Update vom 22.02.24: Preisniveau bei Kunststoffwaren: Höher und niedriger
Bis zum dritten Quartal 2022 sind die Erzeugerpreise bei Kunststoffwaren auf breiter Front gestiegen. Danach begann die Preisentwicklung zu divergieren, eine einheitliche Tendenz ist nicht mehr erkennbar. Halbzeuge (Platten, Rohre, Profile, Folien) und Verpackungsmittel (Tanks, Kisten, Transportbehälter) weisen ab dem vierten Quartal urplötzlich sinkendes Preisniveau auf. Besonders bei Halbzeugen sind die Preise stark gefallen. Bis zum ersten Quartal 2023 konnten die Preise von Baubedarfsartikeln, Konsumwaren und Technischen Teilen noch weiter zulegen. Danach stagnierten sie mehr oder minder (Baubedarfsartikel, Technische Teile) oder begannen alsbald wieder minimal zu sinken (Konsumwaren). Über alle Segmente hinweg liegt das Preisniveau am Jahresende 2023 leicht unter seinem Höchststand im ersten Quartal 2023. Bei Baubedarfsartikeln und Technischen Teilen bewegt man sich minimal über dem früheren Rekordhoch. Generell aber gilt vorläufig, dass die Preiswelle gebrochen ist und das Niveau in den nächsten Monaten eher stagnieren dürfte. Die schwache Konjunktur bietet wenig Spielraum für Preiserhöhungen.
Produktionswert gesunken
In den ersten neun Monaten 2023 ist der Produktionswert der Kunststoffwaren um 6,6 % auf 49,0 Mrd. Euro zurückgegangen, liegt aber immer noch knapp 2,2 Mrd. Euro über dem bisherigen Höchstwert von 46,9 Mrd. Euro aus dem Vergleichszeitraum 2021. Die zugehörige Produktion ist aber um -9,7 % gesunken. Ein stärkerer Rückgang des Produktionswertes wurde also nur durch ein höheres Preisniveau verhindert, welches aber wiederum benötigt wurde, um die Kostenexplosion bei Rohstoffen und Energie sowie höhere Lohnkosten etwas abzumildern. Technische Teile und Konsumwaren konnten dadurch ihre alte Führungsposition knapp zurückerobern.
Produktionsschwund
Seit dem vierten Quartal 2021 sehen wir mit Ausnahme der schwarzen Null im ersten Vierteljahr 2022 eine real immer schneller sinkende Produktion. Mit einem zweistelligen Rückgang im zweiten Quartal 2023. Im dritten Quartal 2023 hat sich der Negativtrend nur minimal abgeschwächt. Der Produktionswert liegt nur noch knapp über 15,5 Mrd. Euro, 1,8 Mrd. weniger als im Vorjahresquartal und 2,2 Mrd. weniger als der bisherige Rekordwert im zweiten Quartal 2022. Real betrachtet, und das ist das Entscheidende und Beunruhigende zugleich, liegt die Produktion derzeit bei 89 % des Vor-Corona-Niveaus, wenn wir mal das erste Quartal 2019 als Maßstab nehmen.
Reale und nominale Rückgänge
Betrachten wir Einzelsegmente der Kunststoffwarenproduktion in den ersten neun Monaten 2023, sehen wir, dass die baunahen Bereiche Halbzeuge (Rohre, Profile, Platten, Folien) und Baubedarfsartikel zweistellige reale Einbußen erleiden. Interessanterweise können bei Baubedarfsartikeln noch immer höhere Preise durchgesetzt werden, im Gegensatz zum Halbzeugsektor, wo die Preise sinken. Bei Technischen Teilen und Konsumwaren sinken die Mengen leicht, aber man erzielt höhere Preise. Vermutlich Ergebnis von Neuverhandlungen auslaufender längerfristiger Lieferverträge.
Im dritten Quartal überall Minus
Seit Anfang des Jahres 2023 gehen in fast allen Segmenten nicht nur die Mengen, sondern auch die Produktionswerte zurück, während vorher überall der Produktionswert noch gestiegen oder wenigstens nicht gesunken war. Besonders stark ist der Wertrückgang bei Halbzeugen, gefolgt vom Baubedarf und den Verpackungen, die beide erst ab dem Frühjahr stärkere Einbußen hinnehmen mussten. Eine Ausnahme bilden die „sonstigen Kunststoffwaren“ (Technische Teile und Konsumwaren), bei denen die Produktionswerte im dritten Quartal zu sinken beginnen.
Technische Teile vs. Konsumwaren
Technische Teile und Konsumwaren lassen sich in der Branchenstatistik als Hersteller von „sonstigen Kunststoffwaren“ nur gemeinsam ausweisen, auch weil die Betriebe häufig beide Produkte herstellen. Bei der Warenproduktion ist die Trennung aber möglich. Es zeigen sich interessante Unterschiede: Konsumprodukte weisen nun eine stark sinkende Produktion zu höheren Preisen auf, Technische Teile verlieren minimal, aber erzielen ebenfalls deutlich höhere Preise, sodass die Produktionswerte stark steigen: Die bereits vorher erwähnte Nachholung dringend nötiger Preisanpassungen.