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Dr. Sarah Brückner, Abteilungsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit beim VDMA, und Thorsten Kühmann, Geschäftsführer VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen. (Bild: VDMA)

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) kommen in der Produktion insbesondere dort zum Einsatz, wo extreme Bedingungen herrschen: hohe Temperaturen, starker Abrieb oder aggressive chemische Bedingungen. Damit sind sie unverzichtbar für wichtige Technologien der Energiewende, zum Beispiel die Herstellung von Brennstoffzellen, Solaranlagen oder Wasserstoffelektrolyseure. Aber nicht nur dort. Wir gehen derzeit davon aus, dass so gut wie jedes Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau PFAS einsetzt. Entweder in der Produktion oder in den Produkten. Nicht allen ist schon bewusst, dass in ihren Dichtungen, Leitungen oder Armaturen vielleicht PFAS enthalten sind. Für einige Anwendungsfälle sind in dem derzeitigen Regulierungsvorschlag Ausnahmen vorgesehen.

Während der Regulierungsvorschlag sehr umfassend ist, sind die Ausnahmen sehr spezifisch und kleinteilig. Bei einer Stoffgruppe von 10.000 Stoffen, alle Anwendungsfälle einzeln zu betrachten ist so gut wie unmöglich. In manchen Fällen wird es möglich sein, auf Alternativen zurückzugreifen. In den meisten Fällen werden die Materialien aber auf Grund ihrer besonderen Eigenschaften eingesetzt und lassen sich nicht durch andere Materialien gleichwertig substituieren. Fluorpolymere zeichnen sich durch ihre Materialeigenschaften aus, andere Materialien sind in der Regel billiger. Das PFAS-Verbot, wie es die EU derzeit plant, hätte in der Industrie daher verheerende Wirkung. Es wäre ebenso überzogen, wie unbegründet. Denn die in der Industrie am meisten verwendeten Fluorpolymere, die sogenannten „polymers of low concern“, sind wissenschaftlichen Studien zufolge keine relevante Gefahr für die Umwelt. Die Fluorpolymere und ihre Produktion sollten daher von einem Verbot ausgenommen werden. Auflagen für den Produktionsprozess und die Entsorgung können sinnvoll sein, damit auch durch Vor- beziehungsweise Zwischenprodukte keine Gefahr für die Umwelt besteht.

 

Was Sie über PFAS wissen müssen

Übersichtsgrafik zu PFAS.
Wissenswertes zu PFAS finden Sie in unserem Übersichtsartikel. (Bild: Francesco Scatena – Stock.adobe.com)

Fluorpolymere und weitere fluorhaltige Substanzen sollen verboten werden. Eine ihrer herausragenden Eigenschaften – die Beständigkeit – könnte ihr Verbot bedeuten. Für Sie haben wir das Thema PFAS aus verschiedenen Blickwinkeln während der Widerspruchsfrist beleuchtet und halten Sie künftig zu PFAS-Alternativen auf dem Laufenden. Alles, was Sie zum Thema wissen sollten, erfahren Sie hier.

Was außerdem gegen ein PFAS-Verbot aus Sicht des VDMA spricht

Gegen ein Verbot spricht auch, dass es derzeit keine standardisierte Analysemethode gibt, um sicher zu ermitteln, das Produkte die nach Europa importiert werden, keine PFAS enthalten. Auch entsprechende Informationen in den Lieferketten fehlen. Im Ergebnis würde das geplante Verbot bedeuten, dass europäische Produzenten auf PFAS verzichten müssten, während Konkurrenten aus Nicht-Euro-Ländern die Stoffe weiterhin verwenden und sich damit erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen könnten. Das ist besonders für Branchen wie die Kunststoffverarbeitung, die international Agieren, ein großes Problem. Denn bei Anlagen, die außerhalb der EU gebaut werden, könnten internationale Mitbewerber, die hochwertigen Komponenten einsetzen, während europäische Hersteller Lösungen mit mehr Verschleiß und weniger Sicherheit anbieten müssten oder für den internationalen Markt nicht mehr in Europa fertigen könnten.

Der VDMA fordert daher:

  • Eine differenzierte Regulierung der PFAS- Stoffe, die auf einer wissenschaftlichen Basis beruht,
  • eine generelle Ausnahme vom Verbot für Polymere „of low concern“, die nachweislich ungefährlich sind,eine Ausnahme vom Verbot für PFAS-Produkte, die nicht mit der Umwelt in Berührung kommen (zum Beispiel, weil sie im Inneren einer Maschine verbaut sind),
  • eine deutlich längere Übergangsfrist bis zum Inkrafttreten des Verbots als die angedachten 18 Monate,
  • eine sehr viel längere oder unbefristete Zeit, in der PFAS-Stoffe für Ersatz- und Verschleißteile für bereits im Markt vorhandene Maschinen und Anlagen genutzt werden dürfen.

Was außerdem wichtig ist

Außerdem sollte die Marktüberwachung und der Vollzug von Anfang an konsequent mitgedacht werden. Was bei aller Kritik aber auch wichtig ist: Das eigentliche Ziel der EU, die giftigen oder krebserregenden Vertreter der PFAS aus der Umwelt zu verbannen, ist absolut richtig und sollte voll und ganz unterstützt werden. Clustern ist hier auch sinnvoll, aber nicht alles in einen Topf.

 

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