Hand hält recyclingsymbol hoch

In diesem Interview der Way2k-Reihe stellt sich Dr. Christoph Schumacher, Bereichsleiter Marketing, den Fragen. (Bild: Ourteam – stock.adobe.com)

Portrait Dr. Christoph Schumacher
Dr. Christoph Schumacher, Bereichsleiter Marketing bei Arburg. (Bild: Arburg)

Herr Dr. Schumacher, wie kann man Kunststoff und die Umwelt in Einklang bringen?
Aus unserer Sicht ist Kunststoff für die Umwelt nicht das Hauptproblem, sondern es ist unser Umgang damit. Einer der Wege, den richtigen Umgang sicherzustellen, ist die Kreislaufwirtschaft. Aber diese sinnvolle Wiederverwertung des Werkstoffs Kunststoff allein reicht nicht. Es ist auch nötig, besonders schonend mit all unseren Ressourcen umzugehen. Für uns als Maschinenbauer heißt das: Wir sind verantwortlich dafür, dass wir bei der Produktion unserer Maschinen so wenige Ressourcen wie möglich verbrauchen. Aber es bedeutet auch, dass unsere Kunden mit unseren Maschinen Prozesse fahren können, die die Ressourcen schonen. Die komplexe Problemstellung lautet: Man muss immer die gesamte Wertschöpfungskette betrachten. Am Ende des Tages geht es schließlich darum, den CO2-Fußabdruck in der Kunststoffverarbeitung nachhaltig zu reduzieren.

Die Way2K-Interviewreihe:

Hand mit Recyclingzeichen in der Hand
(Bild: Ourteam - stock.adobe.com)

Bis zur K-Messe 2022 sind es zwar noch einige Monate, nichtsdestotrotz können Sie die verbleibende Zeit investieren und einen Blick in die bisherigen Interviews aus der Way2K-Reihe des VDMA werfen. Hier gelangen Sie zur Übersicht.

gestapelte Kunststoffeimer
Digitale Wasserzeichen vereinfachen das Sortieren von Kunststoffen. (Bild: Arburg)

Welche Rolle spielt die Technologie hier?
Technologie spielt unbestreitbar die zentrale Rolle. Sie ist auf allen Ebenen nötig. Wir als Maschinenbauer sind sozusagen die Enabler für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Ohne unsere Maschinen und Prozesse kann das nicht gelingen. Wir entwickeln zum Beispiel die Technologien, um Kreisläufe sinnvoll zu gestalten oder zu unterstützen. Sinnvoll heißt dabei, ökologisch und ökonomisch zugleich. Denn Nachhaltigkeit wird ein gut funktionierendes Geschäftsmodell werden.

Wie kann die Digitalisierung hierbei helfen?
Aus unserer Perspektive unterstützt Digitalisierung derzeit hauptsächlich auf zwei Wegen. Der eine betrifft die Wiederverwertung. Wenn wir in der Kunststoffindustrie die Wertstoffkette zu einem Wertstoffkreislauf umbauen wollen, ist es zum Beispiel notwendig, dass Produkte nach ihrem Gebrauch gesammelt, der Kunststoffsorte entsprechend sauber getrennt und die
Materialien dann entsprechend aufbereitet, rezykliert und wieder verarbeitet werden können. Dafür müssen die Produkte gekennzeichnet werden und das geht mithilfe von Digitalisierung, beispielsweise über Wasserzeichen oder QR-Codes. Diese digitale Kennzeichnung muss man natürlich schon in den Produktionsprozess integrieren.
Der zweite Weg betrifft speziell uns als Maschinenbauer. Wir rüsten unsere Spritzgießmaschinen heute mit vielen digitalen Assistenzsystemen aus, um das immer noch große Problem einer schwankenden Materialqualität für unsere Kunden beherrschbar zu machen. Wir sind heute noch in der Situation, dass Qualitäten von Rezyklaten noch nicht standardisiert sind. Wer heute Rezyklat bestellt, weiß nicht genau, was er bekommt, in welcher Zusammensetzung, mit welchen Eigenschaften. Da müssen wir unseren Kunden helfen und das geht
auch über digitalisierte Prozesse. Unsere Systeme und Anwendungstechnologien helfen den Kunden, möglichst CO2-arme und kreislauforientierte Produkte herzustellen.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Schnecke auf Rezyklat, im Hintergrund verschiedene Becher
Die Technologie ist vorhanden, um Rezyklate zu neuen Produkten zu verarbeiten (Bild: Arburg)

