Ein Mensch neben einem digitalen Dino

Dominik Unger vom KNF führt gemeinsam mit einem virtuellen Dino durch die Videos, die sich allesamt thematisch mit Kunststoff befassen. (Bild: KNF)

Sinkende Bewerberzahlen auf die Ausbildungsplätze, insbesondere im gewerblichen Bereich der Kunststoffverarbeitung und dem Werkzeugbau, stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Durch die öffentliche Diskussion der vergangenen Jahre wurde der Werkstoff „Kunststoff“ immer mehr in eine Schmuddelecke gedrängt. Der Begriff Kunststoff wird häufig mit Umweltverschmutzung assoziiert. Dabei geht in der öffentlichen Wahrnehmung das Bewusstsein verloren, dass Kunststoff in nahezu allen Lebensbereichen die Voraussetzung für unseren heutigen Lebensstandard darstellt. Ohne Kunststoff werden auch die Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht werden können.

Das Kunststoff-Netzwerk Franken hat daher den Weg beschritten, für Schulen Informationspakete zu schnüren, die als Unterrichtseinheiten den Lehrkräften zur Verfügung gestellt werden. Diese Unterrichtspakete können sowohl in den aktuellen Lehrplan der Mittelschulen eingebaut werden, als auch als Unterrichtseinheit für zu überbrückende Ausfallstunden zum Einsatz kommen.

Was beinhaltet solch ein Unterrichtspaket?

Jedes Informationspaket besteht aus einem thematischen Video in Verbindung mit einem Arbeitsblatt. Die Aufgabe der Schüler und Schülerinnen besteht darin, die Informationen der Videos zu reflektieren und in der Gruppe über die eigenen Erfahrungen mit dem Werkstoff Kunststoff zu diskutieren. Das Ziel ist es, die Wahrnehmung für die Bedeutung von Kunststoff in unserem Alltag zu schärfen und damit ein verbessertes Bild dieser Werkstoffklasse zu erreichen.

Nachgehakt bei Hans Rausch, Geschäftsführer des KNF:

Hans Rausch
(Bild: KNF)

PLASTVERARBEITER: Das Kunststoff-Netzwerk Franken (KNF) wirbt auf Youtube für den Werkstoff Kunststoff. Ging die Initiative von den Mitgliedern des KNF aus?

Hans Rausch: In der Vergangenheit waren wir dabei sehr erfolgreich, wenn wir zusammen mit unseren Unternehmen in Schulen das Thema Kunststoff vorstellten und anschließend im Sinne eines Mini Assessment Centers den Jugendlichen kunststoffspezifische Aufgaben vorlegten, die diese lösen sollten. In diesem Zusammenhang hatten die anwesenden Ausbilder unserer Firmen die Möglichkeit sich einen ersten Eindruck von den potentiellen Auszubildenden zu verschaffen und konnten einzelne Personen gezielt ansprechen.

Darüber hinaus waren wir aktiv auf Ausbildungsmessen Schulinformationstagen.

Auslöser für die Videos war jedoch die Corona-Pandemie. Da es weder Ausbildungsmessen im herkömmlichen Sinn gab noch die Möglichkeit bestand, Jugendlichen vor Ort über das Thema Kunststoff zu informieren, war die Idee eine Art digitaler Schulbesuch zu entwickeln. Es stellte sich jedoch sehr bald heraus, dass aufgrund der nicht optimalen digitalen Infrastruktur in den Schulen eine bidirektionale Kommunikation bei einem solchen Schulbesuch nicht sinnvoll gestaltet werden konnte. Daher wurde ein Weg gesucht, die Informationen an die Schülerinnen und Schüler zu bekommen, ohne selbst zwingend vor Ort zu sein. Dies war der Auslöser, digitale Informationseinheiten in Form der Videos zu erstellen und diese zusammen mit einem jeweils jahrgangsstufenspezifischen Arbeitspapier zu kombinieren. Die Kombination aus Video und Arbeitsblatt, stellt für die Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit dar, eine Unterrichtseinheit ohne großen Aufwand zu gestalten und dabei verschiedene Aspekte des Thema Kunststoffs zu beleuchten. Die Arbeitsblätter wiederum sind so konzipiert, dass die Schüler und Schülerinnen das Thema und ihre eigenen Erfahrungen mit dem Werkstoff reflektieren sollen und damit eigenständig erkennen, wie vielfältig Kunststoff in unserem Leben eine Rolle spielt.

