Als ich mich an der RWTH Aachen für den Bachelor in Maschinenbau eingeschrieben habe, wusste ich noch nicht, welche Vertiefungsrichtung es einmal werden soll. Kunststoff- und Textiltechnik hatte ich aber erstmal kategorisch ausgeschlossen, ich wollte ja „was Richtiges“ lernen.
Bekanntlich kommt es immer anders, als man denkt. Das Interesse für die Kunststofftechnik – allen voran für den Spritzguss – kam durch den Besuch der Familie eines Kommilitonen. Sein Vater: Kunststoffingenieur von ganzem Herzen und zugleich Geschäftsführer eines Herstellers für Dentalprodukte. Ich hatte so die Möglichkeit, einen ersten aber zugleich intensiven Einblick in die Spritzgießfertigung zu bekommen. Dies hat einen derart bleibenden Eindruck hinterlassen, dass die Weichen für mich damit gestellt waren. Eine Entscheidung, die ich heute, knapp 15 Jahre später, immer noch genau so treffen würde!
Kunststoffe genießen in den letzten Jahren zunehmend einen schlechten Ruf. Richtig eingesetzt können durch Kunststoffe aber auch sehr viele Ressourcen eingespart werden. Dadurch leistet genau dieser verpönte Kunststoff auch einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz. Genau für diese Entwicklungen braucht es mehr Kunststoffingenieurinnen und –ingenieure, kreative Köpfe, die sich für ressourcenschonende Entwicklungen einsetzen und diese überhaupt erst möglich machen. Die Vielseitigkeit von Kunststoffen, und die Möglichkeit, für jede Anwendung genau den richtigen auszuwählen zu können, machen diesen Werkstoff so spannend.
Heute bin ich Bereichsleiter Anwendungstechnik, Kundendienst und Produktion bei Dr. Boy. Ich darf mich tagtäglich mit spannenden Spritzgießanwendungen, den Herausforderungen der Kunststoffverarbeiter und der Fertigung unserer Spritzgießmaschinen beschäftigen. Dieser Job bei einem Maschinenhersteller vereint letztendlich Teile des „klassischen“ Maschinenbaus mit der Prozesstechnik – ein weites aber zugleich sehr spannendes Themenfeld.