Windräder in einer Offshoreanlage im Meer

Die Transformation der Industrie beginnt in den Unternehmen. (Bild: Nicholas Doherty - Unsplash)

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen ihre ESG-Verantwortung wahrnehmen müssen. Organisationen sollten diese Aufgabe mit größter Ernsthaftigkeit angehen. In der Beobachtung von Greenance, Celle, zeigt sich, dass zahlreiche Unternehmen zögern, wenn es darum geht, ihre eigene Transformation anzugehen. Die Gründe hierfür sind klar erkennbar:

  • Mangel an Fachwissen
  • Unsicherheit darüber, wer die ESG-Initiativen im Unternehmen vorantreiben sollte
  • die wachsende Komplexität des Themas
  • Sorgen über die finanzielle Belastung und zusätzliche Mehrarbeit

Häufig kommt auch aus der Belegschaft der Einwand, dass sich Nachhaltigkeit nicht auszahlen würde. Dabei sollte ESG – Environmental Social Governance – von jedem im Unternehmen als Chance betrachtet werden, denn sie wird zukünftig eine starke wirtschaftliche Relevanz erlangen.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Die neue EU Berichtspflicht CSRD/ESRS

Um das ESG-Thema besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wo die treibenden Kräfte für diese inzwischen weltweite Bewegung zu finden sind. Einer der wichtigsten Treiber liegt heute in Europa. Der Green Deal der EU hat dem ESG-Thema eine neue Dimension verliehen. ESG wird Europa verändern und erfordert daher verstärkte Aufmerksamkeit. Es reiht sich in die EU-Taxonomie und andere regulatorische Veränderungen ein – Wegschauen ist keine Option. Die EU hat lange an der Umsetzung der Corporate Social Responsible Directive (CSRD) und den dazugehörigen Environmental Social Responsible Standards (ESRS) gearbeitet. Es ist die Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung. Diese Verordnung trat am 31. Juli 2023 in Kraft.

Was ist das Besondere an diesen EU-Standards? Die ESRS legen alle Informationen fest, die ein Unternehmen über seine wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung angeben muss. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit. Hierbei betrachtet ein Unternehmen relevante Themen immer aus zwei Perspektiven:

  1. Die Outside-In-Perspektive konzentriert sich auf die finanzielle Wesentlichkeit. Sie beleuchtet, wie externe Stakeholder, Investoren und Kunden, die ESG-Aktivitäten und -Berichte des Unternehmens wahrnehmen.
  2. Die Inside-Out-Perspektive hingegen fokussiert auf die Impact Wesentlichkeit, also wie das Unternehmen selbst seine Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesellschaft und seine Unternehmensführung bewertet.

Je nach Auslegung und Interpretation dieser Perspektiven dienen sie als Grundlage, um weitere ESG-relevante Maßnahmen einzuleiten und entsprechend darüber zu berichten – oder eben nicht. Insgesamt bieten sie eine klare Struktur, um den ESG-Anforderungen gerecht zu werden und Transparenz zu schaffen.

Unternehmen sollten diese Begriffe in ihren internen Abläufen berücksichtigen. Das sollte nicht nur als regulatorische Notwendigkeit angesehen, sondern auch als Chance für eine Neuausrichtung der Wirtschaft genutzt werden.

So kann der ESG-Start gelingen

PV-Anlage auf einem Dach
Mit dem grünen Strom der 74,4 kWp Photovoltaikanlage reduziert der Werkzeugbauer Pakulla einen großen Teil seiner CO2-Emissionen. (Bild: Pakulla)

Es gibt mittlerweile zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die sich trotz begrenzter Ressourcen auf den ESG-Weg begeben haben. Ein Beispiel ist die Firma Pakulla, ein Hersteller von Formen und Werkzeugen für den Kunststoffspritzguss, mit Sitz in Bergisch Gladbach.

In Zusammenarbeit mit Greenance hat Pakulla das Thema Nachhaltigkeit konkret und schnell angepackt. Der erste Schritt war die Ermittlung der Treibhausgasbilanz. Das Ziel bestand darin, alle Aspekte der direkten und indirekten Emissionen zu erfassen. Dieser Prozess kann interaktiv erfolgen, da zu Beginn nicht immer alle erforderlichen Informationen verfügbar sind. Dennoch gelang es hier bereits bei der ersten Berechnung, die gesamte Wertschöpfungskette gut abzubilden.

Mit den Ergebnissen der Treibhausgasbilanz organisierte das Unternehmen einen Auftakt-Workshop mit einem neu gegründeten Nachhaltigkeits-Kernteam. Die gewonnenen Erkenntnisse und die daraus abgeleiteten ESG-Ziele wurden in konkrete Maßnahmen umgesetzt und entsprechende Leistungsindikatoren definiert. Alle Aktivitäten wurden sorgfältig auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Unternehmens abgestimmt. Damit war die erste Hürde genommen.