Letztendlich boten damit die Videos die Möglichkeit einerseits junge Menschen zum Thema Kunststoff zu informieren und gleichzeitig die Gelegenheit unsere Unternehmen im Netzwerk weiterhin bei der Gewinnung von Auszubildenden zu unterstützen.

Anmerkung: insbesondere im ersten Video „Woher kommt Kunststoff“ besteht für die Unternehmen die Möglichkeit, die Sequenz mit den beiden vorgestellten Ausbildungsberufen durch eigene Videos aufzufüllen und damit diesen Film für sich selber zu individualisieren.

PLASTVERARBEITER: Gehen Sie mit dem ausgearbeiteten Informationsmaterial aktiv auf die Schulen zu oder wie wird das Unterrichtsmaterial verbreitet?

Rausch: wir sind bereits von Anfang an bei der Konzeption der Arbeitsblätter auf den Arbeitskreis Schule Wirtschaft im Landkreis Kronach zugegangen. Mit Frau Söllner, die selbst Lehrerin an der Mittelschule in Küps ist, haben wir eine sehr engagierte Lehrkraft gefunden, die uns bei der Erarbeitung der Arbeitsblätter unterstützt hat. Viele Aspekte, die hierbei einfließen, wären uns ohne Ihre Unterstützung niemals in den Sinn gekommen. Es war für uns daher sehr wichtig, die Expertise von Seiten der Schulen mit einfließen zu lassen.

Die Arbeitsblätter, sollen dann über die Arbeitskreise Schule-Wirtschaft weiter bekannt gemacht werden und den Schulen aktiv angeboten werden. Das Ziel ist es, ein digitales Informationspaket zu schnüren, dass es den Lehrkräften erlaubt, schnell und einfach eine Unterrichtseinheit zur Verfügung zu haben. Insbesondere da derzeit nach Aussage der Schulleitungen sehr viele Unterrichtsstunden ausfallen und durch fachfremde Lehrkräfte überdrückt werden müssen, bietet sich hierbei die Chance, dass unser Material zum Einsatz kommt.

PLASTVERARBEITER: Wie werden die Informationspakete finanziert?

Rausch: Die Erstellung von derartigen Videos war schon länger eine Idee, die bei uns geschwelt hat. Jedoch fehlte es meist entweder an der Zeit, an der Personalkapazität oder an den finanziellen Mitteln das umzusetzen. Durch die Situation, dass während der Corona Pandemie viele Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt wurden, Ausbildungsmessen weg fielen und die Schulbesuche nicht möglich waren, standen wir plötzlich vor der Situation, dass Personalkapazitäten zur Verfügung standen und die dringende Notwendigkeit vorlag, weiterhin die Informationen an die Jugendlichen zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt bot sich eine Förderung an, die dem Kunststoff-Netzwerk Franken von Seiten der Plattform Go-Cluster, der Netzwerk-Vereinigung des Bundeswirtschaftsministeriums für herausragende Netzwerkverbunde, eröffnet wurde.

Es bestand die Möglichkeit, im Rahmen dieser Förderung sogenannte neue Netzwerk Services fördern zu lassen. Diese Möglichkeit haben wir ergriffen. Es entstand das Projekt „Konzeption und Entwicklung digitaler Schulbesuche“ (KedSchub).

Dieses Projekt gab uns die Möglichkeit, unsere Ideen umzusetzen und Erfahrungen im Hinblick auf die Erstellung digitaler Inhalte zu sammeln. Dafür sind wir der Initiative Go-Cluster sehr dankbar.

Den weiteren Teil des Interviews lesen Sie weiter unten im Beitrag.

