Derzeit erarbeitet die Bundesregierung eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), die Ziele und Maßnahmen zum zirkulären Wirtschaften und zur Ressourcenschonung aus sämtlichen relevanten Strategien bündelt. Insbesondere der primäre Rohstoffverbrauch soll hierbei gesenkt werden und geschlossene Stoffkreisläufe angestrebt werden.
Falls Sie wenig Zeit haben, hier sind alle wichtigen Punkte in der Übersicht:
- Welche Maßnahmen umfasst die NKWS?
- Wie arbeitet die Bundesregierung bei der NKWS zusammen?
- Was passiert nach der Verabschiedung der NKWS?
- So blickt die Gummi- und Kautschukindustrie auf die NKWS
- Was sagen die Verbände und Unternehmen aus der Kunststoffindustrie zur geplanten NKWS?
Was sind die zentralen Ziele der NKWS?
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Ressourceneffizienz erhöhen: Durch die Optimierung von Produktionsprozessen und die Förderung der Wiederverwendung von Materialien soll der Verbrauch von Primärrohstoffen reduziert werden.
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Umwelt- und Klimaschutz: Indem der Einsatz von neuen Rohstoffen verringert wird, sollen die Umweltbelastungen und CO2-Emissionen gesenkt werden.
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Wettbewerbsfähigkeit stärken: Durch innovative Geschäftsmodelle und eine stabilere Rohstoffversorgung soll die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gesteigert werden.
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Versorgungssicherheit: Die Abhängigkeit von Rohstoffimporten, insbesondere aus instabilen Ländern, soll verringert werden.
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Nachhaltiger Konsum: Verbraucherinnen und Verbraucher sollen ermutigt werden, auf nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu setzen, die umweltfreundlicher und langlebiger sind.
Welche Maßnahmen umfasst die NKWS?
- Förderung von Forschung und Innovation im Bereich Kreislaufwirtschaft.
- Schaffung von Anreizen für Unternehmen, ressourceneffiziente und recyclingfähige Produkte zu entwickeln.
- Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für Recycling und Abfallvermeidung.
- Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Vorteile und Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft.
Insgesamt zielt die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie darauf ab, einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland zu leisten und die Wirtschaft auf zukunftsfähige Weise zu transformieren.
Wie arbeitet die Bundesregierung bei der NKWS zusammen?
Die Kreislaufwirtschaft ist ein bereichsübergreifendes Thema, das viele Fachdisziplinen und Interessengruppen einbindet. Für die Entwicklung der Strategie wurden zahlreiche Experten und Stakeholder konsultiert, um eine ausgewogene, umsetzbare und dennoch ambitionierte Strategie für Deutschland zu formulieren. Eine bedeutende Veränderung der Stoffströme und Wertschöpfungsketten erfordert die Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.
Was passiert nach der Verabschiedung der NKWS?
Die Ressortabstimmung findet derzeit innerhalb der Bundesregierung statt. Auf Basis des Entwurfs werden die die Stakeholder erneut einbezogen. Der öffentliche Konsultationsprozess zum Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) endet am 9. Juli 2024. Ein Kabinettsbeschluss ist für Herbst 2024 geplant.
Um die Ziele der NKWS bis 2045 zu erreichen, müssen die in der Strategie verankerten Maßnahmen und Instrumente nach der Verabschiedung zügig und konsequent umgesetzt werden. Der Austausch mit den Stakeholdern soll kontinuierlich fortgesetzt werden. Außerdem ist geplant, die Vorhaben und Zeitpläne in einer Roadmap 2030 weiter zu konkretisieren. Ein begleitendes Monitoring- und Evaluationssystem wird darüber hinaus den Fortschritt der Umsetzung überwachen. (Quelle: BMUV)
So blickt die Gummi- und Kautschukindustrie auf die NKWS
Azur begrüßt den Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) für Deutschland, fordert aber die adäquate Berücksichtigung der nachhaltigen Reifen-Kreislaufwirtschaft. Diese stehe im Einklang mit den Leitbildern der NKWS zur Transformation in eine ressourcenschonende Wirtschaft. Einige Ziele werden von der Reifen-/Recyclingindustrie bereits vorbildlich erfüllt. Derzeit werden in Deutschland bereits über 70 % der Altreifen durch Reparatur, Runderneuerung, stoffliches und chemisches Recycling im Kreislauf gehalten.
Zertifizierte Altreifenentsorger (ZARE) verhindern die illegale Deponierung von Altreifen in der Natur und führt gebrauchte Reifen nach Prüfung der optimalen Weiterverwertung zu. Die Runderneuerung trägt zur Sicherung der Rohstoffversorgung und zur Dekarbonisierung der Industrie bei. Das stoffliche Recycling von Altreifen hält wertvolle Rohstoffe (v.a. Kautschuk) im Kreislauf. Und im chemischen Recycling werden aus Altreifen wertvolle Sekundärrohstoffe gewonnen – zum Beispiel recovered Carbon Black (rCB) für die Neureifenherstellung.
Um diese Verfahren und Technologien im Einklang mit der NKWS in Deutschland weiter auszubauen und die Reifen-Kreislaufwirtschaft zu stärken, bittet Azur um ihre angemessene Berücksichtigung in Absatz 4.4 der prioritären Handlungsfelder für die Transformation: Fahrzeuge, Batterien und Mobilität.
Folgende Maßnahmen sollten daher in die Absätze 4.4.3 (Visionen, Ziele und Indikatoren) und 4.4.4 (Konkrete Maßnahmen und Instrumente) aufgenommen werden:
- Neureifen müssen über ein Kennzeichnungssystem (RFID-Chip) elektronisch lesbar sein. Durch die Erkenntnisse aus der Datenerfassung wird der gesamte Recyclingprozess von Reifen nachhaltig optimiert.
