ARBURG Solution World

Rund um eine vier Meter hohe interaktive LED-Säue ließen sich viele Fachbesucher beraten, wie sie konkret Energie sparen, die Effizienz steigern, den Fachkräftemangel kompensieren und zukunftsfähig bleiben können. (Bild: Arburg)

Michael Hehl, geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung von Arburg, sagte bei der Eröffnung der Pressekonferenz in Friedrichshaben, dass diese Messe seit ihrem Start im Jahr 1981 für das Unternehmen ein sehr wichtiges Forum sei, um in Europa Neuheiten und vor allem das Leistungsspektrum zu präsentieren. Im Fokus des Messeauftritts standen der Plan A sowie das 100-jährige Firmenjubiläum. Hierzu sagte Hehl: "Ein Blick auf die 100-jährige Geschichte unseres Unternehmens belegt ja eindrucksvoll: Wir haben uns schon immer neuen Herausforderungen gestellt und Lösungen gefunden. Diese außergewöhnliche Lösungsfähigkeit gehört also zur DNA unseres Unternehmens!" Er wies aber auch darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte nicht ohne Kunden, Partnern und Mitarbeitern möglich gewesen wäre.

Beirat wird ins Leben gerufen

Aktuell stellt das unabhängige Familienunternehmen die Weichen für die Zukunft: Es wird ein Beirat ins Leben gerufen, denn Arburg soll weiterhin in privater Hand bleiben. Der Beirat wird sich aus Angehörigen der Gesellschafterfamilien und externen Mitgliedern zusammensetzen. Die Gesellschafter werden weiterhin als geschäftsführende Gesellschafter in der Geschäftsleitung aktiv sein. Renate Keinath, geschäftsführende Gesellschafterin und Verantwortliche für den Bereich Personalmanagement, wird in Kürze aus der Geschäftsleitung ausscheiden.

Michael Hehl ging auch auf die ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die ESG-Strategie (Environment, Social und Governance) ein, an der seit 2022 gearbeitet wird. Hier sind neben Klimaschutz, Energie und Innovationen wichtige Themenfelder wie beispielsweise ein verantwortungsvoller Konsum, Bildung, Gleichstellung und Menschenwürde sowie die Art und Weise der Unternehmensführung. Als aktuelle Beispiele dafür verwies er auf die Reduzierung des CO2-Footprint des Unternehmens im Jahr 2022 um 8 % – statt der geforderten 4,7 %! Dies wurde unter anderem durch die Inbetriebnahme eines zweiten Windrades und die Einspeisung des Stromes beider Windkraftanlagen ins Firmennetz möglich. Und die Ecovadis-Auszeichnung in Gold, durch die Arburg nun zu den besten 5 % der weltweit nachhaltigsten Industrieunternehmen gehört.

Aktuell: Herausfordernde Situation

"Im Jahr 2022 haben wir einen Umsatz von 875 Mio. Euro erzielt und sind mit einem guten Auftragsbestand ins Jahr 2023 gestartet", führte Jürgen Boll, Geschäftsführer Finanzen Controlling IT, aus. Arburg befinde sich derzeit, wie viele weitere Unternehmen der Branche, in einer herausfordernden Situation, da der Auftragseingang um rund 30 % zurückgegangen sei. Das Unternehmen geht davon aus in 2023 einen konsolidierten Umsatz von 750 Mio. Euro zu erzielen. Boll weiter: "Doch Arburg wäre nicht Arburg, wenn wir trotz des schwierigen Umfelds nicht positiv in die Zukunft blicken würden." Es werde weiter – wie bereits in der Vergangenheit erfolgreich praktiziert – antizyklisch und zukunftsorientiert in Technologie, Infrastruktur und Personal vor allen Dingen in Nachwuchs investiert.

Der zuvor angesprochene Umsatzrückgang erstreckt sich auf alle Regionen ungefähr gleich. Um die schwierige Phase zu meistern, plant das Unternehmen keine Entlassungen, sondern wird ab dem 8. Januar 2024 an vier Tagen im Monat in Kurzarbeit gehen.

Das Unternehmen hat derzeit rund 3.800 Mitarbeiter. Das sind rund 6 % mehr als vor einem Jahr. Von den rund 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland sind rund 3.000 in Loßburg beschäftigt. Um neue Fachkräfte im Bereich IT und Softwareentwicklung zu gewinnen, wurde mit der Eröffnung eines Standorts in Karlsruhe ein neuer Weg beschritten. Im Arburg Innovation Hub, der in unmittelbarer Nähe zum KIT sitzt, sind zwischenzeitlich 12 Experten tätig – weitere sollen folgen.

Kurzfristige Verbesserung der Situation nicht in Sicht

Gerhard Böhm, Geschäftsführer Vertrieb und Service, begründet die abgeschwächte Nachfrage des Marktes wie folgt: "Die hohen Energiepreise und Zinsen mindern die Investitionsfreude, sodass sich die Investitionen im Wesentlichen auf neu anlaufende Projekte und unbedingt erforderliche Kapazitätserweiterungen beschränken."

