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Der Vorsitzende des Vorstands von ZF, Wolf-Henning Scheider, will während der Coronakrise Beschäftigung und Einkommen der Mitarbeiter sichern. (Bild: ZF)

ZF Friedrichshafen hat in einem herausfordernden Umfeld seine Ziele für das Gesamtjahr erreicht. Diese hatte der Konzern im Sommer 2019 den Marktumständen angepasst. Mit 36,5 Mrd. EUR lag der Konzernumsatz – bereinigt um Wechselkurseinflüsse und M&A-Aktivitäten – leicht unter dem Vorjahreswert von 36,9 Mrd. EUR. ZF beschäftigte Ende Dezember vergangenen Jahres weltweit 147.797 Mitarbeiter, 2018 waren es 148.969.

„In diesen Tagen erleben wir, wie die Märkte gewissermaßen über Nacht aus den Fugen geraten sind“, sagte der Vorsitzende des Vorstands von ZF, Wolf-Henning Scheider. „Wir bei ZF haben schnell und entschieden auf die Ausbreitung des Coronavirus reagiert und die Interessen der Mitarbeiter bestmöglich mit denen des Unternehmens in Einklang gebracht. Wir wollen den ZF-Weg gemeinsam gehen, indem wir Beschäftigung und Einkommen überall dort sichern, wo die dafür notwendigen Instrumente vorhanden sind.“

Einführen von Kurzarbeit möglich

Das Unternehmen hat in der vergangenen Woche mit der Arbeitnehmervertretung in Deutschland eine Vereinbarung getroffen, die das Einführen von Kurzarbeit und das kontrollierte Herunterfahren von Produktion und Verwaltung ermöglicht. Während der Kurzarbeitsphasen wird das Nettoeinkommen der Tarifbeschäftigten durch einen zusätzlichen Beitrag des Unternehmens auf einem hohen Niveau abgesichert. Diese Regelung gilt für alle deutschen Standorte, die nun – den Ankündigungen der Kunden folgend – die Produktionspausen individuell umsetzen. Das Unternehmen strebt ähnliche Regelungen auch an seinen internationalen Standorten an, wenn dies dort möglich ist.

Höhere Ausgaben und schwacher Markt

„Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und die besonderen Herausforderungen der Transformation haben unser Geschäft im vergangenen Jahr spürbar beeinflusst“, erläuterte Scheider. „Gleichwohl haben wir mehrere volumenstarke Aufträge gewonnen, etwa für die nächste Generation unseres hybridfähigen 8-Gang-Automatgetriebes sowie für Elektroantriebe für Pkw und Busse.“

Die Investitionen in Sachanlagen betrugen 1,9 Mrd. EUR, das Jahr zuvor lagen sie bei 1,6 Mrd. EUR. Mit 5,2 Prozent lag die Investitionsquote deutlich über jener von 2018 mit 4,3 Prozent.

Ein Erfolg sei die Refinanzierung des geplanten Kaufs des Nutzfahrzeugbremsenherstellers Wabco gewesen. Dafür habe ZF im vergangenen Oktober am Kapitalmarkt Anleihen und Schuldscheine in Höhe von insgesamt 4,8 Mrd. EUR platziert. „Es wollten deutlich mehr Investoren zeichnen, als für diese Finanzierung erforderlich gewesen wären“, sagte “, sagte ZF-Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer. „Das zeigt, dass der Finanzmarkt das Potenzial dieses Zukaufs sieht und unterstützt.“

Mehr Geld für Forschung und Entwicklung

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ZF-Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer sieht den Konzern für das laufende Jahr gut aufgestellt. (Bildquelle: ZF)

Die Quote m Bereich Forschung und Entwicklung stieg von 6,7 auf 7,3 Prozent. „Wir wollen, nachdem wir die aktuelle Krise bewältigt haben, weiter zielgerichtet in Zukunftstechnologien investieren“, sagte ZF-Chef Scheider. Für die Entwicklungsarbeit spielen – über die eigenen Ressourcen hinaus – Unternehmensbeteiligungen und strategische Partnerschaften eine entscheidende Rolle, insbesondere beim automatisierten Fahren. Hierzu zählt beispielsweise der Erwerb der 60-Prozent-Mehrheitsbeteiligung an dem niederländischen Unternehmen 2getthere, einem Anbieter autonomer elektrischer Personentransportsysteme, und die jüngst vereinbarte Zusammenarbeit mit Microsoft zur Verbesserung von Entwicklungsprozessen. Dadurch will ZF das Implementieren und Bereitstellen von Software deutlich beschleunigen.

Mitarbeiterzahl leicht unter Vorjahreswert

Der Rückgang der Beschäftigten um 0,8 Prozent spiegelt die schwächere wirtschaftliche Entwicklung wider – geplant war ursprünglich ein Aufbau um mehrere Tausend Mitarbeiter. Doch in China mit einem Minus von 9,7 Prozent und den USA – minus 7,5 Prozent – hat der Konzern seine Kapazitäten angepasst, da hier kaum Flexibilisierungsmaßnahmen wie etwa in Deutschland zur Verfügung stehen. Dort blieb die Mitarbeiterzahl mit rund 50.900 auf dem Niveau des Vorjahres. Zusätzliche Stellen wurden in den Bereichen Elektromobilität, autonomes Fahren und Softwareentwicklung geschaffen. Rund 19.400 Mitarbeiter arbeiten weltweit im Bereich Forschung und Entwicklung.

Klimaneutralität bis 2040

Das Unternehmen hat sich den Pariser Klimazielen verpflichtet – sowohl durch das Angebot sauberer und effizienter Technologien als auch durch die Reduzierung der CO2-Bilanz seiner Standorte. Dafür hat das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Klimaschutzstrategie ausgearbeitet, die auf dem sogenannten Corporate Carbon Footprint basiert. Darin verpflichtet sich der Konzern, die Treibhausgasemissionen – insbesondere CO2 – aus dem Betrieb der Werksanlagen perspektivisch weitgehend zu reduzieren. „Unser Ziel ist, bis 2040 entsprechend der Vorgaben des UN-Klimarats klimaneutral zu sein“, sagte Scheider. „Dazu bauen wir die bestehenden Programme zur Energieeffizienz aus und setzen noch mehr auf grüne Energie aus Eigenerzeugung.“

Keine verlässliche Prognose für 2020

Die weltwirtschaftliche Lage hat sich seit der Ausbreitung des Coronavirus grundlegend verändert. „Wenn Deutschland, wenn die Welt zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stillstand kommt, ist dies eine Ausnahmesituation“, betonte Scheider. „Deren Auswirkungen sind ungewiss, weshalb wir gegenwärtig keine verlässliche Prognose für 2020 treffen können. Wir werden weiterhin alle Kraft darauf verwenden, unsere Mitarbeiter zu schützen, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und die Stabilität unseres Unternehmens zu sichern. Mit unserer Strategie ‚Next Generation Mobility‘ sind wir langfristig gut vorbereitet, um die Mobilität der Zukunft zu verwirklichen.“ Mit milliardenschweren Neuaufträgen für das hybridfähige 8-Gang-Automatgetriebe und das Neugeschäft im Bereich aktive Sicherheitstechnik wie Integriertes Bremssystem, die weiter steigende Nachfrage nach elektrischen Busantrieben und die Entwicklungsaufträge für automatisierte Fahrfunktionen habe sich der Konzern langfristige Perspektiven geschaffen. (jhn)

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