Grafik mit einer roten und schwarzen Trendkurve. Dahinter ein Oberkörper von einem Mann mit grauem Jackett und roter Krawatte. Zeigt mit dem Zeigefinger auf die Grafik.

(Bild: Photo-K – Fotolia.com)

In der EU: Alles bestens?

Betrachten wir die Produktionsentwicklung in der EU-Kunststoffverarbeitung, dann scheint alles bestens: Nach Ende des Lockdowns 2020 setzte die Branche zu neuen Höhenflügen an und das Produktionsniveau erreichte neue Rekorde. Betrachtet man hingegen die Produktionsentwicklung in Deutschland, Frankreich und Italien, stellen wir fest: Dort werden keine neuen Rekorde gefeiert, in Deutschland und insbesondere Italien fällt das Produktionsniveau deutlich unter die früheren Höchststände aus 2018 zurück. In Frankreich liegt es mit einer Ausnahme darunter. Im Folgenden wollen wir den Ursachen nachspüren.

Grafik mit fünf Kurven.
(Bild: Eurostat)

Die Produktion verlagert sich

Woher kommt das Wachstum in der EU? Wer gleicht die stagnierende bzw. rückläufige Entwicklung in den drei großen Ländern aus? Leider werden die Daten der meisten Länder aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht. Es gibt aber Anhaltspunkte: Spanien, welches mit Polen um Platz vier rangelt, entwickelt sich wie die EU insgesamt. Auch Griechenland und Litauen wachsen stark. Und außerhalb der EU ist es die Türkei. Daraus ziehen wir den Schluss, dass es neben Spanien und Griechenland vor allem osteuropäische Länder sind, in die sich die Kunststoffverarbeitung verlagert.

Grafik mit fünf Kurven.
(Bild: Eurostat)

Technische Teile und Konsumwaren als Sorgenkinder

Abgesehen von Frankreich ist die Produktion von Technischen Teilen und Konsumwaren in der EU nach dem Lockdown dauerhaft niedriger als davor. Besonders Italien stürzt seit dem zweiten Halbjahr 2021 geradezu ab, und auch in Deutschland liegt die Produktion deutlich unter Vorkrisenniveau. Produktionsstrukturelle Gründe sind ausschlaggebend: Bei nachlassender Produktion von Technischen Teilen und Konsumwaren werden diese Länder stärker in Mitleidenschaft gezogen als andere, in denen dieses Segment eine geringere Rolle spielt.

Grafik mit vier Kurven.
(Bild: Eurostat)

Manch einer fällt bei Verpackungsmitteln zurück

Verpackungsmittel sind gut durch die Krise gekommen, aber nicht überall. In Frankreich und Italien spielen sie traditionell eine große Rolle, deutlich stärker als in Deutschland. In Frankreich liegt die Produktion inzwischen mehrere Indexpunkte unter dem Vorkrisenniveau, sogar unter dem Basisjahr 2015. Lediglich Italien konnte zuletzt wieder zum frühren Produktionsstand zurückkehren. Die Verpackungsmittelproduktion ist in beiden Ländern deshalb so gewichtig, weil beide zu den Pionieren der Kunststofflasche gehören, die dort einen wesentlich größeren Marktanteil hat als anderswo.

 

Grafik mit vier Kurven.
(Bild: Eurostat)

Baubedarfsartikel bisher im Aufwind

Baubedarfsartikel, sowohl in Frankreich und Italien recht bedeutsam, haben die Krise gut überstanden und liegen gleichauf mit oder über Vorkrisenniveau. Die italienischen Hersteller erleben sogar einen Boom, beruhend vor allem auf Exporterfolgen, denn italienische Baubedarfsprodukte sind häufig preislich sehr attraktiv und stechen durch ihr Design hervor. Die deutschen Hersteller profitieren von der hiesigen Baukonjunktur nur wenig, und Exporterfolge sind auch nur schwer zu erzielen. Auch die französischen Hersteller müssen mit geringer Produktionssteigerung zufrieden sein.