Für die Absatzmärkte des Unternehmens zeigt sich laut Böhm aktuell folgendes Bild:

  • In Deutschland ist man ja immer besonders vorsichtig. Dementsprechend wirkt sich die aktuelle Situation hier besonders stark aus.
  • Ähnlich sieht es in den anderen europäischen Ländern aus, mit Ausnahme von Italien, Polen und der Türkei, die im Vergleich etwas besser „dastehen“.
  • Der asiatische Markt ist ebenfalls schwach.
  • Und auch im zuvor sehr stabilen USA-Markt gab es 2023 einen Rückgang – wenn auch weniger deutlich als in den anderen Ländern. Zudem scheint hier zumindest eine „kleine Erholung“ in Sicht zu sein.

Mit Blick auf die Branchen, wird deutlich, so der Geschäftsführer, dass alle Industrien ebenfalls von der schwierigen Situation betroffen sind:

  • Die Branche „Mobility“ unter anderem die Automobilindustrie ist immer noch im Wandel und dabei immer noch weit von der bisherigen Größe entfernt – zumindest mit europäischen Augen betrachtet.
  • Auf die Elektronik-/Elektrobranche wirkt sich die sinkende Nachfrage im Consumer-Bereich aus
  • Gleiches gilt auch für den Packaging-Sektor.
  • Medical hat sich nach dem Covid-Boom natürlich beruhigt. Und ist damit im Verhältnis zu den anderen Branchen noch „einigermaßen“ dabei.
  • und die Baubranche leidet derzeit unter dem hohen Zinsniveau.

"Die Situation ist zwar für uns – wie auch für alle anderen Unternehmen in der Branche – herausfordernd, aber trotz des derzeit eher schwierigen Umfelds blicken wir positiv in die Zukunft", sagt Gerhard Böhm.

 

4 Männer im dunklen Anzug sitzen in einer Reihe an einem Tisch
Die Geschäftsführer Guido Frohnhaus, Gerhard Böhm und Jürgen Boll sowie der geschäftsführende Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung Michael Hehl (von links). (Bild: Redaktion)

Wichtiger Schritt in die Zukunft

Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik, stellte an den Beginn seiner Ausführungen den neuen Allrounder 520 H: "Diese Hybridtechnologie vereint elektrische Präzision und Energieeffizienz, kombiniert mit hydraulischer Dynamik." Sie biete dem Markt die Möglichkeit, "um wirtschaftlich in den Übergang von hydraulischer zu elektrischer Antriebstechnik einzusteigen." Auf dem hybriden Allrounder wurden am Stand drei Komponenten für den Modellbausatz der Jubiläumsmaschine im Maßstab 1:18 gefertigt. Mit diesem Bausatz knüpft das Spritzgießmaschinenbauer an das begehrte Sammlerstück des Alrounders S an.

Außerdem ging Frohnhaus auf die weiteren Exponate am 1.600 m² großen Stand des Unternehmens ein: Das In-Mould-Labelling für Medizinprodukte, IML-Becher im Spritzpräge-Verfahren, Mehrkomponentenspritzgießen von LSR und Thermoplast, Turnkey-Anlage rund um einen Allrounder 375 V, mit der Reifenheber gefertigt wurden und last but not least wurde mit einer komplexen Turnkey-Lösung der erneute Besuchermagnet, der Werkzeugkoffer im Arburg-Design, gefertigt. Das Tochterunternehmen Arburg Additive präsentierte am Stand einen Freeformer 750-3X in Hochtemperaturausführung und den kompakten 3D-Drucker TIQ 2 von Innovatiq.

 

Fakuma Abschluss des Jubiläumsjahres

Einhebelmaschine C1 mit Kind
Mit einem Replikat der ersten Arburg-Spritzgießmaschine C1 von 1956 fertigten selbst die kleinsten Messebesucher eigenhändig Einkaufswagen-Chips aus PP-Rezyklat. (Bild: Arburg)

"Das Jubiläumsjahr 2023 beschließen wir nun – sozusagen „mental“ – mit der Fakuma. Daher lassen wir unsere Erfolgsgeschichte im Rahmen einer Sonderausstellungsfläche noch einmal Revue passieren. „In action“ ist auch eine C-Maschine zu sehen, mit der 1956 die Erfolgsgeschichte von Arburg als Spritzgießmaschinenbauer begann", erläuterte Michael Hehl.

Diese funktionsfähige Maschine wurde von Auszubildenden des Unternehmens originalgetreu nachgebaut. Produziert wurden damit Einkaufswagen-Chips aus Post-Consumer-Rezyklat.

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ARBURG GmbH + Co KG

Arthur-Hehl-Str.
72290 Loßburg
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