Foto eines Autos. Im bundesweiten Forschungsprojekt Nemo.bil werden Leichtbaufahrzeuge entwickelt, die sich koppeln lassen und so Reichweite und Energieeffizienz steigern. Ein größeres, automatisiertes Fahrzeug dient als mobile Ladesäule und versorgt die kleineren Shuttles unterwegs. Mit neuer Förderung starten nun erste Tests im realen Straßenverkehr.

Ein Prototyp der automatisierten Shuttle-Fahrzeuge steht auf dem Campus der Technischen Hochschule Augsburg. (Bild: Jessica Hövelborn/THA)

Ziel von Nemo.bil ist ein nachhaltiger, autonomer Transport von Personen und Gütern mittels elektrischer Leichtbaufahrzeuge. Das Technologietransferzentrum (TTZ) Landsberg am Lech der Technischen Hochschule Augsburg (THA) erhält für seine Arbeiten zur fahrtechnischen Automatisierung eine weitere Förderung von 1,2 Mio. Euro. Damit werden Testfahrten mit Sicherheitsfahrern auf öffentlichen Straßen ermöglicht, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit der autonomen Fahrzeuge weiterzuentwickeln. Das Projekt wird von der Initiative Neue Mobilität Paderborn (Nemo) koordiniert und umfasst ein Konsortium von 20 Partnern aus Industrie und Wissenschaft.

Neben der THA gehören unter anderem der ADAC, Inyo Mobility, die Hochschule Paderborn, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie weitere Unternehmen und Forschungseinrichtungen zum Projekt. Die THA ist insbesondere für die fahrtechnische Automatisierung verantwortlich. Ihr Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der autonomen Fahrfunktionen, des Koppel- und Entkoppelprozesses sowie der Konvoi-Fahrten.

Mehr Reichweite durch Koppeln

Nemo.bil setzt auf ein zweistufiges Fahrzeugkonzept:

  • Cabs sind kleine, autonome Leichtbaufahrzeuge, die maximal 450 kg plus Batterie wiegen und Platz für bis zu vier Personen bieten.
  • Pros sind größere, automatisierte Fahrzeuge, die als mobile Ladesäulen dienen und die Cabs auf längeren Strecken im Konvoi ziehen.

Diese Kombination ermöglicht eine deutlich höhere Reichweite, da die Cabs im Konvoi nicht allein auf ihre eigene Batterie angewiesen sind. „Die Konvoifahrten ermöglichen zudem auch die Überwindung von längeren Distanzen, ohne schwere Akkusysteme in den Leichtbaushuttles verbauen zu müssen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Carsten Markgraf, wissenschaftlicher Leiter im Bereich Autonome Systeme am TTZ in Landsberg. Die Pros dienen dabei als mobile Ladesäulen, die die Cabs während der Fahrt mit Energie versorgen. Dadurch lassen sich die Fahrzeugbatterien kompakter und leichter gestalten, was sowohl den Energieverbrauch senkt als auch die Effizienz steigert.

Bislang fanden Testfahrten im ADAC Testzentrum Mobilität in Penzing statt. Mit den zusätzlichen Fördermitteln sollen die Fahrzeuge nun unter realen Bedingungen auf öffentlichen Straßen getestet werden. Die ersten Fahrten sind für den Sommer 2025 in Augsburg, Paderborn und Landsberg am Lech geplant. Mittels Sensoren und Kameras werden dabei Daten erhoben, um zu analysieren, wie die Fahrzeuge auf andere Verkehrsteilnehmer, Straßenbeschaffenheiten und Verkehrsschilder reagieren. Besonders im Fokus stehen sogenannte Edge-Cases – außergewöhnliche oder extreme Verkehrssituationen, die für die Weiterentwicklung der autonomen Systeme entscheidend sind. „Auf diese Weise werden wir wertvolle Daten für die autonomen Nemo.bil-Leichtbaufahrzeuge sammeln, um sie zunehmend sicherer und zuverlässiger zu machen“, so Markgraf.

Förderung und Zukunftsperspektiven

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz finanziert das Projekt mit insgesamt 30 Mio. Euro (Laufzeit: Juli 2023 – Juni 2026). Die TH Augsburg ist mit 2,4 Mio. Euro beteiligt. Nemo.bil soll eine neue Lösung für die erste und letzte Meile im öffentlichen Nahverkehr bieten – insbesondere für Menschen ohne Führerschein oder mit eingeschränkter Mobilität. Durch die intelligente Vernetzung und das Konvoi-System entsteht eine nachhaltige Alternative zum privaten Pkw, die flexibel auf Nachfrage reagieren kann.

Quelle: Technische Hochschule Augsburg

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