- Altreifen dürfen nur über zertifizierte Entsorger (ZARE) eingesammelt und nach Verwendungszweck vorsortiert werden. So wird sichergestellt, dass die Karkassen per Reparatur oder Runderneuerung weiterverwendet oder als Rohstoffquelle dem umweltgerechten stofflichen oder chemischen Recycling zugeführt werden können.
- Karkassen von Reifen (die mit enormer Einsparung an Rohstoffen, Energie, CO2-Emissionen und Abfall runderneuert werden können) müssen als Handelsware gelten, als Wertstoff klassifiziert (Ende der Klassifizierung als Abfall) und der Runderneuerung zugeführt werden.
- Runderneuerte Reifen müssen endlich in den Anwendungsbereich der aktuellen Reifenkennzeichnungs-Verordnung (EU) 2020/740 aufgenommen werden, um gemäß der EU-Kriterien für die umweltorientierte öffentliche Beschaffung rechtssicher auf allen Fahrzeugen der öffentlichen Hand eingesetzt werden zu können.
- Nicht (mehr) runderneuerbare Altreifen müssen zu 90 % der umweltgerechten stofflichen Verwertung zu nachhaltigem Gummigranulat und Gummimehl in Europa zugeführt werden. Der Altreifen-Export in Nicht-EU-Staaten muss verboten werden.
- Innovative, ressourcenschonende Devulkanisationsverfahren und Pyrolyseverfahren müssen gefördert und ökologisch wie ökonomisch weiter optimiert werden. (Quelle: Azur)
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Initiative New Life rückt Altreifenrecycling in den Fokus
Auch diese Initiative begrüßt den Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) für Deutschland, mahnt jedoch auch zur adäquaten Berücksichtigung des nachhaltigen Altreifenrecyclings.
Das stoffliche Altreifen-Recycling stehe demnach im Einklang mit den Leitbildern der NKWS zur Transformation in eine ressourcenschonende Wirtschaft. Einige der im NKWS-Entwurf beschriebenen Leitlinien und Ziele werden von der stofflichen Altreifenverwertung bereits vorbildlich erfüllt. Diese hält zum Beispiel wertvolle Rohstoffe (vor allem Kautschuk) im Kreislauf, was zur Schonung der natürlichen Ressourcen beiträgt, reduziert die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und spart zudem 700 kg CO2-Emissionen pro Tonne Altreifen (gegenüber deren Verbrennung), was dem NKWS-Ziel der Dekarbonisierung entspricht.
New Life hält die Aufnahme folgender Maßgaben für unerlässlich:
- Altreifen, die nicht mehr runderneuert werden können, müssen zu 90 Prozent dem umweltgerechten stofflichen Recycling zugeführt werden.
- Der Altreifen-Export in Nicht-EU-Staaten muss verboten werden.
- Altreifen, die noch als Brennstoff eingesetzt, müssen möglichst schnell stofflich verwertet werden. Nur nicht recycelbare Reifen dürfen thermisch verwertet werden.
- Recycling-Gummigranulat enthält fest gebundenes PAK, dessen Migration unter realistischen Rahmenbedingungen nicht messbar ist. Im Rahmen der Überprüfung geltender PAK-Grenzwerte durch die EU-Kommission müssen gefährdungsbezogene, migrations- und emissionsbasierte Messverfahren auf EU-Ebene umgesetzt werden, um das nachhaltige stoffliche Recycling von Altreifen nicht zu gefährden.
- Alle Regulierungen und Zertifizierungen sollten auf ihre Kreislauftauglichkeit geprüft werden. Der Rezyklat-Einsatz sollte gefördert und nicht verboten werden. (Quelle: New Life)
Was sagt der WDK zur NKWS?
Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (WDK) bezieht sich hinsichtlich der NKWS ebenso auf das Thema des Altreifenrecyclings. Der hier geleistete Erfolg sei durch die europäische Gesetzgebung gefährdet. Die Europäische Chemikalienregulierung, der Abfall-Ende-Status, die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten EUDR und weitere Vorschriften beeinträchtigen demnach das Altreifenrecycling.
Um die Kreislaufwirtschaft bei Altreifen wirklich zirkulär zu gestalten, müssen laut WDK folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Recyclingprodukte fördern, nicht verhindern: Es darf keine strengeren rechtlichen Anforderungen an Recyclingprodukte geben als für die Ausgangsprodukte.
- Deutschland und die EU fordern ein Mehr an Recycling. Die aktuellen Quoten sind bei weitem nicht ausreichend für eine zirkuläre Wirtschaft. Dies liegt zwar auch an den aktuell noch meist höheren Kosten für Recyclingprodukte, aber vor allem an der rechtlichen Unsicherheit bezüglich der Inhaltsstoffe und deren möglichen Restriktionen. Wenn Recycling möglich sein soll, dürfen die rechtlichen Anforderungen an Recyclingprodukte nicht strenger sein als die für die Ausgangsprodukte. Zudem muss ein Moratorium für die Ausgangsprodukte/Neuprodukte, die dem Recycling zugeführt werden, erlassen werden. Ein Produkt, das zum Beispiel vor fünf Jahren hergestellt wurde, könnte heute auf- grund sich verschärfender Grenzwerte oft nicht eingesetzt werden. Wie könnte dann ein konformes Re(Up-)Cycling Produkt daraus entstehen? Langlebige Produkte müssen sinnvoll recyclebar sein.
