
Fluorpolymere stecken in unzähligen Produkten. Ein PFAS-Verbot wäre für die Kunststoffindustrie so nicht aufzufangen – mit fatalen möglichen Folgen. (Bild: Geralt - Pixabay)
Ein mögliches PFAS-Verbot hätte für die Kunststoffindustrie weitreichende Folgen. Von den Verantwortlichen in der Bundesregierung und auf EU-Ebene wünscht sich die Kunststoffindustrie ein gutes Augenmaß. Was das genau bedeutet.
Der derzeitige Beschränkungsvorschlag differenziert weder zwischen den völlig unterschiedlichen und einzeln zu regulierenden Substanzen, noch zwischen den sehr weitreichenden und unterschiedlichen Anwendungen. Insbesondere die Fluorpolymere, die eine wichtige Rolle in Industrieprozessen, bei der Energie-, der Wärme- und der Mobilitätswende sowie für die Digitalisierung spielen, stellen keinerlei Risiko für Konsumenten oder Umwelt dar.
Die Kritik in der Kunststoffbranche gegen ein allumfassendes PFAS-Verbot ist groß. „Wir sind Kunststoff“, eine Initiative der führenden Industrieverbände der Kunststoffindustrie, hat die verschiedenen Positionen des Kunststoffmaschinenbaus, der Kunststoffhersteller, und der kunststoffverarbeitenden Unternehmen zusammengetragen. Es gibt eine zentrale Forderung, die alle Industrieverbände teilen: Fluorpolymere müssen von einem möglichen PFAS-Verbot ausgenommen werden.
Warum ein PFAS-Verbot die Existenz vieler Betriebe bedroht
Laut dem aktuellen Regulierungsvorschlag sollen auch alle Fluorpolymere verboten werden, die in Dichtungen, Schläuchen, Armaturen, Pumpen oder Ventilen verwendet werden. Für diese Stoffe gibt es in vielen Anwendungen heute und auf absehbare Zeit keinen Ersatz. Der VDMA, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, fordert Ausnahmen für PFAS-Stoffe, die in Maschinen stecken und nicht mit der Umwelt in Berührung kommen.
„Wir unterstützen den Schutz von Menschen und Umwelt und damit auch, dass alles getan wird um zu vermeiden, dass schädliche Substanzen in die Umwelt gelangen“, sagt Thomas Kühmann, Geschäftsführer des Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen im VDMA. „Die in Maschinen eingesetzten Stoffe sind grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend, aber notwendig für deren Funktionsfähigkeit. Die vorliegende PFAS-Regulierung ist eine Verbotsregulierung, die alle Stoffe ausschließt, wohingegen nur wirklich gefährliche Stoffe ausgeschlossen werden sollten. Allein dieser Ansatz hilft Menschen und Wirtschaft gleichermaßen.“
Was die Fluorpolymerhersteller sagen
Die Arbeitsgruppe der Fluorpolymerhersteller von Plastics Europe, dem Verband der Kunststofferzeuger, nimmt die öffentliche Besorgnis über PFAS ernst, kritisiert jedoch, dass der Verbots-Vorschlag der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht zwischen Fluorpolymeren und anderen PFAS unterscheidet. Zudem seien die Übergangsfristen in vielen Fällen unzureichend. „Beim Regulierungsvorschlag muss noch an vielen Stellen nachgebessert werden“, so Ingemar Bühler, Plastics Europe Deutschland.
Die Konsequenzen eines PFAS-Verbots für die industriellen Wertschöpfungsketten
Pro-K, der Industrieverband für langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme, macht sich dafür stark, Fluorpolymere von der Regulierung auszunehmen. Der aktuelle Beschränkungsvorschlag umfasst über 10.000 PFAS-Substanzen, darunter Fluorpolymere, obwohl diese nach OECD-Kriterien als products of low concern und damit unbedenklich gelten. „In den vergangenen Monaten haben betroffene Unternehmen und Organisationen über 3.500 Eingaben zum Echa-Dossier vorgenommen; vielfach wurde dabei auf die Gefahr wegbrechender industrieller Wertschöpfungsketten hingewiesen, sollten Fluorpolymere beschränkt bzw. verboten werden. Pro-K hat sich hier an die Spitze der Bewegung gestellt und setzt sich massiv für eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der Fluorkunststoffe ein“, sagt Sven Weihe, Interims-Geschäftsführer von Pro-K.
Quelle: Plastics Europe
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