Grafik mit vier Kurven.
(Bild: Eurostat)

Update vom 04.10.22: Kunststoffwarenproduktion im ersten Halbjahr 2022

Neu auf dem Tisch liegen die Daten zur Kunststoffwarenproduktion im ersten Halbjahr 2022. Sie stehen auf breiterer Grundlage als der monatliche Produktionsindex und erlauben daher eine bessere Einschätzung des aktuellen Produktionsgeschehens. Sie bestätigen aber im Prinzip die Erkenntnisse des Beitrags aus PLASTVERARBEITER 09/2022 bzw. der Online-Version (Hinweis siehe unten). Im ersten Halbjahr ist der Produktionswert der Kunststoffwaren um mehr als 12 % auf nunmehr über 34,9 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Durchaus möglich, dass dieses Jahr über 70 Mrd. Euro in der Endabrechnung stehen werden. Aber der Schein trügt. Schaut man genauer hin, dann ist die reale Produktion um -1,5 % gesunken. Der Wertzuwachs ist also allein auf die zweistelligen Preissteigerungen bei Kunststoffwaren zurückzuführen. Die Konjunktur läuft also nicht besser, sondern schlechter. Die Diskrepanz zwischen explodierenden Erzeugerpreisen und sinkender Produktion zeigt sich in allen Teilsegmenten. Am stärksten ausgeprägt ist sie im Halbzeugbereich (Rohre, Profile, Platten, Folien), in dem die Produktion um über 4 % geschrumpft ist, während sich der Produktionswert um fast 18 % erhöht hat. Am geringsten ist der Unterschied bei Technischen Teilen und Konsumwaren. Die unterschiedlichen Entwicklungen spiegeln aber nicht verschiedene Kostenentwicklungen wider, sondern erklären sich hauptsächlich aus den Unterschieden in der Marktstruktur der beiden Segmente. Halbzeughersteller sind überwiegend größere Betriebe, denen eine Vielzahl von Abnehmern unterschiedlicher Größe gegenübersteht. Bei Technischen Teilen und Konsumwaren sind tendenziell kleinere Unternehmen mit mächtigen Abnehmern konfrontiert, z.B. Autokonzernen. Um es mit einem Bonmot des verstorbenen italienischen Ministerpräsidenten Andreotti zu formulieren: „Die Macht verschleißt den, der sie nicht hat“.

Grafik mit horizontalen kurzen blauen und längeren roten Balken.
(Bild: Destatis)

Update vom 11.10.22: Kunststoffwarenproduktion bremst Schussfahrt im Sommer

Seit dem vierten Quartal 2021 musste sich die Kunststoffverarbeitung wieder an schlechte Nachrichten gewöhnen. Nach vier Quartalen mit einmal echtem Aufschwung (1. Quartal 2021) und drei Quartalen Aufholen der Verwerfungen des Lockdowns ging es am Jahresende 2021 wieder bergab. Die negative Entwicklung setzte sich dann im ersten Halbjahr 2022 fort. Im ersten Quartal fiel der Rückgang geringer aus als im Vorquartal, im zweiten Vierteljahr beschleunigte er sich wieder etwas. Im Juli und August dieses Jahres hat sich der Abwärtstrend gegenüber dem Vergleichszeitraum mit -2,6 % erneut etwas verlangsamt. Es muss sich noch zeigen, ob sich auch der September ähnlich entwickelt oder das ganze Quartal weiter nach unten gezogen hat. Für das letzte Quartal des laufenden Jahres wäre unter normalen Umständen vielleicht sogar wieder eine rote Null zu erwarten. Aber die Umstände sind nicht normal. Es steht aber zu befürchten, dass die derzeitige Situation mit Energieknappheit und massiver Energieverteuerung, mit Lieferengpässen und Produktionseinschränkungen bei Abnehmern zur neuen Normalität wird, zumindest auf mittlere Sicht. Dann könnte auch das vierte Quartal weiter rote Zahlen auswerfen.

Grafik mit blauen Balken und roter Kurve.
(Bild: Destatis)

Update vom 18.10.22: Inflation bei Kunststoffwaren wieder leicht gebremst

Wie schon mehrfach thematisiert herrscht derzeit ein starker Preisauftrieb bei Kunststoffwaren. Im Juli/August 2022 lagen die Erzeugerpreise von Kunststoffwaren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 12,6 % höher. Besonders stark war die Teuerung bei Halbzeugen und Baubedarfsartikeln. Auch in den anderen Segmenten sind die Preise zweistellig gestiegen, mit Ausnahme der Technischen Teile, mit „nur“ 4,6 % Plus. Im Jahresverlauf 2022 war die Inflation – von Quartal zu Quartal - besonders im zweiten Quartal sehr heftig. Im Juli/August hat sie sich wieder etwas abgeschwächt, auf etwa das Niveau des ersten Quartals. Auch ohne weitere Beschleunigung des Preisauftriebs, die aber vermutlich wegen der langsam durchschlagenden Energieverteuerungen eintreten wird, werden die Erzeugerpreise im vierten Quartal mit großer Wahrscheinlichkeit um knapp 16 % höher liegen als im vierten Quartal 2021. Je nach Einfluss des Energiekostenschocks könnten es auch leicht 20 % und mehr werden.