Bei der Regulierung muss das tatsächliche Risiko (Risikoansatz) und nicht die abstrakte Gefahr (Vorsorgeansatz) in den Mittelpunkt gerückt werden:
Menschen und Umwelt müssen vor Schäden durch natürlich vorkommende und synthetische Stoffe geschützt werden. Die Maßnahmen sind dabei an das jeweilige Risiko anzupassen. Wie groß dieses Risiko ist, hängt von mehreren Faktoren ab:
- von der mit dem Stoff verbundenen Gefahr;
- von der Verwendung des Stoffs der Produkte, die ihn enthalten;
- von der Exposition, also wie lange und welcher Stoffmenge Personen oder die Umwelt ausgesetzt
Mensch und Umwelt werden effektiver vor gefährlichen Chemikalien geschützt, wenn sich der Gesetzgeber darauf konzentriert, das tatsächliche Risiko (Risikoansatz) anstelle der abstrakten Gefahr (Vorsorgeansatz) zu minimieren. Dabei müsste jeweils geprüft werden, welches gesetzliche Werk- zeug tatsächlich dort ansetzt, wo ein Risiko besteht. Das kann das Stoffrecht, aber auch das Umwelt- recht oder Abfallrecht sein.
Generell sollte immer eine Expositionsbetrachtung die Grundlage für jegliche Einschränkung sein. Denn die Migration mit den entsprechend abgestimmten Bedingungen ist in der Lage, das reale Gebrauchsszenario eines Produktes aus Sekundärrohstoffen abzubilden und ermöglicht damit eine wissenschaftlich basierte Risikobewertung. (Quelle: WDK)
Update vom 31. Juli 2024 ++ Das fordert WDK-Präsident Michael Klein
In der deutschen Kautschukindustrie spielt Recycling eine wichtige Rolle. „Die Branche hat frühzeitig das große Potenzial der Kreislaufwirtschaft erkannt und beim Recycling von Altreifen eine erfolgreiche Vorreiterrolle übernommen. Deshalb begrüßen wir grundsätzlich den vom Bundesumweltministerium vorgelegten Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“, erklärte der Präsident des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (WDK), Michael Klein, in Frankfurt am Main. Die Kautschukindustrie sei bereits jetzt in der Lage, einen Großteil der geplanten Vorgaben zu erfüllen. Klein verwies darauf, dass mittlerweile fast 70 % der Altreifen stofflich verwertet werden.
Gleichwohl ist dieser Erfolg laut dem WDK-Präsidenten durch die europäische Gesetzgebung, wie die Europäische Chemikalienregulierung oder die Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten, gefährdet: „Damit die Kreislaufwirtschaft bei Altreifen nachhaltig funktionieren kann, dürfen Recyclingprodukte nicht diskriminiert werden. Es kann nicht sein, dass die rechtlichen Anforderungen an Recyclingprodukte strenger sind als sie für die Ausgangsprodukte waren. Wenn es hier kein pragmatisches und sinnvolles Umdenken gibt, machen wir Recyceln und die Verwendung von recycelten Produkten unnötig schwerer und teurer. Damit schließen wir dann die Tür zum Recycling, anstatt sie offen zu halten. Wir erreichen also genau das Gegenteil!“
Außerdem warb Klein dafür, dass bei der Regulierung von Recyclingprodukten das tatsächliche Risiko und nicht die abstrakte Gefahr in den Mittelpunkt gerückt wird: „Beim Schutz von Mensch und Umwelt vor Stoffen muss entscheidend sein, welche Gefahren konkret wirklich drohen und nicht, welche abstrakt drohen könnten. Also Risikoansatz und nicht Vorsorgeansatz oder sinnvoller Pragmatismus anstelle von verkopfter Administration.“ Generell sollte immer eine Expositionsbetrachtung die Grundlage für Einschränkungen sein. Denn hier werde realistisch auf wissenschaftlicher Grundlage beurteilt, wie lange und welcher Stoffmenge Personen oder die Umwelt ausgesetzt sind. Ansonsten werde der Einsatz von recyceltem Material unnötig beschränkt.
Klein sieht Deutschland gut aufgestellt, um eine global führende Rolle bei den Recyclingtechnologien einzunehmen. „Der Erfolg der Kreislaufwirtschaftsstrategie wird aber davon abhängen, dass der Markt für Recyclingprodukte gefördert und nicht gehemmt wird.“ (Quelle: WDK)
Was sagen die Verbände und Unternehmen aus der Kunststoffindustrie zur geplanten NKWS?
Der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (BVSE) unterstützt die Bestrebungen der NKWS ausdrücklich und erkennt ihre Schlüsselrolle für Klimaneutralität, Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftliche Resilienz an. Dennoch weist der Verband auf erhebliche Defizite des vorgelegten Entwurfes hin und fordert konkretisierte Maßnahmen sowie klare Zeitpläne. Positiv hervorzuheben sei laut Verband, dass die NKWS nicht nur auf Klimaneutralität, sondern auch auf die Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit fokussiert. Eine starke Wirtschaftsbasis sei demnach unerlässlich für die Erreichbarkeit von Klimaneutralität.
