Herunterfallendes Kunststoffrezyklat

Bei Qualitätsproblemen in Material und Prozess bietet das Konsortium verschiedene Dienstleistungen an. Zudem fungiert Avidens als Ansprechpartner entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kunststoffverarbeitung. (Bild: Open AI / Dalle 3)

Neue Richtlinien bezüglich der Verwendung von Kunststoffrezyklaten ab 2025

Der Europäische Green Deal initiiert eine umfassende Umgestaltung der industriellen Landschaft mit dem strategischen Ziel, die Europäische Union bis zum Jahr 2050 in einen klimaneutralen und ressourceneffizienten Wirtschaftsstandort zu transformieren. Der Fokus dieser Transition liegt auf der Etablierung eines geschlossenen Kreislaufsystems, das Recycling, Wiederverwendung und Abfallminimierung priorisiert. Für Unternehmen im Bereich der Kunststoffverarbeitung bedeutet dies eine grundlegende Neuausrichtung ihrer Geschäftspraktiken, angefangen bei umweltfreundlicheren Herstellungsverfahren über die Konzeption von Produkten mit Blick auf deren Recyclingfähigkeit bis hin zur verstärkten Integration von recycelten Werkstoffen.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Wie beeinflusst der Green Deal die Kunststoffverarbeitung in Europa?

Der Green Deal impliziert eine verschärfte Richtlinie bezüglich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSR-Richtlinie) und spezifische Vorgaben zur Zirkularität in verschiedenen Industriezweigen. Ein Beispiel hierfür ist die Automobilindustrie, die mit den bevorstehenden Regelungen für Altfahrzeuge konfrontiert wird. Es wird gefordert, dass mindestens 25 % des in Neufahrzeugen verwendeten Kunststoffs aus recycelten Quellen stammen müssen, wovon wiederum 25 % aus Closed-Loop-Materialien bestehen sollen.

Die Implementierung von Kreislaufwirtschaftskonzepten wird signifikante Auswirkungen auf den Kunststoffsektor haben und sowohl Herausforderungen als auch Möglichkeiten generieren. Angesichts des steigenden Bedarfs an recycelten Kunststoffen und der begrenzten Verfügbarkeit hochwertiger Rohstoffe müssen die Verarbeiter ihre Prozesse anpassen, um alternative Materialströme zu integrieren und gleichzeitig die Endproduktqualität zu gewährleisten. Dies erfordert die Fähigkeit, Materialien mit variierender Qualität zu verarbeiten, die aufgrund der Verfügbarkeit recycelter Rohstoffe möglicherweise notwendig ist.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz am KUZ

Roboter und ein neuronales Gehirn
(Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Am 12. und 13. November 2024 veranstaltet das Kunststoff-Zentrum Leipzig (KUZ) zum dritten Mal die zweitägige Fachtagung "Digitalisierung / KI in der Kunststoffverarbeitung". In diesem Jahr steht das Vortragsprogramm unter dem Motto „Vom Use Case zur Umsetzung“. Tagungsteilnehmer erleben ein abwechslungsreiches Programm zu den Themen Künstliche Intelligenz, Prozessoptimierung und Wissensmanagement. Experten aus der Branche diskutieren aktuelle Herausforderungen und Potenziale sowie Anwendungsberichte aus der Praxis. Im Mittelpunkt steht der unmittelbare Praxisbezug. Neben Fachvorträgen sind Live-Demonstrationen in den KUZ-Technika sowie Workshops geplant. Die Podiumsdiskussion „Tech Talk“ steht ebenso auf der Agenda. Möglichkeit zur Anmeldung sowie das detaillierte Programm erhalten Sie hier.

Welche Herausforderungen bringt die Verwendung von PCR-Rezyklaten mit sich?

Kunststoffrezyklat in einem Trichter
Bei PCR-Material kann das Qualitätsniveau von Charge zu Charge unterschiedlich sein. (Bild: Avidens)

