
Mit den neuen Mobilitätskonzepten werden auch die Stoßfänger "technologischer", da darin verschiedene Elektronikkomponenten integriert sind. (Bild: LMS)
Immer mehr Automobilzulieferer stellen ihr Geschäftsmodell auf neue Antriebe wie Elektromotoren um. Drei kunststoffverarbeitende Unternehmen haben ihre Prozesse bereits darauf eingestellt. In der Produktion von Light Mobility Solutions (LMS) mit Hauptsitz im hessischen Obertshausen laufen täglich rund 50.000 Kunststoffkomponenten für Exterieursysteme vom Band. Darunter Stoßfänger, in die komplexe technologische Bauteile wie Abstandsmesser, Nachtsichtkameras oder LED-Lichttechnik integriert sind. Das Unternehmen Moldtecs mit Standorten in Bad Harzburg, Sonneberg und im französischen Laval stellt für OEMs rund um den Globus mit moderner Spritzgussmaschinen Hochleistungskunststoffteile her. Diese halten extremen Betriebsbedingungen stand, vom Kleinwagen bis hin zum Lkw, und sind für sämtliche Motorisierungs- beziehungsweise Antriebsvarianten geeignet. Bei SFC mit Sitz unter anderem im polnischen Częstochowa sind flexible Kunststofflösungen wie Flüssigkeitstransfersysteme, Dichtungslösungen sowie Mischungs- und Gummikomponenten auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge und Hybrid-Elektrofahrzeuge ausgerichtet, mit besonderem Schwerpunkt auf der Reduzierung von Gewicht und Komponentengröße. Seit Frühjahr 2023 arbeiten die Unternehmen unter der Holding Amaneos SE zusammen.
Stoßfänger und Dachelemente aus speziell für die Anwendung in E-Fahrzeugen entwickelten Kunststoffen, gepaart mit einem fundierten Prozess-Know-how und dazugehörigen Fertigungstechnologien, sind ein Beispiel dafür, was Komponenten im heutigen Automotive-Bereich leisten müssen. In den Kunststoffkomponenten, welche sehr gute Eigenschaften in Bezug auf die Radardurchlässigkeit besitzen, wird wichtige Sensorik für autonomes Fahren integriert. Für die Herstellung braucht es daher spezielles Produkt-Know-how und leistungsfähige, nachhaltige Materialien, die ebenfalls deutlich zur Gewichtsreduzierung beitragen.
Warum alles aus einer Hand gefragt ist

Die Anforderungen an die Zulieferer steigen: Erwartet werde volle Systemkompetenz, so die Erfahrung der drei Unternehmen. Mit einer Material-, Prozess- und Produktionsexpertise, die von der Konzeptidee bis zur Serienbelieferung reicht, kann alles abgedeckt werden.
Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren konsequent investiert. In unterschiedliche Produktionsanlagen für spezielle Fertigungsverfahren, aber auch in die dazugehörigen Prüfverfahren des Endprodukts. Die Fertigungsstrecken von SFC für Mehrschicht-Kunststoffschläuche erlauben beispielsweise eine Gewichtsreduktion von 75 % bei den Wärmemanagementleitungen – pro Fahrzeug lassen sich so bis zu zwei Kilogramm Gewicht einsparen.
Moldtecs produziert Komponenten für Brennstoffzellen- und E-Fahrzeuge, ergänzt durch Thermomanagementmodule für Batterien und Brennstoffzellen, sowie für Antriebsstränge und elektronische Komponenten wie Inverter. Spezielle Fertigungslinien erlauben zudem das Herstellen von Abgassystemen für Brennstoffzellen. Die Abgasleitungen für Brennstoffzellen werden in einem kombinierten Blow-/Injection-Molding-Prozess hergestellt.
Als Teil von Amaneos profitieren die Zulieferer von einem globalen R&D- und Innovations-Netzwerk. In der Entwicklung setzen die Unternehmen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Auftraggebern, um Produktkonzepte und Serienprodukte für die nachhaltige Mobilität der Zukunft zu entwickeln.
Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor

Insbesondere in der Kunststoffverarbeitung müssen sich Unternehmen auch an ihren Nachhaltigkeitskonzepten messen lassen. Prozessausschuss minimal zu halten, gehört ebenso dazu, wie Recycling und die Nutzung von erneuerbaren Energien.
Das Ziel: Prozesse so weit zu optimieren, dass möglichst wenig Ausschuss entsteht. LMS setzt beispielsweise auf eine enge Zusammenarbeit mit Recyclingunternehmen und Materiallieferanten, um den zunehmenden Wiedereinsatz von Kunststoffabfällen in den Produktionsprozessen zu gewährleisten. Darüber hinaus sind Direktvermahlung und Wiedereinsatz von Kunststoffabfällen im Prozess bereits integriert. Weiterhin werden Versuche mit Biokunststoffen auf Basis von Gras, Flachs oder anderen biobasierten Grundlagen gefahren. Auch bei Moldtecs steigt der Anteil des recycelten Kunststoffs in neuen Produkten, weniger Ausschuss und die Rückführung in den Produktionskreislauf sind das Ziel. Produziert wird bei Amaneos zum Teil bereits mit Strom aus Photovoltaik oder auch installierten Blockheizkraftwerken. Die hier entstehende Wärme kann wiederum für Produktionsprozesse genutzt werden. SFC investiert in eine Devulkanisierungsanlage, um Gummi zu recyceln und im Produktionsprozess wiederzuverwenden. Wegweisend ist für das Unternehmen auch die Technologie, die das Wiederverwenden von duroplastischem Elastomermaterial als Neuware ermöglicht.
Quelle: Amaneos
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