2014, im Krisenjahr der Dualen Systeme, hatte Remondis sein eigenes Duales Systems Eko-Punkt aufgegeben. „Die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen wird steigen und zugleich sortiert sich der Markt neu“, sagte Herwart Wilms, Geschäftsführer von Remondis. „Wir versprechen uns von der Übernahme, auch vor dem Hintergrund des neuen Verpackungsgesetzes, perspektivisch eine Stärkung des Verpackungsrecyclings.“
Mit der Einrichtung einer unabhängigen Zentralen Stelle (Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister), die die ordnungsgemäße und vollständige Lizenzierung aller Verkaufsverpackungen, die in den deutschen Markt eingebracht werden, kontrolliert, ist für die Zukunft ein faires und geordnetes Marktgeschehen zu erwarten, teilte Remondis mit. Dies gilt auch als Voraussetzung für die Erfüllung der ambitionierten stofflichen Recyclingquoten, die der Gesetzgeber mit dem neuen Verpackungsgesetz ab Januar 2019 vorgibt. In diesem Markt mit eindeutigen Spielregeln sichert die neutrale Stelle eine diskriminierungsfreie Vergabe von Erfassungsleistungen. Sie entscheidet ausschließlich über die Vergabe der Erfassungsleistungen in den Bereichen Leichtstoffverpackungen und Glas, heißt es bei Remondis weiter.
Ludger Rethmann, der Vorstandsvorsitzende Rremondis, sagte dazu: „Die Verbesserung der Rahmenbedingungen ermöglicht es Remondis, mit anderen Wettbewerbern in diesem Markt gleich zu ziehen und Wachstumsmöglichkeiten im internationalen Bereich zu nutzen. Kunststoffrecycling ist in der aktuellen politischen Diskussion zurecht weltweit in aller Munde. DSD mit seiner weltweiten Reputation eröffnet uns gerade dafür ganz neue Möglichkeiten.“ Michael Wiener, Geschäftsführer von DSD, ergänzte: „Remondis ist der richtige Partner, um unser Ziel zu erreichen, hochqualitative Recyclingkunststoffe im industriellen Maßstab anzubieten.“
Der Unternehmensname DSD wird ebenso wie die Marke „Der Grüne Punkt“ bestehen bleiben. Das gesamte Management von DSD bleibt langfristig an Bord, um die weitere Entwicklung des Unternehmens gemeinsam mit Remondis zu gestalten. Weder sind Einschnitte bei Mitarbeitern noch die Verlegung des Firmensitzes von DSD geplant. Vielmehr sind Investitionen vorgesehen, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen.
Die zunehmende Digitalisierung bringt neben den genannten Veränderungen zusätzliche Dynamik in den Markt. Einige ebenfalls zur Schwarz-Gruppe gehörende Gesellschaften bieten beispielsweise Online-Plattformen für Gewerbekunden sowie eine Kontraktplattform für Duale Systeme und ihre Kunden an. Mit dem Erwerb von DSD kann die Unternehmensgruppe Remondis nun noch tiefer auf Kundenwünsche nach geschlossenen Wertschöpfungsketten, Produktdesign und wirtschaftlicher Besserstellung bei der Verpackungslizenzierung durch recyclinggerechte Verpackungen eingehen.
Darüber hinaus besteht nicht nur in den meisten Ländern der EU, sondern auch im außereuropäischen Ausland Bedarf an einer Verpackungsentsorgung nach deutschem Vorbild, einschließlich einer Einführung der Dualen Systematik. Beispiele für diese Entwicklung sind – neben anderen Ländern – Russland und China. Um in diesen Märkten als kompetenter Partner agieren zu können, muss Remondis nach seiner eigenen Einschätzung auch im heimischen Markt für Verpackungsrecycling Präsenz zeigen. Das einst von Remondis als Non-Profit-Organisation mitgegründete DSD genießt auch im Ausland einen gewissen Bekanntheitsgrad und hohes Renommee. Der Erwerb von DSD verbessert daher vor allem die internationalen Wachstumsperspektiven von Remondis. (dw)
Duale Systeme in Deutschland – ein Blick auf den Markt
Das Duale System Deutschland, das ursprünglich als Non-Profit-Gesellschaft gegründet wurde, ist mit einem Gesamtumsatz von 490 Mio. EUR und etwa 220 Mitarbeitern eins von neun Dualen Systemen, die sich den Markt für lizenzierte Verpackungsabfälle mit einem Gesamtvolumen von rund 900 Mio. EUR teilen. In den letzten Jahren verlor das Unternehmen durch zahlreiche Eintritte anderer Dualer Systeme gut dreiviertel seines ursprünglichen Umsatzes und wechselte mehrfach den Besitzer. Das Jahresergebnis von DSD liegt heute deutlich unter dem Niveau mittelständischer Betriebe der Branche und sogar mittelgroßer Kommunalbetriebe wie z.B. denen der Stadt Dortmund.
Die historische Marktdominanz von DSD ist dadurch deutlich relativiert. Die beiden großen französischen Gesellschaften Suez (Umsatz: 15,9 Mrd. EUR/ 90.000 Mitarbeiter) und Veolia (Umsatz: 25,1 Mrd. EUR/ 168.000 Mitarbeiter) betreiben bereits seit längerem ihre eigenen Dualen Systeme, ebenso wie eine Vielzahl mittlerer Recyclingunternehmen, die gemeinsam ein Duales System besitzen. Sogar chinesische Unternehmen sind über ihre deutsche Beteiligungsgesellschaft Alba/ Interseroh mit nennenswerten Marktanteilen tätig.
Mit dem Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland) ist außerdem ein neuer Teilnehmer in den Markt für Kreislaufwirtschaft eingetreten, der mit einem Jahresumsatz von 96,9 Mrd. EUR (2017) das dreizehnfache Umsatzvolumen von Remondis erwirtschaftet und mit 400.000 Mitarbeitern größer ist als die gesamte Recyclingbranche in Deutschland. Über seine Tochtergesellschaft Greencycle hat die Schwarz-Gruppe im Jahr 2018 das fünftgrößte Recyclingunternehmen Deutschlands, das Unternehmen Tönsmeier in Porta Westfalica erworben (Umsatz mehr als 500 Mio. EUR/über 3.000 Mitarbeiter). Kürzlich hat der Handelskonzern die Tochter SDL Sigma in die neue Prezero Dual umfirmiert und ist damit unmittelbar als einer der größten Wettbewerber in den Markt der Dualen Systeme eingestiegen.
Mit dem Einstieg chinesischer Investoren bei der Scholz-Gruppe aus Essingen (Umsatz 1,63 Mrd. EUR), bei EEW (Umsatz 541 Mio. EUR) und Alba/Interseroh (Umsatz 1,28 Mrd. EUR) ist es in den vergangenen beiden Jahren außerdem zu einer weiteren Auffächerung des Marktes gekommen.
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