Jedoch erfüllt der derzeitige Entwurf nicht immer die eigenen Ansprüche. Es fehlen spezifische Zeitrahmen und detaillierte Maßnahmen, während viele Passagen zu allgemein gehalten sind und lediglich auf geplante europäische Regelungen verweisen, kritisiert der Recyclingverband. Insbesondere die Belange mittelständischer Unternehmen, die für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind, wurden laut Eric Rehbock nur unzureichend berücksichtigt.Abfallhierarchie einhaltenEin zentraler Aspekt ist die Einhaltung der Abfallhierarchie, die entscheidend ist, um den Anteil der Sekundärrohstoffe zu erhöhen. Der Verband betont, dass die Erfassung und Aufbereitung in der Vorkette für die Gewinnung von Sekundärrohstoffen von großer Bedeutung sind. Hier sieht der Verband Defizite in der aktuellen Ausgestaltung der NKWS, da insbesondere Sammlung und Sortierung nicht ausreichend gewürdigt wurden.Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die energetische Verwertung in Deutschland. Die bestehenden Kapazitäten in Müllverbrennungsanlagen (MVA) übersteigen das jährliche Aufkommen von Rest- und Hausmüll um etwa 7 Mio. t, was zeigt, dass auch gewerbliche Abfälle, die grundsätzlich für Sortierprozesse zur Verfügung stünden, verbrannt werden. Dies steht im Widerspruch zur konsequenten Anwendung der Abfallhierarchie. Die Definition von Abwärme aus der Müllverbrennung als "unvermeidbare Abwärme" und ihre Gleichsetzung mit 100 % erneuerbarer Energie im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie im Wärmeplanungsgesetz (WPG) setzt falsche Anreize und fördert die Müllverbrennung. Die Müllverbrennung erhält einen regenerativen Charakter, im Ergebnis wird gegenüber einer stofflichen Verwertung jedoch mehr CO2 freigesetzt.Für eine funktionierende globale Kreislaufwirtschaft ist der globale Handel mit Sekundärrohstoffen unerlässlich. Daher sei die pauschale Annahme grundfalsch, dass reduzierte Abfallexporte in Drittländer keine negativen Auswirkungen für die Kreislaufwirtschaft hätten. Rehbock: "Aufbereitete Rohstoffe wie Metallschrotte, Altpapier oder Altglas haben einen positiven Marktwert und stützen funktionierende Märkte. Es liegt daher im Interesse einer globalen Kreislaufwirtschaft, diese Rohstoffe ohne Einschränkungen exportieren zu können."
Auch der Mittelstand soll stärker einbezogen werdenMittelständische Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle in der Kreislaufwirtschaft. Die NKWS sollte daher gezielte Fördermaßnahmen für Recycler beinhalten. Der hält die vorgeschlagene "Plattform für Kreislaufwirtschaft" für ein gutes Instrument, um konkrete Maßnahmen zu diskutieren und umzusetzen. (Quelle: BVSE)
Update vom 28.08.2024: So äußert sich Prof. Dr. Manfred Renner zur NKWS
Prof. Dr. Manfred Renner, Leiter des Fraunhofer Cluster Circular Plastics Economy CCPE und Institutsleiter von Fraunhofer Umsicht hat beim 2. Dialogforum zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke mitgewirkt. Er äußert sich wie folgt:
"Der offene Austausch über die Kreislaufwirtschaft mit den unterschiedlichen Vertreterinnen und Vertretern unter Leitung von Frau Lemke war äußerst informativ und anregend. Den Beteiligungsprozess zu diesem Entwurf kann ich nur begrüßen und hoffe sehr, dass dieser Dialog über die verschiedenen Gremien, Gewerkschaften, Ländern etc. weitergeführt wird. Um die Leitziele, den Verbrauch von Rohstoffen zu verringern und Abfall zu vermeiden, zu erreichen, müssen sich nach meiner Auffassung auch Geschäftsmodelle der Unternehmen verändern. Ich empfehle, sich in diesem Prozess mit den R-Strategien der Circular Economy zu beschäftigen: Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle und Recover. Wie wichtig die Vernetzung der einzelnen Stakeholder ist, wird durch die zwei weiteren Leitziele der NKWS nochmal bestätigt: Stoffkreisläufe schließen und Unabhängigkeit von Rohstoffimporten stärken. Hierzu braucht es ausgefeilte Technologien und intelligente Managementmethoden. Das bringe ich gern in die NKWS ein." (Quelle: Fraunhofer CCPE)
Update vom 26.08.2024: Was sagt Remondis?
Im Interview äußert sich Herwart Wilms, Geschäftsführer Remondis und Vizepräsident des BDE
Herr Wilms, wie bewerten Sie den Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie?
Herwart Wilms: Ich halte die Ziele des NKWS-Entwurfs für ambitioniert, aber angesichts der multiplen Krisen der heutigen Welt – Klimakrise, Energiekrise, Sicherheitskrise, Rohstoffkrise, Biodiversitätskrise – für absolut gerechtfertigt. Wir dürfen uns aber nicht damit begnügen, Ziele zu definieren. Kreislaufwirtschaft ist komplex. Interaktionspunkte und Einflussfaktoren unterscheiden sich je nach Materialstrom. Daher müssen wir jetzt in die Detailarbeit gehen und darüber diskutieren, welche institutionellen Arrangements wir in welchen Stoffströmen brauchen, um Kreisläufe zu schließen.
Außerdem müssen wir sicherstellen, dass die Ziele und Maßnahmen der NKWS diese Legislaturperiode überdauern. Die Ampelregierung geht nach der Sommerpause in ihre finale Phase. Daher müssen die Maßnahmen der NKWS im kommenden Jahr so auf den Weg gebracht werden, dass sie auch bei einem möglichen Regierungswechsel weiterverfolgt werden müssen.
Bei welchen Materialströmen fangen wir an?
Wilms: Genau das wird eine der Fragen sein, die wir klären müssen. Wollen wir für möglichst viele Stoffströme gleichzeitig versuchen, den Kreislauf zu schließen? Unter optimalen Bedingungen wäre das natürlich wünschenswert, aber haben wir dafür – angesichts der demographischen Entwicklung und des Fachkräftemangels – in den Behörden, Unternehmen und Verbänden die Manpower?
Ich denke, dass wir notgedrungen Prioritäten setzen müssen. Daher sollten wir uns auf jene Rohstoffe konzentrieren, die, erstens, für die deutsche und europäische Industrie von strategischer Bedeutung sind, zweitens einen großen Impact auf den Klimawandel ausüben und drittens derzeit noch einen zu geringen Anteil an Recyclingrohstoffen in der Produktion von Gütern aufweisen. Konkret heißt das: Was müssen wir tun, um verstärkt jene Rohstoffe zurückzugewinnen, die unsere Industrie braucht? Wir müssen die NKWS mehr in die rohstoffpolitische Debatte integrieren. Nur so gelangen wir zu einer ganzheitlichen Rohstoffstrategie, die sowohl Primär- als auch Recyclingrohstoffe umfasst. Die NKWS muss die Dachstrategie sein, das verbindende Element für eine resiliente Rohstoffversorgung einerseits und eines verantwortungsbewussten Umwelt- und Klimaschutzes andererseits.