Das Video "Woher kommt Kunststoff" können Sie hier einsehen:

Diese weiteren Videos gibt es zusätzlich vom KNF

ein QR-Code
Die Videoreihe kann zudem auch unter folgendem QR-Code gefunden werden. Einfach abscannen und losschauen. (Bild: KNF)

*der Link führt zum jeweiligen Video

Nachgehakt bei Dominik Unger, Netzwerkansprechpartner Faszination Kunststoff, Projekt KedSchub, AK Aus- und Weiterbildung:

(Bild: KNF)

PLASTVERARBEITER: Waren beim Erarbeiten der Materialien Mitglieder der Zielgruppe eingebunden?

Dominik Unger: Bei der Erarbeitung der Materialien wurden sowohl die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler als auch die Mitglieder des Kunststoff-Netzwerk Franken einbezogen. Nach der Erstellung des ersten Videos wurde ein Workshop in einer Mittelschule durchgeführt, in dessen Verlauf die Einstellung der Jugendlichen zum Thema Kunststoff thematisiert wurde. Dieser Workshop soll auch in Zukunft immer wieder in den Schulen durchgeführt werden. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden die Botschaften in den Videos angepasst. Die Inhalte der Videos selber orientieren sich an der Diskussion in der Gesellschaft. Die logische Abfolge: „Woher kommt Kunststoff“ - „Kunststoff im Alltag“ - „Kunststoff und Umwelt“ – „Kunststoff und Nachhaltigkeit“ -„Faszination Kunststoff“ ergab sich aus der öffentlichen Diskussion.

Bei der Erstellung der Videos wurden aber auch unsere Mitgliedsunternehmen derart eingebunden, dass in einem der Unternehmen, der Firma Schwindt Digital aus Coburg, die Videos erstellt wurden und verschiedene andere Unternehmen innerhalb aber auch außerhalb des Netzwerks uns auf Anfrage Videomaterial zur Verfügung gestellt haben, was in den Filmen eingeflossen ist. Uns kam es immer darauf an, möglichst plakativ zu zeigen, in welchen Lebensbereichen Kunststoff eine Rolle spielt und wo dessen Vor-aber auch Nachteile liegen. Insbesondere lag uns der Aspekt eines sorgsamen Umgangs mit dem Werkstoff im Hinblick auf die Umwelt am Herzen.

PLASTVERARBEITER: Für welche Ausbildungsberufe hoffen Sie durch die Kampagne jungen Menschen begeistern zu können?

Unger: Die beiden originären Berufe der Kunststoffindustrie sind der Werkzeugmechaniker sowie der Verfahrensmechaniker für Kunststoff und Kautschuktechnik, welche beide für alle Geschlechter gleichermaßen geeignet sind. Genau das wollten wir auch im ersten Video zeigen. Natürlich gibt es mehr Ausbildungsberufe im Bereich Kunststoff. Dies würde auch für die Zukunft weitere Perspektiven für zusätzliche Informationen eröffnen. Uns lag es jedoch zunächst mal am Herzen, neben den grundsätzlichen Ausbildungsberufen das Thema Kunststoff in seiner Vielfältigkeit, in seiner Faszination darzustellen. Bei der ganzen Diskussion um Umweltverschmutzung, Mikroplastik und Verpackungsmüll wird eine geistige Differenzierung zu technischen Kunststoffen häufig nicht mehr wahrgenommen. „Kunststoffverarbeiter produzieren Plastik und Plastik ist schlecht“ lautet häufig der Tenor. Dies ist nicht akzeptabel. Wir wollten zeigen, dass viele Aspekte des Umweltschutzes, der Nachhaltigkeit aber auch insbesondere in der Medizintechnik ohne moderne Kunststoffe nicht möglich wären. Die Diskussion um die Reduzierung des Kunststoffverbrauchs ist in vielen Bereichen kontraproduktiv. Das Ziel der Videos war es, jungen Menschen einerseits für den Werkstoff zu begeistern und andererseits ihre Perspektive auf die verschiedenen Aspekte hinzu öffnen.

