Portraitfoto Dr. Michael Ruf

Dr. Michael Ruf, Krauss Maffei Group, im VDMA-Interview. (Bild: Krauss Maffei)

Herr Dr. Ruf, Krauss Maffei will bis 2030 alle Werke CO2-neutral betreiben und bis 2035 die Produktion der Maschinen klimaneutral machen. Warum ist das nötig?
Dr. Michael Ruf: Krauss Maffei ist fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein ökonomischer, ökologischer, mithin ein unternehmerischer Imperativ ist. Erfolgreiches Wirtschaften heißt für uns: nachhaltiges Wirtschaften. Dabei fokussieren wir uns nicht nur auf unser eigenes Handeln. Vielmehr sehen wir uns ebenso als Wegbereiter für unsere Kunden und Lieferanten, damit auch diese ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Der Zeitrahmen ist Ergebnis intensiver Diskussionen und folgt auch der Erkenntnis, dass sich die umweltpolitischen Rahmenbedingungen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene in den kommenden Jahren stark verändern werden. Darauf möchten wir vorbereitet sein.

Was sind die Schritte zu diesem Ziel?
Dr. Ruf: Auf unserem Weg in die Klimaneutralität haben wir uns mehrere Etappenziele gesetzt. Bis 2023 wollen wir bei Eco Vadis, dem weltweit zuverlässigsten Anbieter von Nachhaltigkeitsratings, die Bewertungsstufe „Silber“ erreichen. Bis 2025 ist unser Ziel, einer der besten Maschinenanlagenbauer für die Kunststoffindustrie in den Bereichen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu sein. Im Jahr 2027 wollen wir bei Eco Vadis die Bewertungsstufe „Gold“ erreichen. Wir werden bis 2030 die Datenbasis, die technische Basis und die Prozesse bei Krauss Maffei so modernisieren, dass wir unser Ziel der CO2-Neutralität unserer Werke erreichen können. Wie das genau aussehen soll, damit beschäftigt sich derzeit ein Expertengremium aus mehreren Bereichen unseres Unternehmens.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Welchen Stellenwert hat die Kreislaufwirtschaft in diesem Kontext für KraussMaffei?
Dr. Ruf: Unsere Industrie steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Wir müssen bereits verwendete Kunststoffe als Wertstoff ansehen. Die Kreislaufwirtschaft, also die Circular Economy, ist daher schon lange ein wesentlicher Teil der Krauss Maffei-Unternehmensstrategie. Unser Ziel ist, unser Angebot noch weiter auszubauen und für unsere Kunden der wesentliche Partner für das mechanische, lösemittelbasierte und auch das chemische Recycling von Kunststoffen zu sein.

Was tun Sie, um den Kreislauf schließen zu helfen?
Dr. Ruf: Mit dem Thema Recycling und den dazu notwendigen Technologien beschäftigen wir uns seit mehr als dreißig Jahren. Eine wichtige Voraussetzung ist: Um den Kreislauf langfristig zu schließen, dürfen Kunststoffe nicht mehr als Abfall angesehen werden, sondern als Wertstoff, der gut recycelt werden kann. Unsere modernen Technologien schaffen hierfür die Voraussetzungen. Mit ihnen lässt sich der Aufbereitungsprozess bereits so gestalten, dass das Endprodukt höherwertiger ist als das Eingangsmaterial. Wir arbeiten außerdem kontinuierlich an neuen Methoden, um den Recyclingprozess noch effizienter und damit attraktiver zu machen. An unserem neuen Standort in Laatzen bei Hannover entsteht derzeit ein Zentrum für Extrusions- und Recyclingtechnologie, an dem wir uns intensiv mit diesem Thema beschäftigen werden.

Welche Recycling-Lösungen bieten Sie an?
Dr. Ruf: KraussMaffei setzt sowohl auf mechanische als auch auf lösungsmittelbasierte und chemische Verfahren. Hier bieten wir unterschiedliche Anlagenkonzepte an, die eine Vielzahl an Recyclingaufgaben abbilden können. Ein Beispiel ist unsere Purity CompoundingLine, ehemals Edelweiss Technologie. Diese fasst die beiden Prozesse Recycling und Compounding zusammen: Anstatt das Material nach dem Recycling abzukühlen und zu granulieren, wird es in einer zweiten Compoundier-Stufe inline – in einer Schmelze – weiterverarbeitet. Das macht den Recyclingprozess nicht nur effizienter, das Verfahren spart auch Energie beim Abkühlen und Aufschmelzen zwischen einem Recycler und einem Compoundeur. Ein weiteres Beispiel ist unser Color Adjust. Dieses intelligente System misst den Farbwert im Material und steuert aktiv die Farbzugabe, sodass Farbabweichungen beim Rezyclat auf ein Minimum reduziert werden.

Die Way2K-Interviewreihe:

Hand mit Recyclingzeichen in der Hand
(Bild: Ourteam - stock.adobe.com)

Bis zur K-Messe 2022 sind es zwar noch einige Monate, nichtsdestotrotz können Sie die verbleibende Zeit investieren und einen Blick in die bisherigen Interviews aus der Way2K-Reihe des VDMA werfen. Hier gelangen Sie zur Übersicht.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in diesem Prozess?
Dr. Ruf: Digitale Tools machen Circular Economy wesentlich effizienter und kostengünstiger als bisher. Beispielsweise erfasst der Dataxplorer während des Recyclingprozesses bis zu 500 Maschinensignale in Echtzeit und ermöglicht dadurch eine CO2-Footprint-Messung. Auch kann der Energieverbrauch im Recyclingprozess durch digitale Tools optimiert werden, wie wir auf der K-Messe präsentieren: Gemeinsam mit Motan haben wir eine Applikation entwickelt, die den Energieverbrauch pro Prozessschritt aufzeigt. Im Laufe des Recyclingürozesses kann der Energieverbrauch dabei gezielt erfasst und verbessert werden.

Welchen Nutzen hat die Digitalisierung im Produktionsablauf insgesamt?
Dr. Ruf: Mit digitalen Lösungen können Kunden ihre Produktion effizienter gestalten sowie Energie und Kosten sparen. Funktionen wie APC Plus halten die Ausschussrate bei der Bauteilproduktion gering und wirken dadurch einer Materialverschwendung entgegen. Auch ermöglichen digitale Tools, potenziellen Störungen an den Maschinen vorzubeugen oder, sollten sie doch auftreten, in Echtzeit auf sie zu reagieren. Beispielsweise können Servicetechniker oder Instandhalter mit dem Tool Smart Assist dem Kunden über Videokommunikation Anweisungen geben, wie er den Fehler selbst beheben kann.

Zahlt sich Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich aus?
Dr. Ruf: Ja, sowohl für unsere Kunden als auch für uns selbst. Wenn sich die Aufwendungen für Energie, Wartung und dergleichen reduzieren lassen, nutzt dies nicht nur der Umwelt, sondern steigert auch die Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, das letztlich nur Gewinner hervorbringt.

Quelle: VDMA

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