Grafik mir roten, orangenen und grünen Balken.
(Bild: Destatis)

Update vom 25.10.22: Aufträge für Technische Teile: Aufgeschoben, nicht aufgehoben

Technische Teile sind besonders stark von den durch Lieferengpässe, Knappheit bei bestimmten Vorprodukten (z.B. Chips), Energieknappheit und Energieverteuerung bedingten Produktionsaussetzungen bei Abnehmern betroffen. Aufträge bleiben aus oder werden gestreckt. In der Folge schieben die Kunden für Technische Teile hohe Auftragsbestände vor sich her. Der schwache Trost für die Hersteller von Technischen Teilen aus Kunststoff ist dabei: Die möglichen Aufträge sind vielleicht nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Wir haben einmal die Entwicklung der Reichweite von Auftragsbeständen bei wichtigen Kundengruppen von Technischen Teilen untersucht. Über die Jahre zeigt sich ein leichter, aber kontinuierlicher Anstieg der Auftragsbestände. Lediglich in der Rezession 2019 ging die Reichweite der Auftragsbestände minimal zurück. 2017 schoben die Abnehmer von Technischen Teilen Auftragsbestände für knapp drei (Kfz) bis acht Monate (Maschinenbau) vor sich her.  Seit etwa Mitte 2020 steigt die Reichweite der Auftragsbestände – erst langsam, ab 2021 deutlich schneller. Bei Kfz haben sie sich inzwischen verdoppelt, bei Maschinen haben sie sich um die Hälfte auf zwölf Monate verlängert. Für die Kunststoffverarbeiter bedeutet dies: Aufträge scheinen kurzfristig gesichert, denn die Abnehmer müssen ihre Aufträge sukzessiv abarbeiten.

Grafik mit vier Kurven.
(Bild: Destatis)

Update vom 07.11.22: Kunststoffverarbeitung verlangsamt Abwärtstrend weiter

In KW 41 hatten wir berichtet, dass die Kunststoffverarbeitung die Schussfahrt im Juli und August deutlich verlangsamen konnte. Nach den brandaktuellen Daten vom September hat sich diese Tendenz weiter verstärkt. Im dritten Quartal betrug der Rückgang noch -1,7 % gegenüber dem Stand des Vorjahresquartals. Wie in KW 43 berichtet, sitzen beispielsweise die Abnehmer von Technischen Teilen auf sehr hohen Auftragsbeständen, die der Abarbeitung harren. Bisher war gerade dieser Teilsektor hauptverantwortlich für die unerfreuliche Lage in der Kunststoffverarbeitung. Überdies sind Abnehmer von Technischen Teilen auch Kunden für Folien, Rohre, Dämmstoffe und Verpackungsmittel. Von daher zeichnet sich ein Silberstreif am Horizont ab. Andererseits haben wir hohe Inflation, rezessive Tendenzen, Energieknappheit und -verteuerung und weiterhin Zulieferengpässe. Was am Ende stärker wiegt, muss man abwarten. Es bleibt also spannend. Bisher liegt die Produktion in diesem Jahr (Januar-September) -2,4 % unter dem Niveau des gleichen Zeitraums des Vorjahres. Es könnte aber durchaus sein, dass in der Endabrechnung für 2022 eine „1“ statt der „2“ vor dem Komma steht.

