Auf der Jahrespressekonferenz am 19.2.2025 in Berlin präsentierte Tecpart alarmierende Zahlen: Die Kunststoffbranche verzeichnet 2024 einen Umsatzrückgang von 4,3 % und kämpft mit hohen Kosten. Welche Maßnahmen die Industrie fordert.

Tecpart-Geschäftsführer Michael Weigelt (l.) eröffnet die Pressekonferenz und präsentierte insgesamt ernüchternde Zahlen für die Branche. Rechts zu sehen: Aline Henke, stellvertretende Vorsitzende und Felix Loose, Vorsitzender des Vorstands. (Bild: Tecpart)

Der „Marktbericht der Kunststoffverarbeitenden Industrie 2024“, vorgestellt von Tecpart, Verband Technische Kunststoff-Produkte, bestätigt die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Branche. Der Gesamtumsatz sank um 4,3 %, was einem Rückgang von über 3 Mrd. Euro entspricht. Die Kunststoff verarbeitende Industrie erzielte 2024 einen Umsatz von 69,7 Mrd. Euro – deutlich weniger als im Vorjahr.

Besonders betroffen sind die umsatzstärksten Segmente:

  • Technische Teile: Rückgang um 5,6 %
  • Bauprodukte: Rückgang um 6,4 %
  • Verarbeitete Kunststoffmenge: Rückgang von 12,8 Mio. t auf 12,3 Mio. t

Die Gewinnsituation vieler Unternehmen verschlechterte sich ebenfalls: Nur 14 % konnten ihre Gewinne steigern, während über die Hälfte der Betriebe Verluste verzeichneten. Die Zahl der Beschäftigten sank um 2 % auf rund 310.000.

Welche Herausforderungen belasten die Unternehmen?

Die Branche leidet unter massiven Kostensteigerungen und sinkender Nachfrage. Laut Tecpart haben sich zentrale wirtschaftliche Indikatoren verschlechtert:

  • Energiepreise: Hohe Stromkosten belasten die Produktion.
  • Bürokratie: Verwaltungsaufwand und regulatorische Anforderungen steigen weiter.
  • Fachkräftemangel: Unternehmen haben Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.
  • Internationale Wettbewerbsfähigkeit: Immer mehr Firmen investieren im Ausland.

Über 80 % der Unternehmen melden starken bis sehr starken Auftragsmangel. Besonders die Automobilindustrie, die Elektro- und Elektronikbranche sowie der Maschinenbau stehen unter Druck. Felix Loose, Vorsitzender von Tecpart, warnt: „Wir blicken auf drastische Kostensteigerungen, Abwanderung und Kapazitätsabbau. Die Lage ist alarmierend.“

Wie reagieren die Unternehmen?

Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück:

  • 84 % der Kunststoffverarbeiter wollen ihre Investitionen halten oder reduzieren.
  • Investitionen in Digitalisierung und moderne Anlagen sind kaum geplant.
  • Rationalisierungsmaßnahmen machen mittlerweile 32 % aller Investitionen aus (2023: 25 %).
  • Auslandsinvestitionen nehmen zu:
    • 28,6 % der Unternehmen investieren in der EU.
    • 18,4 % investieren in den USA (2023: 6,4 %).
    • 8 % investieren in Asien.

Felix Loose bezeichnet diese Entwicklung als „ein ernüchterndes Misstrauensvotum an die Standortbedingungen in Deutschland“.

Welche politischen Maßnahmen fordert Tecpart?

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Kunststoffindustrie zu sichern, fordert Tecpart gezielte Maßnahmen von der Politik:

  1. Energiepolitik: Senkung der Stromsteuer und Investitionsanreize für nachhaltige Produktionsanlagen.
  2. Bürokratieabbau: Digitalisierung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen.
  3. Fachkräftesicherung: Förderprogramme zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften.

Aline Henke, stellvertretende Vorsitzende von Tecpart, betont die Bedeutung von Fachkräften für die Kreislaufwirtschaft: „Die Kunststoffverarbeiter stehen für zukunftsweisende Jobs, die einen wesentlichen Beitrag zur CO₂-Reduzierung leisten können.“

Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft?

Tecpart sieht die Zukunft der Kunststoffverarbeitung in der Kreislaufwirtschaft. Dazu sind gezielte politische und wirtschaftliche Maßnahmen erforderlich:

  • Rezyklateinsatz fördern: Rezyklate sollten von zusätzlichen Belastungen befreit werden.
  • Recyclingtechnologien ausbauen: Investitionen in Kapazitäten und Qualitätsstandards.
  • Recyclingfreundliches Produktdesign: Einführung einheitlicher Standards.
  • Regulierungen im internationalen Handel: Klare Regeln für den Rezyklatanteil in Produkten.
  • Förderung des Mittelstands: Einfachere Zugangsmöglichkeiten zu Förderprogrammen.

Henke fordert von der Politik klare Maßnahmen: „Mit Blick auf die Wahl 2025 fordern wir die künftigen politischen Entscheidungsträger auf: Handeln Sie jetzt und pragmatisch! Der Spielraum für Verzögerungen ist ausgeschöpft. Die Kunststoffverarbeiter sind bereit, gemeinsam mit Ihnen die notwendigen Weichen für ein wettbewerbsfähiges und perspektivisch klimaneutrales Deutschland zu stellen."

Wie blickt die Branche in die Zukunft?

Die Erwartungen für 2025 sind gemischt:

  • Ein Drittel der Unternehmen rechnet mit sinkenden Umsätzen.
  • Ein Drittel erwartet stabile Umsätze.
  • Ein Drittel geht von einem Wachstum aus.
  • Nur 20 % der Unternehmen rechnen mit einer Gewinnsteigerung.

Die schwache Investitionsbereitschaft zeigt, dass die Branche mit Unsicherheiten kämpft. Ohne politische Maßnahmen drohen weitere Abwanderung und Standortverluste.

Quelle: Tecpart

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