Ein Flugzeug überfliegt die Kontinente

Internationalität auf dem Biopolymer-Kongress: Biopolyester aus Seegras hat der Australier Michael Kingsbury im Gepäck, wenn er in Deutschland aus dem Flieger steigt. Er gehört zu einer vierköpfigen Delegation, die die Partnerregion Australien/Neuseeland vertritt. (Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Die Gäste der im Chemiedreieck beheimateten Fördergemeinschaft Polykum, die den Kongress „Biopolymer – Processing & Moulding“ zum sechsten Mal ausrichtet, freuen sich auf ein vielseitiges Programm, das neben dem wissenschaftlichen Austausch mit Fachkollegen aus vielen Ländern auch mit einem kulturellen Höhepunkt aufwarten kann: das Abschlusskonzert der Händelfestspiele am Sonntagabend.

Der Kongress wird am Dienstag, den 11.06.2024 durch Ministerpräsident Reiner Haseloff um 8 Uhr eröffnet – eine Stunde früher als in den Jahren zuvor. Denn an der Universität von Queensland im australischen Brisbane, wo es dann 16 Uhr ist, beginnt zeitgleich eine „lange Nacht der Biokunststoffforschung“. Die Tagung aus Halle kann dort live in einem Hörsaal verfolgt werden, so wie übrigens an jedem anderen Ort der Welt im Livestream. In den letzten beiden Jahren verzeichnete die Fachtagung jeweils registrierte Teilnehmer in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten.

Was tut sich in der Welt der Biokunststoffe?

Die Experten aus „Down Under“ bestreiten in der Saalestadt die Eröffnungssession, in der sich der „Sonnenscheinstaat“ Queensland als Forschungs- und Entwicklungsstandort präsentiert und Professorin Bronwyn Laycock in ihrer Keynote neueste Ergebnisse der Forschungen im Bereich der Polyhydroxyalkanoate (PHA) vorstellt. PHA sind eine Klasse von Biopolyestern, die von Bakterien als natürliche Energie- und Kohlenstoffspeicher gebildet und von Menschen zur Herstellung biobasierter und bioabbaubarer Kunststoffe genutzt werden können.

Wie sich PHA aus Seegras erzeugen lassen, erläutert Michael Kingsbury vom Start-up Uluu aus Perth, Australien, in seinem Vortrag. Zuvor widmet sich Alec Foster vom neuseeländischen Forschungsinstitut Scion der Frage der kosteneffizienten Herstellung von Produkten aus Biokunststoff.

Insgesamt erwarten die Kongressteilnehmer in der halleschen Georg-Friedrich-Händel-Halle und in aller Welt 16 Vorträge und Diskussionen. So stellt Timo Günzel vom chinesischen Maschinenhersteller Bole Spritzgusstechnologien zur schonenden Verarbeitung von Biokunststoffen vor. Illia Krasnou von der Universität Tallinn zeigt in der folgenden Session, die sich dem Recycling widmet, wie Fasern aus Alttextilien Kunststoffbauteile robuster werden lassen.

Bioabbaubare Wachse und Zertifizierungen für Biokunststoffe stehen im Mittelpunkt weiterer Vorträge. Das Fraunhofer IMWS und das hallesche Unternehmen Twins Crew stellen neueste Forschungsergebnisse aus Mitteldeutschland vor. Und mit Biofibre aus Bayern begrüßen die Gastgeber „alte Bekannte“. Denn das Unternehmen gewann 2019 den Hauptpreis bei der ersten Preisverleihung der Biopolymer Innovation Awards.

Verleihung des Awards als Kongress-Höhepunkt

Die Ehrung der aktuellen Preisträger bildet auch am Dienstag den Höhepunkt des Kongresstages. Erstmals werden in diesem Jahr vier Bewerber ausgezeichnet, da die Jury aufgrund der großen Leistungsdichte zwei dritte Preise ausgereicht hat. Mehr dazu, lesen Sie auch hier. Alle Gewinner stellen ihre Projekte auf dem Kongress vor, bevor die individuell gefertigten Trophäen feierlich überreicht werden.

Was der Kongress noch zu bieten hat

Die australisch-neuseeländische Delegation erwartet in der Saalestadt ein vielseitiges Programm, das bereits am Sonntagabend mit dem vom Feuerwerk gekrönten Abschlusskonzert der Händelfestspiele in der romantischen Galgenbergschlucht beginnt. Am Montagnachmittag sind die Forscher aus „Down Under“ in der Georg-Friedrich-Händel-Halle Gäste der Abschlusskonferenz des Rubio-Projektes. In dem Verbundvorhaben untersuchten 18 Firmen und Forschungseinrichtungen aus Mitteldeutschland in den letzten Jahren die Möglichkeiten für den Aufbau von Wertschöpfungsketten zur Produktion des Biokunststoffs Polybernsteinsäure (Polybutylensuccinat/PBS) in der Region.

„Durch die Produktion von PBS können wir einen wichtigen Baustein zum Umbau des Braunkohlereviers und des Chemiedreiecks zur Region der nachwachsenden Kunststoffe beisteuern“, ist Polykum-Vorstand Peter Putsch nach den Studien mehr denn je überzeugt. Auch das werde beim Kongress thematisiert, der am Montagabend mit einem Treffen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien in der Händelhalle eröffnet wird. Auch hierzu sind die Gäste aus Australien und Neuseeland eingeladen.

Quelle: Polykum

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