TEcpart-Jahrestagung 2024 - Vortrag

Die Jahrestagung des Verbands fand dieses Jahr in Herzogenaurach statt. (Bild: Tecpart)

Am 19. und 20. September 2024 zog die Tecpart-Jahrestagung zahlreiche Experten der Kunststoffindustrie ins Hotel Herzogspark nach Herzogenaurach. Die Veranstaltung bot einen informativen Austausch über aktuelle Entwicklungen, technologische Fortschritte und die Herausforderungen der Branche. Von den neuesten Forschungsergebnissen bis hin zu praxisnahen Einblicken in die Industrie standen besonders die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft im Fokus. Ein besonderer Höhepunkt war die Abendveranstaltung am ersten Tag, die den Rahmen für intensives Networking bot.

Eröffnung und Wirtschaftsausblick: Lichtblicke für die Kunststoffindustrie

Die Veranstaltung begann mit einer Eröffnungsrede von Felix Loose, Vorsitzender des Tecpart. Dr. Klaus Bauknecht von der IKB Deutsche Industriebank folgte mit einem detaillierten wirtschaftlichen Ausblick auf die Kunststoffverarbeitung. Trotz der weltwirtschaftlichen Herausforderungen zeigte sich Bauknecht optimistisch und wies auf die zyklische Erholung der Branche hin. Besonders betonte er die Bedeutung von Innovation und Anpassungsfähigkeit, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben​​.

Tecpart-Jahrestagung: Referent auf der Bühne.
Dr. Klaus Bauknecht von der IKB Deutsche Industriebank während seines Vortrags. (Bild: Tecpart)

Die große Übersicht zum Studium der Kunststofftechnik

Junge Menschen beobachten gemeinsam einen 3D-Drucker bei der Arbeit
(Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Die Kunststoffindustrie sucht händeringend nach Fachkräften. Und auch die Hochschulen melden immer weniger Einschreibungen für ein Studium der Kunststofftechnik. In unserer Übersicht gehen wir für alle Interessierte den Fragen nach:

  • Was macht eigentlich ein Kunststoffingenieur?
  • Wie viel verdient ein Kunststoffingenieur?
  • Wo kann ich Kunststofftechnik studieren?

Neugierig geworden? Dann folge diesem Link.

Professor Dr. Peter Quicker von der RWTH Aachen
Professor Dr. Peter Quicker von der RWTH Aachen. (Bild: Tecpart)

Forschung & Entwicklung: Die Zukunft der Kunststofftechnik

Professor Dr. Dietmar Drummer von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentierte spannende Erkenntnisse aus der Forschung. Seine Ausführungen zu innovativen Materialien wie biobasierten Kunststoffen und hochgefüllten Kunststoffen zeigten auf, wie sich die Branche in Richtung mehr Nachhaltigkeit bewegt. Er betonte, dass die zunehmende Nutzung von Recyclingmaterialien und die Weiterentwicklung der Additiven Fertigung essenziell sind, um den Energieverbrauch zu senken und die Produktionsflexibilität zu erhöhen​.

Chemisches Recycling: Ein unverzichtbarer Bestandteil der Kreislaufwirtschaft

Professor Dr. Peter Quicker von der RWTH Aachen legte in seinem Vortrag den Fokus auf das chemische Recycling und seine Vorteile gegenüber mechanischen Verfahren. Er erläuterte, wie Pyrolyse und Vergasung zur Rohstoffrückgewinnung eingesetzt werden können und stellte den hohen kumulierten Energieverbrauch dieser Verfahren in den Kontext ökologischer Bewertungssysteme. Das chemische Recycling wird eine Schlüsselrolle spielen, um die wachsende Menge an Kunststoffabfällen zu bewältigen​.

Kunststoff und Klima: Unverzichtbar in den planetaren Grenzen

Dr. Ulrich Liman führte das Publikum mit seinem Vortrag "Kunststoff in den planetaren Grenzen" durch die Notwendigkeit, Kunststoff in globalen Klimastrategien zu integrieren. Liman betonte, dass Kunststoff nicht nur aufgrund seiner Materialeigenschaften unverzichtbar sei, sondern auch, weil er in zentralen Industrien wie der Elektromobilität und der Lebensmittelversorgung eine tragende Rolle spiele. Hier wird der Kunststoff zu einem entscheidenden Faktor, um die Effizienz zu steigern und Emissionen zu reduzieren​.

Nachhaltigkeit im Automobilbau: Ein Widerspruch oder die Zukunft?

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Dr. Martin Schneebauer von der BMW Group, der den Fokus auf Nachhaltigkeit im Automobilbau legte. Er stellte die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vor, die BMW in seiner "Neuen Klasse" von Fahrzeugen konsequent umsetzt. Dabei geht es insbesondere um die Nutzung von recycelten Kunststoffen, um den CO2-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu minimieren. Ein Beispiel ist die Stoßfänger-Recyclinginitiative, die eine geschlossene Kreislaufwirtschaft für Kunststoffkomponenten im Automobilbau schaffen soll​.