An welche Branchen denken Sie dabei?
Die Automobilproduktion ist in Deutschland mit fast 800.000 Beschäftigten zweifellos eine Leitindustrie. Eine als Dachstrategie definierte NKWS sollte den Herstellern signalisieren: „Made in Germany“ soll künftig nicht nur für hochwertige Premiumqualität stehen, sondern aus Gründen der Rohstoffsicherheit und des Klimaschutzes auch für Klimaneutralität und Zirkularität. Dafür müssen wir uns den Rohstoffbedarf der Hersteller genau ansehen. Ein modernes Auto besteht aus vielen verschiedenen Materialien – Stahl, Aluminium, Glas, Kunststoffe, um nur einige zu nennen. Wie bereiten wir beispielsweise Metalle und Kunststoffe so wieder auf, dass die Recyclingrohstoffe den extremen Bedingungen eines Automobils gewachsen sind? Wie sorgen wir dafür, dass diese sehr hochwertigen Recyclingrohstoffe auch eingesetzt werden?
Ein anderes Beispiel ist der Textilsektor. Wussten Sie, dass für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts rund 2.700 Liter Süßwasser benötigt werden? Der Fast-Fashion-Trend braucht riesige Mengen an Ressourcen. Nur mit Kreislaufwirtschaft werden wir die Textilbranche vom Kopf auf die Füße stellen und zu einer Wirtschaftsweise bewegen können, die die planetaren Grenzen respektiert. Doch dafür brauchen wir eine kluge Regulatorik.
Oder nehmen wir als drittes Beispiel den Baubereich. Mit 220 Millionen Tonnen fällt etwa die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens als Mineralik an – mit enormen Folgen sowohl für den Rohstoffverbrauch als auch für das Klima. Hier ist hinsichtlich des Einsatzes von mineralischen Ersatzbaustoffen noch viel Luft nach oben. Wie wollen wir in Zukunft bauen? Welche Rohstoffe setzen wir ein? Welche Instrumente brauchen wir dafür? All das sind Fragen, die die NKWS beantworten muss, um dem Land die notwendige Orientierung zu geben.
Bis 2030 ist nicht mehr so viel Zeit. Sind die von Ihnen genannten Punkte denn überhaupt kurz- und mittelfristig umsetzbar?
Ja, aber dafür brauchen wir in Deutschland grundsätzlich mehr Dynamik, und das in mehreren Bereichen.
- Strategiepapiere sind wichtig, keine Frage, aber wir dürfen uns nicht darin verzetteln. Wir müssen auch irgendwann mal mit der Umsetzung anfangen.
- Eine Kreislaufwirtschaft wird nur mit besseren Daten gelingen. Die Datenerhebung darf aber nicht zu noch mehr Bürokratie in den Unternehmen führen. Daher muss die Kreislaufwirtschaftsstrategie mit einer Entbürokratisierung durch eine Digitalisierung von Prozessen einhergehen. Das funktioniert aber nur, wenn eine digitale Datenverarbeitung auch auf Seiten der Behörden möglich ist.
- Wir brauchen unbedingt Reallabore, wo wir bestimmte Dinge einfach mal ausprobieren können. Ohne diese Praxiserfahrungen werden wir uns schwertun, alte Trampelpfade zu verlassen und innovative Lösungen umzusetzen.
- Um die ambitionierten Ziele der NKWS erreichen zu können, müssen wir im großen Stil in Infrastruktur und neue Anlagen investieren. Sie sagten es: 2030 ist nicht mehr so weit. Daher brauchen wir auch in der Kreislaufwirtschaft dringend beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren.
Update 12.08.2024: So äußert sich Tecpart zur NKWS
Tecpart, die Interessenvertretung der Hersteller von langlebigen Kunststoffprodukten und der Compoundierer und Recycler, hält eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), die ökologisch und auch ökonomisch Nutzen mit sich bringt und Maßstäbe in der Kreislaufwirtschaft national und auch international setzt, für generell einen wichtigen Schritt zur Förderung nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen. TecPart hat zum Entwurf der NKWS, den das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz (BMUV) nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz im Juni 2024 herausgeben hat, eine detaillierte Stellungnahme abgegeben. Dabei basiert die Position von TecPart auf einem klaren Bekenntnis für mehr Freiraum für Innovation.
Michael Weigelt, Geschäftsführer von Tecpart, erläutert die Position des Verbandes vor allem hinsichtlich der Aspekte Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit, Rezyklatquoten, Qualitätsstandards für Rezyklate und Abfallsammlung:
„Um die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten, ist bei einer Umstellung auf eine kreislauforientierte Produktion mit einem erheblichen Investitionsbedarf zu rechnen. Deshalb sollten, wenn es um die Umsetzung der Strategie geht, finanzielle Anreize und Unterstützung für Unternehmen bereitgestellt werden, die in Recyclingtechnologien und die Entwicklung nachhaltiger Produkte investieren. Steuerliche Vergünstigungen, Förderprogramme u.a. für Forschungsprojekte und Investitionszuschüsse können dabei helfen, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Kunststoffverarbeiter im globalen Markt zu stärken.“
Die Qualitätsstandards für Rezyklate spielen zudem für die Unternehmen, die Tecpart vertritt, eine wichtige Rolle. Deshalb fordert Weigelt, klare und verbindliche Normen für recycelte Kunststoffe zu etablieren, um deren Einsatz anforderungsgerecht vornehmen zu können. Dabei sollten diese Standards in enger Abstimmung mit der Wertschöpfungskette entwickelt werden, um praxisrelevante Anforderungen zu berücksichtigen. Willkürlichen Rezyklatquoten steht TecPart skeptisch gegenüber, da dies einen Materialwechsel in klimaschädlichere Materialien fördern könnte. „Rezyklatforderungen an Produkte müssen angemessen sein, um den Qualitätsstandard sowie Funktionalität, Sicherheit und Lebensdauer der Kunststoffprodukte weiterhin zu gewährleisten“, bekräftigt Weigelt.
