Conversion (CTC), ein einstufiges Verfahren zum Verflüssigen fester Kohlenwasserstoffe, entwickelt. Bei dem Verfahren werden thermische, katalytische und mechanochemische (tribochemische) Mechanismen kombiniert. Ein Standardmodul kann bis zu 400 l gemischte Kunststoffabfälle pro Stunde umwandeln. Die benötigte Prozessenergie wird durch Reibung erzeugt. Der CTC-Prozess findet bei Atmosphärendruck und einer Temperatur unter 400 °C statt. Die Ölausbeute ist hoch, die Menge an entstehenden Gasen eher gering. Prozessrückstände werden extern thermisch verwertet. Das entstehende Öl ist gemäß REACH als Produkt registriert, sodass der End-of-Line-Waste-Status abgesichert ist und das Produktöl in Anlagen, die nicht dem Abfallregime unterliegen, verarbeitet werden kann. Eine Pilotanlage ist auf dem Gelände des Entsorgungszentrums in Ennigerloh in Betrieb. (Bild: Recenso)

Was ist Wastx Plastic?Biofabrik Technologies, Dresden, hat das modulare Wastx Plastic System entwickelt, durch das Kunststoffabfälle denzentral unter Ausschluss von Sauerstoff in synthetisches Rohöl umgesetzt werden. Dieses Öl dient als Basis für Rezyklate. Laut Hersteller wird aus 1 kg Plastikmüll 1 kg Recyclingöl. Eine Anlage, die in einem Container untergebracht ist, kann laut Hersteller dort, wo der Plastikmüll gesammelt wird betrieben werden und bis zu 1.000 kg Kunststoffabfälle pro Tag verarbeiten. (Bild: Biofabrik)

Plaxx - was verbirgt sich hinter diesem Namen?Am Ende des Depolymerisationsprozesses von Recycling Technologies, Swindon, Großbritannien, steht das schwefelarme Kohlenwasserstoffprodukt namens Plaxx. Plaxx kann als Ausgangsmaterial für das Herstellen neuer Polymere und Wachse verwendet werden, wodurch Rohstoffe aus fossilen Brennstoffen ersetzt und Kunststoffe in die Kreislaufwirtschaft überführt werden. Diese Technologie bietet eine Alternative zum Deponieren und Verbrennen von Restkunststoffen und steigert die Recyclingrate für gemischte Kunststoffe von 30 %, die mit der bestehenden mechanischen Aufbereitung erreicht wird, auf 90 % mit diesen Technologien in Kombination. (Bild: Recycling Technologies)

Was ist unter dem Covestro-Chemolyse-Verfahren zu verstehen?Das von Covestro, Leverkusen, entwickelte Verfahren Covestro-Chemolyse ermöglicht die Rückgewinnung der beiden Hauptkomponenten von Polyurethan. Neben dem Polyol kann auch das Vorprodukt des Isocyanats zurückgewonnen werden. Der Rohstoffhersteller betreibt eine Pilotanlage für das stoffliche Recycling von Weichschaum. Mit dieser sollen die positiven Laborergebnisse verifiziert und Produkte sowie Anwendungen im kleinen Industriemaßstab entwickelt werden. Ziel ist es, mit chemischen Recyclingprozessen den Wertstoffkreislauf von Post-Consumer-Weichschaumstoffen zu schließen, indem hochreines, hochwertiges Recycling-Polyol und Toluol-Diamin (TDA) zurückgewonnen werden. TDA soll zu Toluol-Diisocyanat (TDI) weiterverarbeitet werden. (Bild: Covestro)
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