Starker Rückgang bei leicht höheren Preisen
2023 wurden in den EU-Ländern Kunststoffwaren im Wert von 246,1 Mrd. € produziert, ein Minus von 5,7 %. Real beträgt der Rückgang 6,2 %, leicht höhere Preise federn den Produktionsrückgang ein klein wenig ab. Größte Gruppe sind Halbzeuge (Folien, Rohre, Platten, Profile) mit 27 %, an zweiter Stelle liegen Konsumwaren mit 26 %, gefolgt von Verpackungsmitteln mit 18,1 %. Technische Teile rangieren mit 16,2 % an dritter Stelle. Baubedarfsartikel bilden mit 12,7 % das Schlusslicht. Dienstleistungen sind hier nicht erfasst, im deutschen Fall tragen sie etwa 4 % zum Absatz bei.
Entwicklung der Produktion von EU-Kunststoffwaren
Seit 2017 stieg der Produktionswert von Kunststoffwaren in der EU um rund 45 %. Höchststand war 2022. Besonders stark war die Zunahme seit 2020. Zwar gab es 2022 eine starke Steigerung des Produktionswertes, aber gleichzeitig ging die reale Produktion leicht zurück. Schon 2021 verzeichnete man eine heftige Erzeugerpreisinflation, Folge der Energiekostenexplosion und der Knappheit an Vorprodukten und der Teuerung bei Kunststoffen. 2023 sehen wir nun einen deutlichen realen Produktionsrückgang, bei leicht steigenden Preisen. Ursachen: Kaufkraftschwund, Investitionszurückhaltung, Kfz-Absatz-Einbruch.
Konsumwaren holen Halbzeuge ein
Halbzeuge waren weit vor allen lange die wichtigste Produktkategorie, vor allem der Folien wegen. Generell waren Verpackungsprodukte vielerorts schon immer Hauptdaseinsgrund der jeweiligen Kunststoffverarbeitung (Folien zum Verpacken und zur Herstellung von Beuteln, Kunststoffflaschen). Bei Folienbeuteln hat sich in der letzten Zeit aufgrund entsprechender EU-Verordnungen das Wachstum verlangsamt. Auch Flaschen werden zunehmend zurückgedrängt. Halbzeuge und Verpackungsmittel sta-gnieren langfristig, Konsumwaren konnten so zu Halbzeugen aufschließen.
Produktion nach Ländern
Bezüglich des Beitrags einzelner Länder können wir nur die länderweise (statt der gesamten) Produktion der Einzelprodukte verwenden. Wegen Geheimhaltung addiert sich die so errechnete Gesamtproduktion auf 210,5 Mrd. € (86 % der gesamten). Vor 2020 wurde damit noch bis zu 95 % erfasst. Kleinere Länder sind häufiger von Geheimhaltung betroffen als größere, teilweise ist gar nichts ausgewiesen, weshalb ihr Anteil hier unterschätzt wird. Von der bekannten Produktion entfallen 90 % auf nur neun Länder, weitere fünf (DK, FIN, H, RO, P, S) erbringen zusammen 6,5 % der Produktion.
Die fünf wichtigsten Länder
Fünf Länder stellen knapp 79 % der länderweise ausweisbaren Produktion von 210 Mrd. €. Deutschland hält, trotz real sinkendem Output, den Spitzenplatz vor Italien. Beide verlieren aber an Produktionswert, Deutschland fällt auf 2021, Italien auf beinahe 2020 zurück. Frankreich verbessert seine Position nach vorübergehenden Einbrüchen wieder, erreicht aber nach wie vor nur 44 % des deutschen Produktionswertes. Spanien arbeitet sich kontinuierlich nach vorne, aber Polen, doch lange ein Wachstumsfall, stagniert über die Jahre eher und fällt – überraschend – hinter Spanien zurück.