Die Implementierung der Nachhaltigkeitsrichtlinien der Europäischen Union stellt eine Reihe von Herausforderungen für Unternehmen dar. Es bedarf einer umfassenden Analyse und Anpassung der Produktionsprozesse, um den neuen Vorschriften gerecht zu werden. Die verstärkte Verwendung von recycelten Materialien stellt dabei zweifellos einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit dar. Jedoch birgt die Integration dieser Materialien in die Produktionsprozesse der Kunststoffindustrie signifikante Herausforderungen. Die heterogene Natur von recycelten Materialien, insbesondere mit Blick auf die zunehmende Verwendung von Post-Consumer-Rezyklaten (PCR), führt häufig zu Unsicherheiten bezüglich der Endqualität der Bauteile. Materialschäden und inkonsistente Qualitätsniveaus von Charge zu Charge, Sack zu Sack oder sogar innerhalb einer Tankfüllung können im Vergleich zu Neuware zu erheblichen Abweichungen im Spritzgussprozess führen. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Molekülkettenlängenverteilung eines Kunststoffs, die maßgeblich von der Historie und den Verarbeitungsparametern des Materials abhängt und direkten Einfluss auf die Fließeigenschaften hat. Diese Veränderungen können zu ineffizienten Prozessen mit erhöhten Ausschussraten und Schwierigkeiten bei der Erreichung der gewünschten Bauteilqualität führen. Daher ist es entscheidend, diese Aspekte in der Prozessführung zu berücksichtigen.

Zusätzlich gestaltet sich die Detektion von Abweichungen im Formgebungsprozess mit recycelten Materialien als anspruchsvoller, da die Überwachungspunkte primär auf die Phasen der Materialvorbereitung, Zuführung und nachträglichen Qualitätskontrolle (QA) beschränkt sind. Das Fehlen von Echtzeit-Feedback und Materialüberwachung im Werkzeug sowie während des Kavitätsfüllvorgangs erschwert die unmittelbare Identifizierung und Behebung von Problemen.

Welche Technologien helfen bei der Qualitätskontrolle von recycelten Kunststoffen?

Bisher waren die Möglichkeiten zur Materialanalyse begrenzt. Lieferanten von Materialien arbeiten bereits intensiv daran, die Qualität von recycelten Materialien durch präzise Sortier- und Reinigungsprozesse zu verbessern. Obwohl dieser Ansatz vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat, wird es angesichts der steigenden Nachfrage nach recycelten Materialien und alternativen Feedstocks herausfordernd sein, eine konstant hohe Bauteilqualität zu gewährleisten, ohne zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen.

Auch die Hersteller von Maschinen sind aktiv und arbeiten an der Entwicklung von Technologien zur Optimierung der Verarbeitung von recycelten Materialien. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf der Anpassung des Schussgewichts und des Maschinendrucks, um eine gleichmäßige Dosierung in das Werkzeug sicherzustellen. Sobald das Material jedoch in die Formkavität gelangt, wird die Überwachung und Kontrolle deutlich komplexer. Innendrucksensoren bieten zwar einige Einblicke, ihre Effektivität ist jedoch auf die frühen Phasen des Formprozesses beschränkt. Sobald die erste Kunststoffschicht erstarrt und die sogenannte „Frozen Skin“ entsteht, werden sie weniger empfindlich oder "blind" und können nicht tiefer in das Bauteil eindringen.

Was ist die dielektrische Analyse und wie verbessert sie den Produktionsprozess?

dielektrischeAnalyse (DEA)
Mittels dielektrischer Analyse (DEA) können Materialien anhand ihrer elektrischen Eigenschaften präzise charakterisiert werden. (Bild: Avidens)

Die dielektrische Analyse (DEA) stellt eine hochmoderne Messtechnik dar, welche es ermöglicht, Materialien anhand ihrer elektrischen Eigenschaften präzise zu charakterisieren. Hierbei erfolgt die Erfassung der Molekülkettenbeweglichkeit innerhalb eines Werkstoffs als Reaktion auf ein angelegtes Wechselstromfeld. Durch die Integration von DEA-Sensoren direkt in die Werkzeugausstattung können Echtzeitdaten über die Materialeigenschaften während des Formgebungsprozesses bereitgestellt werden. Diese kontinuierliche In-situ-Überwachung des Polymermaterials im Inneren des Bauteils eröffnet die Möglichkeit, mittels DEA-Technologie diverse Herausforderungen im Umgang mit recycelten Materialien zu bewältigen. Insbesondere können Abweichungen im Erstarrungs- und Kristallisationsverhalten aufgrund von Materialschädigungen und -zusammensetzungen präzise identifiziert werden. Die Detektion und Analyse von Abweichungen wird mittels speziell trainierter Software-Algorithmen durchgeführt, welche die Disziplinen Materialwissenschaft und Maschinenparameter miteinander verknüpfen.