PLASTVERARBEITER: Planen Sie weitere Folgen?

Unger: Wir wollen nun diese Videos zunächst einmal in den Schulen zum Einsatz bringen. Wir sind jedoch offen für neue Themen. Ziel muss es sein, diese fünf Thematiken sinnvoll zu ergänzen. Dies können Ausbildungsberufe sein, aber auch durchaus neue interessante Aspekte aus der Kunststoffverarbeitung und dessen Technologie. Hierzu sind wir für Ideen offen. Wir würden uns sehr freuen, wenn uns die Unternehmen und die Schulen unterstützen und diese Videos bekannter werden würden. Je mehr sie zum Einsatz kommen, desto mehr junge Menschen setzen sich mit dem Thema auseinander und desto mehr wird es auch Sinn machen, zusätzliche Folgen zu produzieren. Wir wünschen uns sehr, dass sich dies in diese Richtung entwickelt.

PLASTVERARBEITER: In allen Videos tritt ein kleiner Dinosaurier auf, was hat es mit ihm auf sich?

Unger: Als wir uns die Gedanken gemacht haben, wie wir das Thema einsteigen, mussten wir überlegen, wo wir beginnen. Die erste Idee war beim Granulat zu beginnen, aber wo kommt denn Granulat her? Granulat besteht aus Öl. Dann kam die Idee auf zu sagen, „wo kommt eigentlich Öl her?“.

Dabei wurde die Idee des Dinos geboren. „Was haben Dinosaurier mit Kunststoff zu tun?“ Dies sollte der Einstiegsslogan unsere Filme werden.

Die Animation dieses Dieners stellte uns zunächst vor die größten Herausforderungen im Rahmen des Projektes überhaupt. Aber auch hier hatte sich wieder bewährt, wenn man in einem Netzwerk arbeitet. Einer unserer Arbeitskreisleiter stellte den Kontakt zu einem früheren Schulfreund her, der wiederum selber als professioneller Video Artist in Berlin tätig ist. Er war bereit, uns bei der Realisierung des Dinos zu unterstützen und dafür sind wir sehr dankbar.

Vom Dinos selber waren bei den ersten Testvorführungen alle so begeistert, dass wir fanden, es wäre schade, wenn er nur im ersten Video auftaucht. So wurde er als Ankerpunkt für alle Videos gewählt. Unser Dino will einfach wissen, was aus ihm geworden ist und gibt im Rahmen seiner Möglichkeiten Statements zu den Aussagen ab, die mein Kollege Dominik Unger in den Videos tätigt. Die Zustimmung oder die Missbilligung von unserem Dino soll noch einmal die Bedeutung der Aussagen unterstreichen und verstärken. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Aufmerksamkeit in den Filmen deutlich steigt, wenn immer wieder gewartet wird, ob der Dino kommt oder nicht.

Junge Menschen über die positiven Aspekte von Kunststoff aufklären

Die Videos thematisieren zwei klassische Ausbildungsberufe, gehen auf verschiedene Aspekte der oben genannten Themen ein und setzen sich kritisch mit diesen auseinander. Als verbindendes Element dieser Videos wurde ein Dinosaurier ausgewählt, der im ersten Video erstmals auftritt und in den folgenden Videos immer wieder erscheint und den Moderator der Videos begleitet.

„Unser Ziel ist es, die Schüler und Schülerinnen vor und in der Phase ihrer Berufswahlentscheidung zu erreichen, ihnen die positiven Aspekte des Werkstoffs näherzubringen und sie auf die Zukunftschancen, die unsere Branche bietet, aufmerksam zu machen. Mit den Unterrichtspaketen wollen wir auch die Lehrkräfte unterstützen und ihnen die Möglichkeit geben, spannende Themen in den Unterricht zu integrieren. Wir würden uns sehr freuen, wenn diese Unterrichtspakete breite Unterstützung erfahren würden. Gerne können wir Unternehmen diese Videos auch für Ihre eigene Imagearbeit benutzen“, erklärt Hans Rausch vom Kunststoffnetzwerk Franken.

Quelle: KNF

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