Dr.-Ing. Michael Bosse, SimpaTec GmbH

Dr.-Ing. Michael Bosse, Simpatec. (Bild: Simpatec)

Wetten, dass Sie in ihrem eigenen Bekanntenkreis gleich mehrere Leute treffen, die in der Kunststoffverarbeitung beschäftigt sind? In Deutschland wird die mit Abstand größte Menge Kunststoff in ganz Europa verarbeitet. Rund 20 Prozent der 50 Millionen Tonnen Kunststoff prägen große Teile der hier ansässigen Industrie.

Durch Ferienjob und Praktikum hatte ich das Spritzgießen schon während der Schulzeit kennengelernt und war ziemlich beeindruckt von der 10.000 t-Maschine*, an der ich nach und nach immer mehr Aufgaben übernehmen konnte. Die praktischen Tätigkeiten, komplexe Werkzeuge mit Schiebern, polierten Oberflächen, Auswerfern, Hydraulik und Pneumatik zu warten und zu installieren, wurden danach in der Theorie durch mein Studium des Maschinenbaus ergänzt. Das passte alles prima zusammen – in meiner Diplomarbeit einer Prozess-Korrelationsanalyse arbeitete ich mich noch durch 5.000 in einem Versuchsplan hergestellte Bauteile (die dafür nötige Spritzgießmaschine im Technikum aufzustellen, war ein grandioser Teil der Diplomarbeit) und damit war das Grundverständnis für Werkstoffe und Prozesse gelegt, die mich nie wieder losgelassen haben.

Seither habe ich mit den ganz alltäglichen Kunststoffen ebenso gearbeitet, wie mit hoch spezialisierten Mischungen, die unglaubliche Anwendungen erlauben. In Phasen der Vorentwicklung hat mich dabei die Frage vieler Kunden begleitet: „Geht das, was ich als Produkt vorhabe, auch mit Kunststoff?“. Die Antworten darauf zu finden, empfand ich immer als „angenehm anstrengend“, denn sein eigenes Fachgebiet erweitern und durchdenken zu müssen, macht dann besonders Spaß, wenn man die Grundlagen einmal richtig kapiert hat.

Heute stellen wir uns die Frage, ob die Verwendung von „Plastik“ der richtige Weg war und ist. Ich finde es verständlich und richtig, angesichts der Ausbreitung von Kunststoffen in der Biosphäre die Verwendung von Polymeren ganz allgemein infrage zu stellen. Diese Werkstoffklasse, die wir alle seit beinahe 100 Jahren nutzen, hat uns enorme Vorteile beschert, aber auch große Schwierigkeiten aufgebürdet. Erst, wenn wir ihre Verwendung einmal umfassend infrage stellen, erkennen wir den direkten Zusammenhang von Kunststoffen und unserer jetzigen, komfortablen und modernen Lebenssituation.

Von den heutigen Herausforderungen, die das „moderne Leben“ mit all seinen Errungenschaften in Kommunikation, Gesundheit, Mobilität und allgemeinem Lebensstandard mit sich bringt, dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Um diese Challenge zu meistern, ist Professionalität beim Umgehen mit ihr gefragt. Das entsprechende Studium liefert die dafür erforderlichen Kenntnisse  - sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

In der Kunststofftechnik arbeiten Sie mit den modernsten und anpassungsfähigsten Werkstoffen, die jemals vom Menschen genutzt wurden. Ihre Herstellprozesse sind energetisch unübertroffen, die Anwendungsgebiete sind überaus vielseitig und die Basis dafür, was wir als unser aktuelles Leben im 21. Jahrhundert kennengelernt haben. Die beste Art der Kritik daran ist, es selbst besser zu machen. Studieren Sie Kunststofftechnik!

* (im Studium lernen Sie auch, dass diese Bezeichnung der Maschine „10.000 t“ nicht ihr Gewicht bedeutet)

Die große Übersicht zum Studium der Kunststofftechnik

Junge Menschen beobachten gemeinsam einen 3D-Drucker bei der Arbeit
(Bild: Dalle 3 / OpenAI)

Die Kunststoffindustrie sucht händeringend nach Fachkräften. Und auch die Hochschulen melden immer weniger Einschreibungen für ein Studium der Kunststofftechnik. In unserer Übersicht gehen wir für alle Interessierte den Fragen nach:

  • Was macht eigentlich ein Kunststoffingenieur?
  • Wie viel verdient ein Kunststoffingenieur?
  • Wo kann ich Kunststofftechnik studieren?

Neugierig geworden? Dann folge diesem Link.

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