PFAS und Chemikalienregulierung: Herausforderungen für die Industrie

Kirsten Metz vom ZVEI brachte mit ihrem Vortrag über PFAS und weitere Chemikalienregulierungen wichtige Einblicke in die aktuellen regulatorischen Entwicklungen. PFAS, eine Stoffgruppe, die in vielen High-Tech-Anwendungen eingesetzt wird, steht aufgrund ihrer Persistenz unter starkem regulatorischem Druck. Metz betonte, dass die Industrie kreative Lösungen finden muss, um den Einsatz dieser Stoffe zu minimieren und gleichzeitig den technologischen Fortschritt nicht zu gefährden​.

Kirsten Metz vom ZVEI
Kirsten Metz vom ZVEI nahm sich in ihrem Vortrag dem Thema PFAS an. (Bild: Tecpart)

Kautex und die Zukunft der Batteriegehäuse: Leichtbau und Recycling im Fokus

Ein zukunftsweisendes Thema wurde von Holger Lühn und Christoph Schwenk von Kautex Textron vorgestellt. Sie präsentierten Batteriegehäuse aus Verbundkunststoffen als bahnbrechende Innovation für Elektrofahrzeuge. Diese Gehäuse bieten nicht nur deutliche Gewichtsreduktionen und CO2-Einsparungen, sondern bestehen auch zu großen Teilen aus recycelten Materialien. Kautex zeigte eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit und Hochtechnologie im Bereich Elektromobilität kombiniert werden können. Besonders hervorzuheben ist ihr Ansatz des "geschlossenen Kreislaufs", bei dem Kunststoffkomponenten am Ende ihres Lebenszyklus in den Produktionsprozess zurückgeführt werden​.

Kreislaufwirtschaft in der Praxis: Herausforderungen und Chancen

Dr. Stefan Tabatabai und Klaus Kirr von Porsche Consulting führten das Publikum in die organisatorischen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft ein. Sie betonten, dass Unternehmen ihre Prozesse tiefgreifend transformieren müssen, um die Vorgaben der EU zur Kreislaufwirtschaft zu erfüllen. Dies betrifft vor allem die Automobilindustrie, die bis 2030 einen erheblichen Teil ihrer Kunststoffe aus Post-Consumer-Recyclingmaterialien decken muss. Ihre Präsentation verdeutlichte die Dringlichkeit, strategische Partnerschaften aufzubauen, um den Zugang zu hochwertigen Recyclingmaterialien zu sichern und gleichzeitig die Kosten im Griff zu behalten​.

Rechtliche Aspekte: Internationale Verträge richtig gestalten

Dr. Axel Schober befasste sich in seinem Vortrag mit den rechtlichen Herausforderungen internationaler Verträge in der Kunststoffindustrie. Er betonte, wie wichtig es ist, klare vertragliche Regelungen zu treffen, um geistiges Eigentum zu schützen und rechtliche Fallstricke zu vermeiden. Insbesondere bei internationalen Joint Ventures und Kooperationen sei es entscheidend, die richtigen juristischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um langfristig erfolgreich zu sein​.

Event-Location Abendveranstaltung Tecpart
Das Netzwerken steht bei solchen Veranstaltungen natürlich auch im Vordergrund. Die Gelegenheit dazu bot sich beim gemeinsamen Abendessen. (Bild: Tecpart)

Abendveranstaltung: Netzwerken in entspannter Atmosphäre

Ein besonderer Höhepunkt der Tecpart-Jahrestagung war die Abendveranstaltung am 19. September. Nach einem intensiven Tag voller Vorträge und Diskussionen wurden die Teilnehmer mit Bussen zu einer Überraschungslocation gefahren. Dort bot sich bei kulinarischen Genüssen die ideale Gelegenheit, in entspannter Atmosphäre über die Tagungsthemen zu sprechen und neue Kontakte zu knüpfen. Viele nutzten die Gelegenheit, um bestehende Kooperationen zu vertiefen und neue Partnerschaften anzubahnen. Die entspannte Stimmung förderte den Austausch und sorgte für zahlreiche informelle Gespräche, die in der Kunststoffbranche oft den Grundstein für zukünftige Projekte legen.

Fazit: Eine Veranstaltung voller Impulse und Innovationen

Die Tecpart-Jahrestagung 2024 hat erneut bewiesen, dass die Kunststoffindustrie nicht nur vor großen Herausforderungen steht, sondern auch in der Lage ist, innovative Lösungen zu entwickeln. Die Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft prägten die Diskussionen, während die technischen Innovationen in der Kunststoffverarbeitung und die regulatorischen Herausforderungen eine zentrale Rolle spielten. Die Abendveranstaltung bot den perfekten Rahmen, um das Tagesgeschehen Revue passieren zu lassen und das Netzwerken zu intensivieren. Die Teilnehmer gingen mit wertvollen Impulsen und neuen Ideen nach Hause, die den Weg in eine nachhaltigere und effizientere Zukunft der Kunststoffverarbeitung ebnen.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

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