A.I.Plasticscon 2024 – KI in der Kunststoffverarbeitung

KI Bild
(Bild: Bing Image Creator)

Die Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) sind mit rasanter Geschwindigkeit ins alltägliche Leben eingezogen. Für produzierende Unternehmen stellt sich die Frage, wie KI effizient eingesetzt werden kann, um beispielsweise Prozesse zu optimieren und technische Lösungen eigenständig zu erarbeiten. Das Kunststoff-Institut Lüdenscheid lädt herzlich zur ersten Ausgabe der A.I.Plasticscon ein. Der Fokustag am 21. November 2024 widmet sich ganz der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und der Kunststoffverarbeitung. Experten aus Wissenschaft und Industrie geben Einblicke in die neuesten Entwicklungen und präsentieren konkrete Anwendungsbeispiele. PLASTVERARBEITER begleitet die Veranstaltung als Medienpartner.

Zum Programm und der Möglichkeit zur Anmeldung gelangen Sie hier.

Wie funktioniert das Sensxpert Digital Mold System in der Praxis?

Das Sensxpert Digital Mold System von Netzsch Process Intelligence präsentiert eine Lösung, die Sensordaten, Maschinenparameter, Materialwissenschaft und Machine Learning vereint, um die Kunststoff-Produktionsprozesse kontinuierlich zu überwachen und zu steuern. Zu den Schlüsselfunktionen zählen die Echtzeit-Erkennung von Abweichungen und die dynamische Anpassung des Prozesses. Diese Fähigkeiten gewährleisten eine sofortige Erkennung von Materialverhalten-Abweichungen und ermöglichen ein entsprechendes Gegensteuern, um eine konstante Bauteilqualität zu gewährleisten. Sensxpert fungiert als zentrale Steuereinheit, die Druck-, Temperatur- und Dielektrik-Sensordaten, Maschinenparameter und Materialwissenschaft zusammenführt und dem Anwender als Co-Pilot zur Seite steht.

Für Hersteller von Kunststoffprodukten stellt die Technologie einen signifikanten Fortschritt dar, um die Produktionsleistung zu steigern. Durch die Minimierung von Defekten und Ausschussraten wird eine konstante Bauteilqualität sichergestellt. Zudem ermöglicht sie eine umfassende Datentransparenz, die die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gewährleistet. Auf diese Weise können recycelte Materialien effizient verarbeitet werden.

Welche Unternehmen stehen hinter dem Konsortium Avidens?

Avidens-Konsortium
Das Konsortium Avidens. (Bild: Schwarz Plastic Solutions)

Mit dem Ziel, einen Gesamtblick auf technologische Lösungen zu liefern und Industrie-Erfahrungswerte entlang der Wertschöpfungskette von Kunststoffen zu vereinen, haben sich folgende Firmen zu Avidens zusammengeschlossen:

  • Das auf Materialwissenschaft, Sensorik und künstliche Intelligenz in der Kunststoffindustrie spezialisierte Unternehmen Sensxpert
  • Die Experten für Kunststofftechnik und Verarbeitung Schwarz Plastics Solutions
  • Netzsch Analyzing & Testing
  • Sowie der Präzisionsformenbauer Precupa

Des Weiteren haben sich der Kunststoffdistributor Meraxis, als Schwester des Kunststoffverarbeiters Rehau, und der Anbieter für Digitalisierungslösungen von Labordaten Labv der Kooperation angeschlossen. Durch die gezielte Kombination von Materialwissenschaft, Maschinendaten, Verarbeitungswissen und Prozessparametern die gemeinsam als Datensätze verwertet werden, können durch diesen Zusammenschluss praxisorientierte Lösungen für die Industrie angeboten werden – sei es als Dienstleistung im Technikum, als Equipment oder als Turn Key Lösung.

FAQ: Rezyklatverarbeitung und Avidens

1. Was ist Avidens?
Ein Zusammenschluss von Industrie-Experten zur Unterstützung bei der Verarbeitung von Rezyklaten.

2. Welche Probleme gibt es bei Rezyklaten?
Schwankende Materialqualität und höhere Ausschussraten.

3. Welche Lösungen bietet Avidens?
Technologien wie die dielektrische Analyse (DEA) und das Sensxpert-System zur Qualitätsüberwachung.

4. Was ist die DEA-Technologie?
Ein Verfahren zur Echtzeit-Materialüberwachung, das Qualitätsprobleme frühzeitig erkennt.

5. Was fordern die neuen EU-Richtlinien?
Ab 2025 müssen mehr recycelte Kunststoffe, etwa in der Autoindustrie, verwendet werden.

6. Wie hilft Sensxpert?
Es überwacht den Produktionsprozess und minimiert Ausschuss.

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