Diagramm mit Balken und Linien
(Bild: Destatis)

Update vom 14.11.22: Pferdefuß Binnenkonjunktur

In den ersten neun Monaten des aktuellen Jahres sind die realen Umsätze der deutschen Kunststoffverarbeiter um -2,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Mit knapp -2,7 % war der Rückgang auf dem Inlandsmarkt aber deutlich ausgeprägter als beim Absatz im Ausland, welcher nur um -1,8 % niedriger ausgefallen ist. Im Export sind dabei die Verkäufe in die Eurozone mit -2,1 % weit stärker zurückgegangen als die Exporte in Länder außerhalb der Eurozone (-1,4 %). Hier spielen mehrere Faktoren zusammen. Einmal sind auf dem heimischen Markt und in der Eurozone Technische Teile sehr wichtig. Die aus den hier mehrfach genannten Gründen derzeit besonders schwächeln. Und andererseits leidet der Euro unter einem starken Wertverfall. Gegenüber dem Dollar zum Beispiel hatte er im Laufe dieses Jahres zweitweise bis zu 20 % eingebüßt. Ein schwächerer Euro ist zwar förderlich für den Export in Nicht-Euro-Länder, verteuert aber auch die Importe von Vorprodukten und damit die Kunststoffwaren selbst. Insofern also eine zweischneidige Sache. Die Absatzförderung durch den schwachen Euro ist insgesamt nur ein Strohfeuer und eher ein Zeichen für ungesunde wirtschaftliche und währungspolitische Turbulenzen. Die jüngsten Zinsschritte der EZB haben den Euro wieder etwas stabilisiert, was Importe wiederum verbilligt, aber auch Exporte etwas schwieriger macht. Auch künftig sind daher einige Turbulenzen zu erwarten.

Balkendiagramm mit fünf horizontalen Balken.
(Bild: Destatis)

Update vom 22.11.22: Inflation bei Kunststoffwaren schwächt sich weiter ab

In KW 42 hatten wir zuletzt den Preisauftrieb bei Kunststoffwaren untersucht. Schon damals zeichnete sich ab (für Juli und August), dass sich die Inflation etwas abschwächen könnte. Neueste Daten bestätigen diese Vermutung. Im dritten Quartal haben sich die Erzeugerpreise von Kunststoffwaren insgesamt im Schnitt nur noch um 2,4 % gegenüber dem Vorquartal erhöht, am stärksten bei Konsumwaren mit 3,1 %. Im Oktober sehen wir nun nur einen Anstieg gegenüber dem Vormonat um 0,2 %, bei Halbzeugen und Verpackungsmitteln sogar einen Rückgang um ein halbes Prozent. Möglicherweise kommen die Preiserhöhungen in den kommenden Monaten ganz zum Erliegen. Was des einen Freud´, ist des anderen Leid. Die Kunden von Kunststoffwaren werden diese Entwicklung zweifelsohne begrüßen. Ob hingegen die Kunststoffverarbeiter ihre Kostensteigerungen vollständig kompensieren konnten, steht auf einem anderen Blatt. Wir haben schon früher darauf hingewiesen, dass es vor allem eine Frage der Marktmacht ist. Und nicht wenige Kunststoffverarbeiter sehen sich in einer schwierigen Position, insbesondere im Bereich der Technischen Teile.

Balkendiagramm mit blauen, orangenen und roten Querbalken.
(Bild: Destatis)

Update vom 28.11.22: Baunachfrage schmiert ab

Die Bauindustrie ist einer der wichtigsten Nachfrager nach Kunststoffprodukten: Nicht nur Baubedarfsartikel werden für diesen Sektor produziert, sondern auch Halbzeuge (Platten, Rohre, Folien, Profile), Technische Teile (z. B. für Haustechnik, Heizungen), Konsumwaren (Einrichtungsgegenstände), ja sogar „Verpackungsmittel“ (Tanks). In KW 35 hatten wir die Situation in diesem Sektor zuletzt genauer untersucht und festgestellt: „Baunachfrage schwächelt“. Heute sind wir einen Schritt weiter und können sagen: Sie schmiert ab. Spätestens seit dem zweiten Quartal 2022 geht sie überall steil nach unten. Besonders im Wohnungsbau zeigen sich die ersten Auswirkungen der (durch explodierende Staatsverschuldung erzwungenen) widerwilligen Zinserhöhungsrunden der EZB, gepaart mit den davonlaufenden Baukosten und das alles vor dem Hintergrund steigenden Wohnungsbedarfs durch massive Zuwanderung und immer neue Bevölkerungsrekorde von inzwischen weit über 84 Millionen. Bei ihrem Amtsantritt hatte die Ampelregierung noch forsch 400.000 Wohnungen ins Blaue gemalt, eine angesichts der Bauleistungen der Vergangenheit völlig utopische Zahl, vor der wir heute meilenweiter entfernt sind denn je. Hingegen hat man „Erfolge“ bei der ökologischen „Modernisierung“ des Verkehrswesens. Der Straßenbau wurde pünktlich mit Amtsantritt nach unten gefahren und dümpelt nun auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren. Energieverteuerung, Zinsrallye und Umlenkung von investiven Ausgaben in reine Konsumprogramme und deren Ausweitung strangulieren die öffentlichen Haushalte, weshalb hier keine Wende in Sicht erscheint. Aber alles nicht so schlimm. Frei nach Habeck: Wo keine Produktion, braucht man auch keine Transportleistungen und dann auch keine Straßen.