Anschließend wurden die Maßnahmen mit den Mitarbeitern erörtert und die Strategie erläutert. Anfängliche Skepsis wandelte sich rasch in Kreativität, und die Mitarbeiter begannen darüber nachzudenken, wie sie die ESG-Veränderungen besser unterstützen könnten. Zusätzlich beschloss der Werkzeugbauer nach der Planung einer neuen Photovoltaikanlage auf dem Werksdach, die Emissionen, die er nicht auf null reduzieren konnte, durch Zertifikate durch geeignete Klimaschutzprojekt auszugleichen. Mit diesem Schritt erreicht ein Unternehmen zwar keine sogenannte „Netto-Null-Emission“, aber es übernimmt zumindest die Verantwortung für die noch nicht vermeidbare Emissionen. Eine 100%ige Klimaneutralität ist derzeit nur theoretisch möglich, hauptsächlich aufgrund der komplexen Scope 3 Emissionen entlang der Wertschöpfungskette.

Die Rolle des Finanzsektors

Trotz der anfänglichen Komplexität dieses Themas ist es von grundlegender Bedeutung, dass Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, aktiv im Bereich ESG tätig werden. Die Finanzwelt spielt hierbei eine entscheidende Rolle. In den letzten Jahren haben Banken erkannt, wie zentral ESG ist, und haben ihre eigenen Prozesse entsprechend angepasst. Die EU hat regulatorische Vorgaben für Banken in diesem Bereich etabliert. Eine wichtige Konsequenz ist, dass zukünftig Unternehmen, die finanzielle Unterstützung von einer Bank anstreben, nachweisen müssen, dass ihr Finanzierungsprojekt unter ESG-Gesichtspunkten geprüft wurde. Vereinfacht ausgedrückt: Je nachdem, wie nachhaltig ein Projekt bewertet wird, kann der Zinssatz niedriger sein. Dies schafft Anreize für nachhaltige Investitionen und verdeutlicht die Relevanz von ESG im Finanzsektor.

Alles zum Thema Biokunststoffe

Eine Hand reißt einen Papierstreifen weg. Darunter steht das Wort "Biokunststoff"
Wissenswertes über Biokunststoffe finden Sie in unserem Übersichtsartikel. (Bild: thingamajiggs - stock.adobe.com)

Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Zukunft müssen verschiedenste Rädchen ineinander greifen. Doch wie schaffen wir es, die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft umzusetzen? Biokunststoffe sind ein wichtiger Hebel um diesem Ziel näher zu kommen. Doch was wird unter einem Biokunststoff eigentlich verstanden? Wo werden diese bereits eingesetzt? Und ist "Bio" wirklich gleich "Bio"? Wir geben die Antworten. Alles, was Sie zu dem Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.

Verantwortung erkennen

Grundsätzlich gilt, je größer das Unternehmen ist, desto schneller muss es aktiv werden und umso größer ist seine Verantwortung. Auch wenn kleine KMU möglicherweise noch nicht im Detail gesetzlich verpflichtet sind, ist es dennoch wichtig, die „ESG-Sprache“ zu verstehen und erste Schritte zur Umsetzung zu definieren. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden. Bei dieser Herleitung sollten folgende Schwerpunkte beachtet werden:

E = Umwelt (Environment): Ein Hauptaugenmerk sollte auf die Erreichung der eigenen Klimaneutralität gelegt werden. CO₂ beziehungsweise CO₂-Äquivalente sind die neue Währung, die es zu verstehen gilt. Die Erstellung der eigenen Treibhausgasbilanz oder des Corporate Carbon Footprints (CCF) ist entscheidend. Besonders der indirekte Scope 3 spielt in der Kunststoffindustrie eine bedeutende Rolle. Natürlich darf auch der allgemeine Umweltschutz nicht vernachlässigt werden, und es gibt insgesamt fünf Umweltstandards, die je nach Bewertung der Wesentlichkeit beantwortet werden sollten.

S = Soziales (Social): Der Fokus liegt auf Arbeitsbedingungen, grundlegenden Arbeitnehmerrechten und Gleichstellung. Unternehmen sollten Aspekte wie Vielfalt, Frauenanteil, Kinderarbeit und Entlohnung reflektieren. Es ist sinnvoll, mit der eigenen Belegschaft zu beginnen und sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu engagieren. Es gibt insgesamt vier entsprechende Standards.

G = Unternehmensführung (Governance): Dieser Begriff bezieht sich auf die Art und Weise, wie Unternehmen ihre nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen, Risiken und Chancen verwalten und überwachen. Dieser Standard dient einem besseren Verständnis der Strategie, der Prozesse und den Leistungen eines Unternehmens. Dieser Bereich wurde bisher oft unterschätzt.

Erfolg durch ESG und Circular Economy

Ob die neuen EU-Standards für ein Unternehmen bereits bindend sind oder nicht und welche konkreten Maßnahmen umgesetzt werden müssen, kann in der Regel relativ schnell ermittelt werden. Zu Beginn muss nicht alles perfekt sein, da die EU-Gremien verstehen, dass sich jedes Unternehmen iterativ der Transformation annähern wird. Bei der Einführung der Berichtspflicht hat die EU auch die Umsetzungskosten berücksichtigt.

Jedes Unternehmen sollte in Betracht ziehen, wie die Verknüpfung von ESG und Circular Economy genutzt werden kann, um innovative Geschäftsmodelle und angepasste Produkte zu gestalten. Es lohnt sich, denn das wirtschaftlich Potenzial in der Kunststoffindustrie ist groß.

Quelle: Greenance

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