Grafik mit einem roten und einem schwarzem Pfeil. Dahinter ein Oberkörper von einem Mann mit grauem Jackett und roter Krawatte. Zeigt mit dem Zeigefinger auf die Grafik.

(Bild: Photo-K – Fotolia.com)

Update vom 02.09.24:

Betrachten wir die jüngste Entwicklung der Erzeugerpreise von Kunststoffwaren, gibt es eine gute Nachricht: Die Zeiten des wilden Auf- und Abs sind erst einmal vorbei. Die Entwicklung an der Preisfront hat sich merklich beruhigt. Drei Segmente (Baubedarfsartikel, Konsumwaren und Technische Teile) verharren auf ihren Preishöchstständen, Halbzeuge und Verpackungsmittel sind weit hinter ihre Höchstmarken aus dem dritten Quartal 2022 zurückgefallen, stabilisieren sich aber nun auf dem deutlich niedrigeren Niveau. Der Hintergrund für die Beruhigung der Erzeugerpreisinflation ist sehr einfach: die maue Konjunktur. Kostentreibende Faktoren gibt es weiterhin genug: Lohnentwicklung, höhere Energiesteuern, allgemeine Kostensteigerungen. An der Kunststoffpreisfront herrscht relative Ruhe. Aber angesichts schwacher Nachfrage und geringer Kapazitätsauslastung müssen die Unternehmen auf Preiserhöhungen weitgehend verzichten und sehen, wie sie über die Runden kommen. Oder halt im Notfall den Rat unseres Wirtschaftsministers beherzigen: Einfach mal die Produktion einstellen, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Kurven-Grafik.
(Bild: Destatis)

Update vom 26.08.24: Baugenehmigungen: Auch im April Flaute

Der Bauindustrie als einer der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten widmen wir regelmäßig unser besonderes Augenmerk. Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (zum Beispiel für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). Wichtiger Teilbereich ist hier der Wohnungsneubau. Seit dem zweiten Quartal 2021 gehen die Baugenehmigungen von Quartal zu Quartal zurück, anfänglich noch geringfügig, dann ab dem dritten Quartal 2022 verstärkt. Im zweiten Vierteljahr 2024 wurde mit im Monatsschnitt knapp über 14.000 Baugenehmigungen ein neuer Tiefststand erreicht. Und im Juni 2024 überhaupt der zweitniedrigste Wert nach Januar 2024. Im ersten Halbjahr 2024 wurden insgesamt 85.166 Baugenehmigungen erteilt, halb so viele wie im Vorjahreshalbjahr. Also nichts Neues auf dem Bau: Das Desaster hält an.

Grafik mit blauen vertikalen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 09.08.24:

Hatten wir in unseren vorigen Berichten noch die verwegene Hoffnung geäußert, dass vielleicht bald eine Besserung eintreten möge, so müssen wir nun davon Abstand nehmen. Zwar fiel der Rückgang im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat nur halb so hoch aus wie im Mai. Aber ein Rückgang bleibt ein Rückgang. Im zweiten Quartal lag das Produktionsniveau etwa auf dem Stand der beiden Vorquartale, sprich bei 88,4 Indexpunkten. Unsere datentechnisch begründete Hoffnung hat sich zerschlagen, was nicht weiter verwunderlich ist angesichts der Probleme im Maschinen- und Kfz-Bau (Technische Teile) und im Baugewerbe, speziell Wohnungsbau, über die wir hier schon berichtet haben. Baugenehmigungen sind weiter im Sinkflug, der Auftragseingang im Maschinenbau und bei Kraftfahrzeugen verharrt im Tief. Das spüren dann über kurz oder lang die Verarbeiter.

Grafik mit blauen vertikalen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 31.07.24: Unternehmensstruktur der deutschen Kunststoffverarbeitung

In KW 29 hatten wir bereits die Entwicklung und die Größe der deutschen Kunststoffverarbeitung näher betrachtet. Inzwischen sind weitere Daten verfügbar, namentlich Angaben über Kleinbetriebe. Die Kunststoffverarbeitung wird durch Kleinst- und Kleinbetriebe geprägt. 75 % oder drei Viertel der Unternehmen fallen in diese beiden Kategorien.  Als Kleinstbetriebe gelten Unternehmen mit bis zu neun Beschäftigten oder mit bis zu zwei Millionen Euro Umsatz. Kleinbetriebe sind solche, die eines der beiden Kriterien für Kleinstbetriebe überschreiten und entweder weniger als 50 Beschäftigte oder maximal 10 Millionen Euro Umsatz aufweisen. Nur 361 oder 6 % der Unternehmen sind Großunternehmen, haben also mehr als 249 Beschäftigte oder über 50 Millionen Umsatz. Mittlere Unternehmen, solche mit bis zu 249 Beschäftigte und bis zu 50 Millionen Umsatz gab es 2022 1219 oder 19 %. Die Zahl der Kleinstunternehmen hat 2022, im Jahr eins der Ampel, gegenüber 2021 um etwas über 900 Unternehmen zu-, die Zahl der Kleinunternehmen entsprechend abgenommen. Entweder hat man in der Krise Personal abgebaut und fiel deswegen unter die Grenze oder man hat Umsatzverluste erlitten. In den beiden oberen Kategorien gab es deutlich weniger Bewegung. Wirtschaftskrisen treffen häufig eher die, die keine Stimme haben.