Da die erforderlichen Abfallmengen für die von der EU-Kommission in Verordnungen festgelegten Rezyklatquoten derzeit fehlen, muss sich laut TecPart, die Situation der Abfallsammlung verbessern: „Den ambitionierten Zielen müssen auch entsprechende Wertstoffströme zur Verfügung gestellt werden oder die Ziele der Quoten müssen angepasst werden. Ansonsten droht eine Abwanderung in klimaschädlichere Rohstoffe oder gar ein Verlassen des Produktionsstandorts Deutschland.“ so Weigelt in seinem Appell gegenüber dem Ministerium.
Update 07.08.2024: So blickt Dr. Roman Maletz von Holy Poly auf die NKWS
"Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) ist in meinen Augen ein gelungener Versuch, die bisherigen Bemühungen auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft anzuerkennen und in einer Strategie zu bündeln. Es ist offensichtlich, dass die vergangenen politischen Aktivitäten in diesen Bereich noch nicht zu der Entwicklung geführt haben, die heute gewünscht ist. Die NKWS schafft also die Zusammenfassung des aktuellen Standes der Kreislaufwirtschaft zu einer einheitlichen Zielrichtung. Gerade die Hervorhebung der Chancen, die für einen rohstoffarme Volkswirtschaft wie Deutschland mit der Kreislaufwirtschaft verbunden sind, werden ausdrücklich begrüßt. Ziele werden darin beispielsweise mit entsprechenden Quoten für Sekundärmaterialeinsatz, die Reduktion der Abfallmengen und des Rohstoffeinsatzes messbar definiert. Die beschriebenen Maßnahmen wie die EU-Rezyklateinsatzquoten für Material aus Endverbraucherabfällen erscheinen in Anbetracht der bisherigen schleppenden Entwicklung im Sekundärrohstoffmarkt notwendig. Sie führen aber dennoch nicht zu einer ausreichenden Steigerung der Einsatzmengen und erhöhen darüber hinaus den bürokratischen Aufwand, schaut man auf die Erfahrungen mit derartigen Quoten in der Vergangenheit.
Lobenswert kann demgegenüber der Vorschlag der „Einspeisevergütung“ für sekundäre Materialien erwähnt werden, modellhaft für den Kunststoffsektor angedacht. Eine entsprechender „Sekundärrohstoffbonus“ würde die bisherigen Geschäftsmodelle nicht verteuern, sondern erwünschtes, wirtschaftliches Agieren fördern und direkt bei der Primärmaterialsubstitution ansetzen. Entsprechende Förderung von Materialströmen könnte man unbürokratisch an ökologische Vorteilhaftigkeit knüpfen und somit allfälligen Technologiediskussionen aus dem Weg gehen. Die Notwendigkeit der konsequenten Ausrichtung jeglicher Maßnahmen an ökologischen Kriterien würde ich an dieser Stelle betonen. Ich wünsche mir, dass die regulatorische Ausgestaltung der in der NKWS zusammengestellten Maßnahmen eine direkte, unbürokratische Wirkung für die Umwelt und die Wirtschaft entfaltet."
Kunststoffrecycling: Der große Überblick
Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.
Wie äußert sich Plastics Europe Deutschland zur NKWS?
Der paneuropäische Verband der Kunststofferzeuger hat sich ebenfalls zur NKWS und dem Entwurf geäußert. Bereits nach bekanntwerden des ersten Entwurfs gab es eine erste Reaktion hierzu, wie Sie hier nachlesen können. Dr. Alexander Kronimus, kommissarischer Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland e.V. kommentiert dies folgendermaßen: „Wir haben unsere Mitglieder befragt und beim Bundesumweltministerium eine Stellungnahme eingereicht. Die Unternehmen begrüßen, dass der Entwurf sowohl Abfallvermeidung, zirkuläres Produktdesign als auch komplementäres werkstoffliches und chemisches Recycling sowie den Einsatz von Biomasse und CO₂ in die Strategie einbezieht. Sie sehen jedoch auch Nachbesserungsbedarf in Bezug auf die Wirksamkeit einiger vorgeschlagener Maßnahmen“.
Der Verband sieht hier die Entwicklungen zu einer Reduzierung der Materialkomplexität auf Produktebene im Sinne eines kreislauffreundlichen Produktdesigns. Einschränkende Maßnahmen hingegen, wie eine grundsätzliche Verminderung der Materialvielfalt, würden die Entwicklung neuer innovativer Materialien, die für die Transformation benötigt werden, erschweren. Nicht-fossile Kohlenstoffquellen wie Biomasse und CO₂ seien essenziell für die Transformation der Kunststoffproduktion. Die Verfügbarkeit dieser Rohstoffgrundlagen sollte nicht durch undifferenzierte Reduktionsziele eingeschränkt werden.
