Die Kunststoffindustrie steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit. Wir, Dr. Marieluise Lang und Dr. Lars Helmlinger, setzen uns seit Jahren für nachhaltige und innovative Lösungen in der Branche ein. Was uns eint, ist unsere Leidenschaft für Kunststoffe – die aus verschiedenen akademischen und beruflichen Erfahrungen erwuchs.
Wir begannen unsere akademische Laufbahn mit dem Studium der Chemie an der Universität Bayreuth. Bei Marieluise war das eher Zufall. Nach der Schule war für sie klar, dass es Richtung Chemie gehen soll, die Fachrichtung war aber noch offen – dass Bayreuth schon damals einen Schwerpunkt im Bereich Polymere bot, war eine spannende Möglichkeit sich früh zu spezialisieren. Und das Thema Kunststoffe hatte schon in der Schule ihr Interesse geweckt. So kam es wie gerufen, dass es hier auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Lehrstühlen der Chemie und der Polymeren Werkstoffe gab. „Mich hat im Laufe des Studiums immer mehr fasziniert, die Grundlagen zu den Polymeren in die Anwendung umzusetzen. Schon früh hat mich auch die Verarbeitung und Formgebung begeistert, egal ob Extrusion, Spritzgießen oder Blasformen“, erinnert sich Marieluise Lang.
Was als Studium der reinen Chemie bei Lars startete, öffnete auch ihm die Türen zur faszinierenden Welt der Polymere. Zunächst noch ganz ohne Vorstellung, was er später mal machen würde, stellte sich schnell heraus, dass neben der allgemeinen Chemie vor allem Kunststoffe und auch deren Verarbeitung ein spannendes Themenfeld darstellen. „Irgendwann war mir klar, dass ich mich nicht nur im Labor sehe, sondern auch verstehen möchte, was in der weiteren Verarbeitung passiert.“
Gekannt haben wir uns damals noch nicht, unser Weg war aber durch die jeweiligen Abschlussarbeiten über den Lehrstuhl Polymere Werkstoffe ähnlich.
2003 begann Marieluise Lang ihr Chemiestudium an der Universität Bayreuth und tauchte während ihrer Diplomarbeit und der anschließenden Promotion von 2008 bis 2012 immer tiefer in die Kunststofftechnik und Materialentwicklung ein. „Es war der Moment, in dem ich beide Welten verbinden konnte. Die Kombination aus eigens synthetisierten Additiven am Lehrstuhl Makromolekulare Chemie und diese als Zusatz zu Kunststoff im Schaumspritzguss zuzugeben war ein Schlüsselmoment – die Wirkung der Additive war hervorragend und die weitere Zukunft für eine Promotion über Kunststoffschäume gelegt“, erinnert sie sich. Nach meiner Promotion führte mein Weg in leitende Positionen, zunächst am SKZ – dem Kunststoff-Zentrum – in Würzburg als Leiterin des Bereichs „Materialentwicklung, Compoundieren und Extrudieren“ und ab 2021 in die Industrie, wo ich als Geschäftsführerin sowohl die technische Entwicklung als auch die Produktion von nachhaltigen Kunststoffcompounds vorantrieb.
Lars Helmlinger studierte ab 2011 an der Universität Bayreuth im Bachelor Polymer- und Kolloidchemie und erwarb 2017 seinen Master in Polymer Science. Seine Faszination für die Materialwissenschaften und Prozesstechnik führte ihn ebenfalls ans SKZ und in den Bereich von Marieluise, wo er sich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe „Compoundieren und Extrudieren“ tiefer in die Ingenieurswissenschaften einarbeitete. Zwischen 2018 und 2022 promovierte er dann parallel an der Universität Paderborn, wo er sich intensiv mit dem mechanischen Recycling beschäftigte. „Mein Interesse galt schon immer der Verfahrenstechnik und den eingesetzten Maschinen. Wie Kunststoffe durch neue und leistungsfähigere Prozesse noch besser recycelt werden können, hat mich fasziniert und angetrieben. In der Promotion dann die Chemie mit der Verfahrenstechnik zu kombinieren war eine tolle und zielführende Erfahrung“, erklärt Lars. Wir bauten die Recyclingthemen während dieser Zeit kontinuierlich aus und diskutierten Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung.
Lars folgte ab 2022 Marieluise in die Industrie und wir entwickelten gemeinsam nachhaltige Kunststoffcompounds. Heute sind wir Gesellschafter der Lama Consulting, einem Beratungsunternehmen, das sich auf nachhaltige und recyclingbasierte Lösungen in der Kunststoffbranche spezialisiert hat.
Aus unserer Sicht bietet das Studium der Chemie, aber auch der Kunststofftechnik somit weit mehr als nur die Arbeit mit einem vielseitigen Werkstoff. „Kunststoffe sind der Schlüssel zu vielen der dringendsten Probleme unserer Zeit, sei es in der Medizintechnik, der Automobilindustrie oder der Kreislaufwirtschaft“, erklärt Lars. Die Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung und Optimierung von Materialien mitzuwirken, die in so vielen Lebensbereichen verwendet werden, ist ein großer Antrieb. Marieluise ergänzt: „In der Kunststofftechnik verbindet sich Wissenschaft mit Praxis auf einzigartige Weise. Du kannst einen Werkstoff entwickeln, der genau die Eigenschaften besitzt, die eine bestimmte Anwendung erfordert. Geleichzeitig müssen wir aber auch noch viel mehr dazu beitragen, nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu schaffen. Denn was am Ende aus den Produkten wird geht uns alle an.“
Wir sind uns einig, dass die Kunststoffe der Zukunft nicht nur leistungsfähiger, sondern vor allem umweltfreundlicher und rezyklierbarer sein müssen – und das macht unsere Arbeit so spannend und zukunftsweisend.