Auf der K 2019 stand mit der Kreislaufwirtschaft bereits ein Nachhaltigkeitsthema auf der Agenda. Was hat sich seither geändert?
Der deutschsprachige Maschinen- und Anlagenbau hat damals schon viel Technologie gezeigt und sich als Enabler für Nachhaltigkeit präsentiert. Bereits auf der K 2019 haben wir gesagt: Seht her, wir haben Lösungen für die Umwelt und Klimaprobleme, ihr müsst sie nur nutzen. Wir sind nicht das Problem, wir sind Teil der Lösung. Das ist natürlich immer noch richtig. Wir als Maschinenbauer haben uns schon immer den gesellschaftlichen Aufgaben gestellt und sehen es daher auch in diesem Zusammenhang heute als unsere Aufgabe an, drängende globale Probleme zu erkennen und unseren Beitrag zur Lösung zu leisten. Dieser besteht darin, technologische Möglichkeiten und die daraus resultierenden Geschäftsmodelle aufzuzeigen.


Das Bewusstsein ist in vielen Teilen der Welt nur schwach vorhanden.
Die Problemstellung ist in vielen nicht-westlichen und nicht so hoch entwickelten Ländern eine ganz andere als bei uns. Wer schon keine Müllabfuhr kennt, kann nun mal keinen Stoffkreislauf kennen. Und wer seinen Müll schon seit Generationen in den Fluss im Dorf wirft, den erreicht man nicht mit einem Appell, das nicht zu tun. Unser Beitrag als Branche ist es, technologische Lösungen zu präsentieren, um aus Werkstoffen Wertstoffe zu machen. Das ist unsere große Aufgabe. Wir müssen das Bewusstsein erzeugen und unterstützen, dass es vollkommen unsinnig ist, Produkte aus fossilen Rohstoffen herzustellen, sie einmal zu benutzen und dann wegzuwerfen. Wir müssen zeigen, wie die Verarbeitung solcher Rohstoffe
einfacher wird und dass ein Stoffkreislauf auch noch Gewinne abwirft. Das ist eine riesige Aufgabe für den deutschsprachigen Maschinen- und Anlagenbau. Aber auch eine große Chance. Dank unseres guten Rufes überall auf der Welt, kann uns das gelingen.

Was tut Arburg als Unternehmen im Nordschwarzwald in puncto Nachhaltigkeit?
Wir betreiben Umweltschutz und schonenden Umgang mit Ressourcen schon seit Jahrzehnten, das liegt sozusagen in unserer DNA. Und zwar allein schon aus dem Gedanken einer „ur-schwäbischen Sparsamkeit“, das bedeutet: Man verschwendet prinzipiell nichts. Wir arbeiten mit einer globalen Ein-StandortProduktionsstrategie. Wir können so nachhaltige Produktion unter Einsatz von Hightech garantieren. Wir sind davon überzeugt, dass diese Produktionspolitik CO2-mäßig derzeit deutlich sinnvoller ist, als weltweit an vielen Standorten zu produzieren. Wir sind außerdem dreifach zertifiziert: Für Umweltschutz, Qualität und Energie. Bei uns liegen Umweltschutz und Nachhaltigkeit also bewiesenermaßen in der Natur der Dinge.

Quelle: VDMA

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

VDMA - Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen

Lyoner Str. 18
60528 Frankfurt
Germany