Kunststoffhersteller würden "polymerspezifische Ziele" für den Rezyklateinsatz ablehnen, so Plastics Europe. ab. Die Anforderungen an eingesetzte Materialien werden durch Produkte bestimmt. „Sinnvolle Anreize für den Rezyklateinsatz müssen deshalb auf der Produktebene gesetzt werden“, so Kronimus. (Quelle: Plastics Europe Deutschland)
Was Cirplus hierzu sagt
Auch die digitale Beschaffungsplattform Cirplus, Hamburg, begrüßt den Entwurf zur NKWS. Die darin verfassten strategischen Leitziele (2.2.) gliedern die NKWS als Instrument zum Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen ein. Das Unternehmen bemängelt hierbei das, sowohl im Dokument als auch in den Diskussionen am Runden Tisch Kunststoffe, Fehlen der der Verankerung der Reduktion des Carbon Footprints beziehungsweise der
Treibhausgasemissionen. "Die Bundesregierung möge prüfen, inwiefern dies als eigenständiges strategisches Ziel aufgenommen werden kann,
und insbesondere als Entscheidungskriterium bei der Bewertung von Technologiepfaden zum Erreichen der anderen strategischen Ziele verankert werden kann", sagt Christian Schiller, Gründer und CEO von Cirplus. Dies käme zwar bereits im Abschnitt 2.3 als ergänzendes Ziel zum Ausdruck, der zentralen Bedeutung des Klimaschutzes als zentrales Leitmotiv wirtschaftlicher Aktivität im Jahr 2045 werde diese fast beiläufige Erwähnung nicht gerecht, so Schiller.
Des Weiteren begrüße man ausdrücklich die hervorgehobenen Stellung, die die Digitalisierung zur Umsetzung der strategischen Ziele der NKWS einnimmt. Gleichwohl möge die Bundesregierung prüfen, "ob sie das sogenannte "Twinning", also die inhaltlich zwingende Verzahnung zwischen digitalem und grünem Wandel allen Gesetzesvorhaben und Maßnahmen als obligatorisches Bewertungskriterium voranstellt respektive vom Maßnahmenautor einfordert", erklärt der CEO.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) sollte berücksichtigt werden. Bei der F&E sollen Maßnahmen erwogen werden, inwiefern gesonderte Mittel für diesen Bereich zur Verfügung gestellt werden können. Es seien "alle Maßnahmen zu begrüßen, die die Transparenz und Datenerfassung der Stoffströme in der Kunststoffkreislaufwirtschaft erhöhen".
Cirplus begrüßt in ihrem Statement, dass die Bundesregierung die Kunststoffindustrie "zum fundamentalen Umbau ihres Geschäftsmodells auffordert". Der Weg hin zu einem "Zirkularitätsdienstleister für Kunststoffe", setze ein "radikales Umdenken bei Shareholdern und Management der Kunststoffindustrie vorausund wird ohne flankierenden gesetzlichen Rahmen Wunschvorstellung bleiben", betont Schiller und ergänzt: "Es gilt, den Business Case für das zirkuläre Management von Kohlenstoffen zu etablieren durch Steuerungsinstrumente wie etwa einer zielgerichteten Kunststoffsteuer".
"Lineare Produktion und einmalige Nutzung von Kunststoffprodukten müssen im Ergebnis zu unrentablen Geschäftsmodellen führen; hingegen muss die Bundesregierung zumindest für den Beginn des Transformationsprozesses lenkend in den Markt eingreifen und einen Rahmen setzen, der die wirtschaftlichen, technologischen und sozialen Nachteile von Mehrweg-Modellen bzw. von der Produktion von Kunststoffrezyklaten überkompensiert"
Bei dieser Rahmensetzung sei es wichtig, so Schiller, dass die Kunststofferzeuger als wirkmächtigster Akteur der Wertschöpfungskette in ihrer Gesamtheit ein inhärentes wirtschaftliches Interesse an denjenigen Kreislauftechnologien entwickelt, die den geringsten Carbon Footprint bzw. den geringsten Schaden an Mensch und Umwelt verursachen. Es müsse ein Divestment von ausschließlich linearen Raffineriekapazitäten angestrebt werden und massive Investitionen in den Kapazitätsaufbau und die Forschung in das mechanische Recycling sowie im Austausch mit Markenherstellern auf das Redesign der gesamten Produktpalette mit dem Ziel “Design for Circularity” hingewirkt werden.
Die weiteren Forderungen im Zusammenhang mit dem NKWS-Entwurf zusammengefasst:
- Absolute Senkung des virginen Kunststoffverbrauchs als eigenständiges Ziel an den Anfang des Abschnitt stellen, in Einklang mit Strategischem Leitziel 1.
- Etablierung eines “Unlevel-Playing-Field” zugunsten von Kunststoffrezyklaten.
- Prüfung eines Einspeisevorrangs für mechanische Rezyklate (im Sinne einer an Subsidiarität ausgerichteten Technologieförderung).
- Ersetzung des Begriffs der “Komplementarität” zwischen mechanischem und chemischem Recyclings durch den Begriff der “Subsidiarität”.
- Subsidiarität als Voraussetzung für Quotenanerkennung und Technologieförderung verankern.
- Wenn und soweit Massenbilanzierung für die Berechnung von Rezyklatanteil überhaupt herangezogen werden soll, dann nur Anerkennung von
“proportional allocation” oder “polymers-only”, nicht “fuel-exempt - Massive Förderung für "Design 4 Circularity" und den Ausbau des mechanischen Recyclings in Aussicht stellen, angesichts des überlegenen
ökologischen Fußabdrucks dieser Kreislaufwirtschaftstechnologie. (Quelle: Cirplus)
VDI: Das fehlt der NKWS noch
Der VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. begrüßt die Pläne einer NKWS: "Er ist ein wichtiger Beitrag für die notwendige Transformation hin zu einer zirkulären und ressourceneffizienten Wirtschaft und damit auch für mehr Klima- und Umweltschutz", erklärt Adrian Willig, VDI-Direktor Willig. Gleichzeitig empfiehlt der VDI eine Einbeziehung des Gesundheitssektors. Denn, so Willig: "Viele Studien zeigen, dass der Gesundheitssektor im erheblichen Maße zum Abfallaufkommen, Rohstoffkonsum und Treibhausgasemissionen in Deutschland beiträgt" Erhebliche Potenziale für Ressourcenschonung sind über eine effiziente Nutzung und Kreislaufführung von Medizinprodukten zwar vorhanden, werden allerdings kaum genutzt, wie es heißt.