Diagramm mit 5 farbigen Kurven.
(Bild: Destatis)

Update vom 06.12.22: Zur Entwicklung der Gummi- und Kunststoffverarbeitung

Die Kunststoffverarbeitung war zu allen Zeiten eine sehr dynamische Industrie. Aus bescheidenen Anfängen in den 50ern entstanden (die Wurzeln reichen bis in die 30er zurück), ist sie über die Jahrzehnte zu einer der deutschen Paradeindustrien gewachsen, die etwa vier Prozent zur industriellen Wertschöpfung beiträgt. In Europa ist sie die unbestrittene Nummer eins. Seit einiger Zeit ist die Kunststoffverarbeitung aber in eine Konsolidierungsphase eingetreten, sie wächst nicht mehr, was die Zahl der Unternehmen betrifft, die Beschäftigung legt nur noch leicht zu, Produktion und Umsatz steigen aber immer noch. Vollständige Zahlen gibt es nicht, lediglich Daten für Betriebe ab 50 Beschäftigte, jahresweise auch für solche ab 20 Beschäftigte. Die meistkolportierte Zahl sind ca. 3000 Betriebe, wobei es sich dabei immer nur um Betriebe ab 50 Beschäftigte handelt. Seit einigen Jahren gibt es ein Unternehmensregister, aus dem wir zwar nicht die Zahlen für die Kunststoffverarbeitung, aber immerhin die Daten für Gummi- und Kunststoff entnehmen könnten.  2020, dem letzten und gerade verfügbar gewordenen Jahr, existierten 7149 Unternehmen, die überwiegend der Gummi- oder Kunststoffverarbeitung zuzurechnen waren. Wir wissen aus anderen Untersuchungen, dass die Kunststoffverarbeitung ca. 85-90 % zur Gesamtzahl beiträgt. D.h. wir dürfen von etwa 6500 kunststoffverarbeitenden Unternehmen ausgehen. Seit 2008 hat die Zahl der GuK-Unternehmen kontinuierlich abgenommen. Im Schnitt um 1,4% im Jahr. Aufgrund einer geänderten Unternehmensdefinition sind die Zahlen ab 2018 nicht exakt mit den Daten davor vergleichbar, aber der Trend setzt sich weiter, sogar verstärkt, fort. Dahinter stehen altersbedingte Betriebsaufgaben, Insolvenzen und Konzentrationsprozesse (Zusammenschlüsse, Betriebsübernahmen). Während die Zahl der Unternehmen kontinuierlich sinkt, ist die Beschäftigung (gezählt werden nur abhängig Beschäftigte, also alle Angestellten inklusive Geschäftsführer aber ohne nicht als Geschäftsführer angestellte tätige Betriebsinhaber), von Einbrüchen wie in der Krise 2008 abgesehen, immer weiter gestiegen. Sie erreichte 2019 mit 469.000 ihren Höhepunkt. In der Pandemie ist die Beschäftigung um -4,8 % auf knapp 443.000 zurückgegangen. Wir rechnen künftig mit weiter sinkender Zahl der Unternehmen und zurückgehender Beschäftigung. Über die konkreten Gründe dafür haben wir uns hier an anderer Stelle schon geäußert.  In loser Folge werden wir hier weitere Daten zur langfristigen Entwicklung der GuK- bzw. der Kunststoffverarbeitung betrachten und auch die Frage der Beschäftigung nochmals vertiefen.

Balkendiagramm mit roten vertikalen Balken.
(Bild: Destatis, Eurostat)

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