Mann mit grauen Haaren, Brille und Blauer Jacke vor einer Maschine

Franz Jürgen Benz, Geschäftsführer, 3D 4Classics, Darmstadt (Bild: 3D 4Classics)

Es war das Jahr 1976, kurz vor Abschluss der mittleren Reife und ich hatte noch keine Idee, was ich anschließend beruflich machen möchte. So begann ich ein Praktikum in einer mechanischen Werkstatt, das der Auslöser für meine Ausbildung zum Feinmechaniker war. Da ich schon immer eine sehr hohe Affinität zu mechanischen Dingen hatte, war das rückblickend eine gute Entscheidung. Mit sichtlichem Spaß habe ich meine Ausbildung absolviert, da ich die Dinge, egal ob theoretisch oder praktisch, aufsog wie ein Schwamm.

Mein Ausbilder sprach mich aufgrund meiner guten Leistungen an, ob ich nicht eine Höherqualifizierung anstreben wolle. Das animierte mich dazu, mich zu informieren, wie es weiter gehen könnte und was interessant für mich wäre. Die vielfältigen Informationen veranlassten mich, meine Fachhochschulreife zu machen und möglicherweise ein Studium anzuschließen.

Na ja, nach dem erfolgreich abgeschlossenen Fachabitur hatte ich zunächst genug von der Theorie und heuerte bei einer Firma als Mess- und Regelhandwerker an. Jedoch stellte ich relativ schnell fest, dass das nicht meine Welt ist. Denn ich wollte kreativ sein, meine Ideen umsetzen, Verbesserungen realisieren und vieles mehr. Das war mir nicht möglich und so schrieb ich mich, der Zufall wollte es so, im Fachbereich Kunststofftechnik ein und das war gut so. Neben der Fachrichtung Kunststoff-Fertigungsverfahren konnte in Darmstadt parallel Kunststoff-Konstruktion gewählt werden. Das war super, denn ein weiterer Abschluss konnte sich nur als nützlich erweisen.

Zum Start in das erste Semester war die Anzahl der Kommilitonen überschaubar – 15 Erstsemester – und die naturwissenschaftlichen Fächern Physik, Chemie, Mathematik eine ordentliche Hürde, die aber mit Fleiß, Teamgeist und Durchhaltevermögen bewältigt wurde. Die technischen Fächer wie technische Mechanik, Konstruktionslehre, Fertigungstechnik waren hingegen unproblematisch, denn hier kam mir meine Ausbildung zugute.  Parallel zum Studium verdiente ich mir meinen Lebensunterhalt als Werkstudent in einer mechanischen Werkstatt. Die Erfahrungen, die ich dort sammelte, möchte ich nicht missen.

Erst nach Abschluss des Kunststofftechnikstudiums wurde mir so richtig bewusst, was man als Kunststofftechnikingenieur alles machen kann. Neben der Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Fertigung, Vertrieb, additive Fertigung (damals noch in den Kindeschuhen) gab und gibt es viele weitere Betätigungsfelder. Nicht zu vergessen der Werkzeug- und Maschinenbau mit seinen vielen Varianten, wie Spritzgießwerkzeuge – Extrusionswerkzeuge – Spritzgießmaschinen – Extrudern – Automatisierung.

Mein eigener Werdegang ging dann über mehrere Angestelltenverhältnisse in verschiedenen Bereichen, wie Automotiv, Konsumgüter, Food und Pharma in die Selbständigkeit mit einem eigenen Betrieb für Spritzgießwerkzeuge, Heißkanaltechnologie, Prototypherstellung, Einzelteil- und Kleinserienfertigung sowie 3D-Druck mit Metall. Im eigenen Unternehmen konnte ich das, was ich in meinen Angestelltenverhältnissen immer bemängelt hatte, umsetzen.

Auf die Frage, ob ich heute nochmals Kunststofftechnik studieren würde, gibt es nur eine Antwort: „Auf jeden Fall!“ Warum? Weil die Anforderungen an die Kunststoffindustrie heute ganz andere, weitreichendere sind, wie zu der Zeit, als ich mein Studium begonnen und abgeschlossen habe.

Heute zählen Faktoren wie schonender Umgang mit Ressourcen, CO2-Fussabdruck von Produkten und Unternehmen, Wertstoffkreislauf, Recycling von Kunststoffen, erneuerbare Energien und viele mehr zu den wichtigen Aufgaben. Das wiederum ergibt weitere interessante Aufgabenfelder, die es zu bearbeiten gilt und das mit Leuten, die sich nicht nur mit Kunststoff auskennen. Also ein starkes Argument, den Studiengang Kunststofftechnik in der engeren Auswahl als möglichen Studiengang zu platzieren.  

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