Für eine erfolgreiche NKWS braucht es demnach:
- Das Etablieren einer Plattform für Kreislaufwirtschaft, um gemeinsam mit allen Stakeholdern kontinuierlich an der Umsetzung der NKWS zu arbeiten.
- Die Entwicklung von Normen und Standards für eine zirkuläre Wirtschaft.
- Eine umfassende CO2-Bepreisung.
- Für einen breiten Hochlauf einer Kreislaufwirtschaft braucht es die Digitalisierung.
Wie sich der VDI im Ganzen geäußert hat, können Sie hier nachlesen.
So äußert sich der GKV
Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e.V. (GKV) begrüßt den Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie. Der Erarbeitung der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) war ein mehrmonatiger Konsultations- und Dialogprozess unter Einbeziehung vieler Stakeholder und unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) vorausgegangen. Der GKV begrüßt, dass das BMUV mit der NKWS innovative Konzepte zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen aus dem Dialogprozess aufgreift.
„Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie erkennt den großen gesellschaftlichen Nutzen von Kunststoffen und die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen an. Zugleich wird mit dem Strategie-Entwurf Transparenz über die politischen Vorhaben der Bundesregierung zur Verwirklichung der Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen geschaffen“, sagt GKV-Hauptgeschäftsführer Dr. Oliver Möllenstädt.
Besonders positiv bewertet der Verband der Kunststoff verarbeitenden Industrie, dass sich die Bundesregierung für die Einführung polymerspezifischer Substitutionsquoten auf Ebene der Europäischen Union als sinnvolle Ergänzung produktbezogener Rezyklateinsatzquoten einsetzen will. Darüber hinaus unterstützt der Verband, dass die Bundesregierung die Einführung eines Zertifikatehandelssystems auf EU-Ebene prüfen will. Damit könnten Unternehmen, die ihre Ziele beim Rezklateinsatz übertreffen, Zertifikate an Unternehmen verkaufen, bei denen die Umstellung auf Sekundärmaterial mit höheren Kosten verbunden ist. So können Rezyklateinsatzquoten effizient erreicht werden.
„Die Vorschläge der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie helfen, bestehende Hürden der Transformation zu überwinden. Deutschland kann damit auf Ebene der EU wieder zum Motor der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe werden“, kommentiert Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, Trägerverband des GKV. (Quelle: GKV)
So äußert sich der Verbund kompostierbare Produkte e.V.
In seiner Stellungnahme zum Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) hebt der Verbund kompostierbare Produkte e.V. (Verbund) die Schlüsselrolle der biologischen Kreislaufwirtschaft hervor und fordert konkrete Maßnahmen zur Reduktion von Mikroplastikeinträgen in die Umwelt.
„Wir begrüßen, dass sich die Bundesregierung in dem Strategieentwurf zu den Leitprinzipien der Abfallvermeidung sowie der Reduktion von Schadstoffeinträgen in die Natur bekennt. Denn Kreisläufe konsequent zu schließen, heißt auch, die derzeitigen Lücken und den Verlust von Material- und Produktströmen aus dem technischen Wirtschaftssystem zu adressieren. Produkte müssen so gestaltet werden, dass sie umweltverträglich zu verwerten oder entsorgen sind und keine Schadstoffe in der Umwelt belassen“, erklärt Peter Brunk, Vorsitzender des Verbund.
In seiner Stellungnahme fordert der Verbund daher, vor allem für naturnahe Kunststoffanwendungen – also Kunststoffprodukte, die für den Verbleib in der Natur bestimmt sind (etwa in der Land- und Forstwirtschaft oder im Gartenbau), über Abrieb in die Umwelt gelangen oder über andere Stoffströme (Kompost) in die Natur gelangen – anwendungsspezifische Anforderungen an deren biologische Abbaubarkeit zu stellen, um den Eintrag von Mikroplastik und Schadstoffen in die Umwelt zu verhindern und die Ressourcen im Kreislauf zu halten. Sinnvolle Anwendungsbereiche sind beispielsweise Mulchfolien, Bindegarne, Verbissschutz, Pflanzenbefestigungsclips, Folien für die kontrollierte Freisetzung von Dünger oder auch Borsten für Kehrmaschinen.
Im Hinblick auf die Zielsetzung der Bundesregierung, die Nutzung biogener Abfall- und Reststoffströme zu optimieren, erklärt Katrin Schwede, Geschäftsführerin des Verbund: „Ein großes, bisher noch wenig genutztes Biomassepotenzial liegt in den organischen Siedlungsabfällen. Ein wichtiger Hebel zur verbesserten Erfassung und Nutzbarmachung liegt bei den Haushalten und dem Einsatz geeigneter Sammelhilfen, wie zertifiziert industriell kompostierbaren Beuteln. Diese tragen nachweislich dazu bei, dass mehr Bioabfall getrennt und sauber gesammelt wird“.
Für das Gelingen der Transformation müssen sowohl der technische als auch der biologische Kreislauf betrachtet und geschlossen werden, so der Verbund in seiner Stellungnahme. Der Bioökonomie als zentralem Bestandteil der biologischen Kreislaufwirtschaft komme dabei eine Schlüsselrolle zu, die in der NKWS noch stärker in den Blick genommen werden müsse. Dafür bedarf es nach Ansicht des Verbund insbesondere innovationsfreundlicher Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, verschiedene Lösungsansätze auszuprobieren und diese am Markt zu etablieren. (Quelle: Verbund)
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