Tortendiagramm.
(Bild: Destatis)

Weiter Minus bei Produktionswert und -menge

Neues Spiel, neues Glück, sagt das Sprichwort. Dies war der Kunststoffwarenproduktion zumindest im ersten Quartal 2024 nicht beschieden. Nominal schrumpfte die Produktion gegenüber dem Vorjahresquartal um -8,5 %. Bei sinkenden Verkaufspreisen ging die reale Produktion etwas geringer zurück, um -6,3 %. Besonders der Anteil der Baubedarfsartikel fällt mit nur noch 10,3 % deutlich ab. Hier bildet sich die erfolgreiche Ampelpolitik wie im Brennglas ab: Energieverteuerung, überzogene Bauvorschriften, Kostenexplosion und Kaufkraftverluste infolge Inflation lassen den Wohnungsbau einbrechen.

Tortendiagramm.
(Bild: Destatis)

Anhaltender Wert- und Mengenschwund

Seit dem vierten Quartal 2021 sahen wir eine real immer schneller sinkende Produktion mit zweistelligem Rückgang im zweiten Quartal 2023. Seither hat sich der Negativtrend etwas abgeschwächt, aber bei über 6 % realem Minus Anfang 2024 kann man noch nicht von einer Bodenbildung sprechen. Der Produktionswert liegt nur noch bei 15,7 Mrd. Euro, 1,46 Mrd. Euro weniger als im Vorjahresquartal. Die spannende Frage bleibt: Wird 2024 die Marke von 60 Mrd. Euro gestreift oder sogar unterschritten? Dieser Fall träte ein, wenn die Produktion in den kommenden Quartalen um etwa 3 % schrumpfte.

Balken- und Kurvendiagramm.
(Bild: Destatis)

Überall Krebsgang

Betrachten wir Einzelsegmente der Kunststoffwarenproduktion im ersten Quartal 2024, sehen wir überall rote Zahlen. Und in der Regel stark sinkende Produktionswerte und einen zum Teil deutlich schwächeren realen Produktionsrückgang. Heißt: Die Verkaufspreise geben nach, kein Wunder bei der Nachfrageschwäche. Eine Ausnahme bilden Technische Teile und Konsumwaren. Hier steigen die Preise leicht, was meist auf neu ausgehandelte Lieferverträge mit Großabnehmern zurückgeht, die mit weiter geltenden früheren Preisvereinbarungen die Produzenten lange am Haken hatten.

Diagramm mit horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Ab zweitem Halbjahr überall Minus

Im ersten Halbjahr 2023 war wenigstens noch das Segment der Technischen Teile und Konsumwaren insgesamt im Plus (bei den Produktionswerten wohlgemerkt). Ab dem zweiten Halbjahr reihten sich auch diese in den allgemeinen Abwärtstrend ein. Erst langsam, dann immer stärker, im ersten Quartal 2024 schließlich mit einer Verdoppelung des Minus auf über -6 % im Vergleich zum Vorquartal. Negativrekorde weiterhin bei den Baubedarfsartikeln, zweistellige Minuswerte seit dem zweiten Quartal 2023, sich von Mal zu Mal verschärfend. Kein Segment erleidet weniger als 5 % Minus.

Diagramm mit horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Technische Teile versus Konsumwaren

Technische Teile und Konsumwaren lassen sich in der Branchenstatistik nicht getrennt ausweisen, auch weil häufig beide Produkte hergestellt werden. Bei der Warenproduktion kann man unterscheiden, und dabei zeigt sich eine Umkehr der Verhältnisse im ersten Quartal: Technische Teile gingen fast zweistellig zurück, bei Konsumwaren ist der Einbruch deutlich geringer. Es sind vor allem der Schienenfahrzeug- und der Flugzeugbau, die sehr stark unter den Technischen Teilen einbüßen, aufgrund ihres relativen Gewichts tragen aber auch Maschinen- und Kfz-Bau zum Rückgang bei.

Diagramm mit horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

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